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Grusel Box: Drei Mystery-Thriller (German Edition)

Grusel Box: Drei Mystery-Thriller (German Edition)

Titel: Grusel Box: Drei Mystery-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Nicholson
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nicht sicher.
    Archer lächelte vom Pult herab, seine Zähne glänzten im Kerzenlicht. Und neunundzwanzig Menschen lächelten zurück, Mama Bet und Whizzer und Lester Matheson und Mom und sogar Tim. Nur Ronnie zweifelte. Es schien so, als ob auf der ganzen Welt nur Ronnie nicht verstand und glaubte.
    Und Ronnie fragte sich, ob er der einzige war, der das Sichregen und Scharren im Glockenstuhl hörte.
     
    »Opfer sind die Währung Gottes«, sagte Archer zu seiner Gemeinde, während er das vorbereitete Abendmahl von einer Ablage unter dem Pult nahm. Der Teller war mit einem dunklen Tuch bedeckt, aber auf dem Stoff waren trotzdem Flecken zu erkennen. Archer atmete den süßen Duft ein.
    Den Ritus auszuführen gefiel Archer am Messias-Spielen am besten.
    Riten waren wichtig für die Kirchengemeinde. Das galt für Katholiken, Baptisten, Juden und Muslime ebenso, wie es für die unglücklichen Mitglieder des Tempels der Zwei Sonnen gegolten hatte und nun für diejenigen im Schoß der roten Kirche galt. Es war die Handlung, die sie zu einer Gemeinschaft machte und an Archer band, die sie willig machte, in der Währung von Opfern zu bezahlen. Und die Aufgabe des Predigers war, dafür zu sorgen, dass die Show den Eintrittspreis wert war.
    »Und Gott sandte seinen Sohn, der die Welt in die Irre schickte«, sagte Archer und hob das Abendmahl. »Und dieser Sohn, der schreckliche, gotteslästerliche Jesus, den sie Christus nannten, gab den Menschen sein Fleisch, damit sie verunreinigt würden. Und Gott blickte herab und er sah, dass das Böse auf die Welt losgelassen war.«
    Archer blickte seine Gemeinde an. Die »alten Familien«. Das lebendige Fleisch derjenigen, die vor so vielen Jahrzehnten Wendell McFall ermordet hatten. Sie hatten ihre Reinigung verdient. Wut loderte in seiner Brust, aber er behielt das sanftmütige Lächeln auf seinem Gesicht. Einer seiner Mundwinkel zuckte, aber er bezweifelte, dass das von irgendjemand bemerkt wurde. Die Lämmer waren zu sehr auf die Gabe fixiert.
    »Und weil wir verunreinigt wurden, müssen wir gereinigt werden«, fuhr er mit anschwellender Stimme fort, auf den Höhepunkt hinarbeitend.
    Er fühlte das Sichregen im Glockenstuhl und erkannte, dass sich sein Schatten ein neues Opfer ausgewählt hatte. Heute Nacht würde es der Junge sein.
    Aber zuerst mussten die Familien die Bitterkeit ihres Verrats zu schmecken bekommen. Sie mussten das Ausmaß ihrer Frevel erkennen. Sie mussten sich der Reinigung würdig erweisen. Er würde sie speisen. Matheson, Buchanan, Potter, Day, alle.
    Er blickte herab auf seine Mutter in der ersten Bankreihe. Sogar seine teure Mutter musste gereinigt werden. Vielleicht hatte sie es mehr verdient als alle anderen. Der Ritus war seine heilige Pflicht, der Grund, weshalb er zur Gestalt geworden war. Er würde sie nicht enttäuschen.
    Archer hielt den Teller vor sich und blickte nach oben.
    Denn du bist ein eifernder Gott.
    Er senkte den Kopf, um sein Grinsen zu verbergen, dann stieg er vom Podium und gab den Teller seiner Mutter. Er hob das Tuch und beobachtet ihr Gesicht, als sie nach der Kommunion griff. Sie öffnete den Mund und schob den Leib zwischen ihre verrotteten Zähne.
    Draußen näherte sich die Welt der Mitternacht.
     
    Frank und Sheila befanden sich auf der Straße unterhalb der Kirche, als die Gemeinde verstummte. Dann begann eine Predigt, die die hölzerne Hülle der Kirche erfüllte, und obwohl sich die Worte zu einem undifferenzierten Klangteppich verbanden, erkannte Frank Archers Stimme.
    Durch die Bäume ein paar Meter vor ihnen war zu sehen, wie der verwaschene Körper von Franks Bruder zwischen den hellen Grabsteinen schwebte. In der Stille der Nacht glaubte Frank fast, das Geflüster der Wolken hören zu können, die das Gesicht des Monds berührten. Der Sheriff verstärkte seinen Druck auf Sheilas Hand, zu gleichen Teilen um sich zu vergewissern, dass sie wirklich war, und um seine Furcht zu verringern. Sie drückte zurück.
    Samuel drehte sich um, Franks teurer, verstorbener Bruder, Franks größtes Versagen. »Du musst mich noch einmal töten, Frankie«, krächzte Samuel. Obwohl der Geist lächelte, gaben die blauen Augen keine Regung preis.
    »Dich töten?« Frank taumelte in den Bereich aus Unkraut und Sträuchern, der den Friedhof umgab. Er wusste, wo Samuel jetzt war. Er erkannte die Form des Grabsteins aus Granit, die beiden Steine daneben. Zu Hause. Samuels Zuhause.
    »Samuel?«, sagte Frank mit leiser Stimme. Er hatte hier

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