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Grusel Box: Drei Mystery-Thriller (German Edition)

Grusel Box: Drei Mystery-Thriller (German Edition)

Titel: Grusel Box: Drei Mystery-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Nicholson
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Bibel-Verkäufer, andere sagten nur mit einem Koffer und einem Skalpell.
    Roby hatte angesichts des Schicksals des Bestatters weder Trauer noch Freude empfunden. Barnaby war davon überzeugt, dass in Robys Adern das Blut der Clawsons floss und er vielleicht ein entfernter Cousin war, und er hatte Roby sogar einen Job angeboten. Aber Roby bereitete dieser Teil der Trauerhilfe – die Vorgänge hinter verschlossener Tür, die Verstümmelungen, die offensichtliche Täuschung – kein Vergnügen. Er hatte kein Herz für eine derart nüchterne Behandlung der Verstorbenen. Außerdem war er schon vergeben.
    »Barnaby hat am Nachmittag angerufen. Er will die restlichen Blumen vorbeibringen«, sagte Anna Beth.
    »Wahrscheinlich will er sich nur wieder den Bauch vollschlagen«, sagte Alfred. Roby war klar, dass der Junge versuchte, sich als Herr des Hauses aufzuspielen, damit sich seine Mutter sicherer fühlte. Oder vielleicht schämte sich Alfred dafür, dass er geweint hatte, als er die traurige Nachricht erfuhr. Nun sollte jeder sehen, wie hart und misstrauisch er war.
    »Ich glaube, ihr solltet den Traktor nicht gleich verkaufen«, sagte Buck. »Ihr solltet erst mal drüber nachdenken.«
    »Vielleicht sollten wir ihn behalten«, sagte Alfred. »Jemand muss die Ernte einfahren, und es gibt immer ein nächstes Jahr. Natürlich, wenn der alte Friedhofs-Barnaby uns bis auf den letzten Cent schröpft, müssen wir vielleicht sogar die Farm verkaufen.«
    Ein Gefühl der Wärme durchströmte Roby, nicht unbedingt Wut, eher eine feine Vibration. »Ich habe gesagt, dass ich mit ihm reden werde. Er ist ein guter Christ. Sie sollten dankbar sein, dass es jemanden gibt, der sich um die ganzen Details kümmert. Was hätten Sie ohne ihn gemacht?«
    Alfred beugte sich nach vorn. Eine Hand hatte er auf Cindy Parsons’ Knie gelegt. Sie blickte seine Hand an, als ob sie eine Spinne wäre, die unter ihrem Rock hochkrabbeln wollte.
    »Daddy hat immer gesagt: ›Werft mich einfach in den Weiher und lasst die Fische an mir knabbern‹«, verkündete Alfred. »Wenn er hergerichtet und begraben ist, wird er sich im Grab umdrehen wegen all der Verschwendung. Wie teuer war der Sarg? Zweitausend? Zweieinhalb?«
    Das Gesicht der Witwe fiel in sich zusammen. Der erste Schluchzer klang wie ein Kichern, trocken und nasal.
    Geht zu ihr , befahl Roby stumm. Herrgott nochmal, tröstet die arme Frau.
    Er hätte es selbst getan, aber es gab Dinge, die man besser der Familie überließ. Obwohl sie dachten, dass er mit ihnen verwandt war, war das nicht seine Aufgabe. Es war Marlenes. Nicht nur, weil sie die Älteste war – sie war auch eine Frau. Alfred hatte klar gemacht, dass er sich keine weiteren unkontrollierten Ausbrüche von Empfindsamkeit zu Schulden kommen lassen würde. Anna Beth saß mit offenem Mund da und Sarah war damit beschäftigt, Fussel vom Saum ihres Kleids zu zupfen.
    »Wann ist die Beerdigung?«, fragte Cindy Parsons.
    »Übermorgen«, antwortete Alfred.
    Roby suchte in seinem Inneren und fand die Größe, Cindy zu vergeben. Sie hatte nicht viel Erfahrung mit Beerdigungen. Die Parsons neigten zu Langlebigkeit und vermehrten sich nur spärlich, weshalb Todesfälle eher selten waren. Vielleicht würde er sie nach dem Leichenschmaus zur Seite nehmen und ihr raten, in Zukunft besser die Todesanzeigen in der Zeitung zu lesen.
    Die Witwe hustete mehrmals, unterdrückte ihr Schluchzen und wischte sich wieder die Augen. »Die Blumen brauchen Wasser«, sagte sie.
    Weiße Chrysanthemen. Sie gehörten zu Barnabys Spezialitäten. Er hatte nebenbei ein Blumengeschäft am Laufen. Einer seiner Jungs hatte sich als schwul entpuppt, was aber einfach nur der Statistik entsprach und nichts damit zu tun hatte, dass er in der Trauerbranche aufgewachsen war. Und es war der andere Junge, der den Blumenladen führte. Hochzeiten, Geburtstage, Geburten, Todesfälle – Barnaby profitierte von so ziemlich jedem erinnerungswürdigen Ereignis, egal ob traurig oder freudig. Er war sogar geweiht und konnte, falls nötig, eine Eheschließung leiten.
    »Ich hole die Kanne«, sagte Anna Beth im Bemühen, sich nützlich zu machen.
    »Hier«, sagte die Witwe. Sie hob ein Glas hoch und hielt es Anna Beth hin.
    Alle Anwesenden erstarrten. Es war das Glas für Jacobs Zahnprothese. Wenn er abends Bier getrunken hatte und zu müde zum Tabakkauen war, pflegte er seine Zähne aus dem Mund zu nehmen und sie in das Gefäß fallen zu lassen. Dann legte er die Fersen seiner

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