GU Liebevolle Gebote fuer ein erfuelltes Leben
Steuerzahlern versorgen.«
Der Wunsch nach Unabhängigkeit
Manchmal gestehen wir anderen eher Hilfe zu als uns selbst. Da spielt Stolz mit und der Wunsch nach Unabhängigkeit. Wir haben Angst, uns schwach und verletzlich zu zeigen, bedeute, abhängig zu werden. Oder wir glauben, dass wir der Hilfe nicht wert sind. Doch wenn wir unsere Wünsche und Bedürfnisse hinter die von allen anderen stellen, dann nehmen wir uns auch von der Liebe aus.
In diesem Buch geht es um liebevolle Gebote, mithin um Liebe. Aber weshalb sollte diese Liebe nur die anderen im Blick haben, weshalb nur suchen, wo sie anderen helfen kann? Wir sollten uns nicht von der Liebe ausnehmen und keine Angst vor der fürsorgenden Tat anderer haben. Nur so kann die Liebe den Weg in das Herz derer finden, die sich eigentlich doch so sehr wünschen, dass ihnen auch einmal geholfen wird, unspektakulär, einfach und liebevoll.
»Die Liebe, soll sie sich verströmen, darf keine Unterschiede machen, wem sie gelten darf und wem nicht.
Die anderen dürfen Hilfe empfangen, aber ich darf das nicht – das funktioniert nicht, das verstößt gegen das Grundgesetz der Liebe.«
Ausgerechnet ein Geheimdienstler hilft mir
Es war so weit. Wir, fünf Frauen, fuhren mit einem kleinen, klapprigen VW Passat gen Süden in Urlaub. Vierzehn Tage lagen vor uns. Die Geschichte trug sich noch in der Zeit der Diktatur zu. Wir unternahmen den Urlaub für Denise, die stellvertretende Leiterin unseres Kindergartens. Sie war gerade aus dem Gefängnis entlassen worden. »Staatsfeindlich« hatte die Anklage gelautet. Nach vier Monaten Gefangenschaft wollten wir Denise aufbauen.
So brachen wir lustig in den Süden auf. Eine lange Reise lag vor uns. Zu Beginn war die Straße gut, doch das änderte sich jäh. Am späten Nachmittag platzte erst ein Reifen und dann gleich noch einer. Wir standen zu fünft auf der Straße. Die geplatzten Reifen montierten wir ab, den Ersatzreifen auf. Aber einer allein reichte nun mal nicht. Die Nacht brach herein. Wir waren auf Hilfe angewiesen. Nicht dass ich mir gern helfen lassen würde! Immer schaue ich zuerst, was ich selber tun kann. Die Tatsache, dass ich Hilfe brauchte, bereitete mir kein angenehmes Gefühl. Ganz im Gegenteil. Aber es gab keine andere Lösung. An dieser Stelle war die Straße schlecht, und sie blieb es auch für die nächsten zwölf bis fünfzehn Kilometer! Sie führte durch unbewohntes Gebiet, erst danach gab es wieder Ansiedlungen. Schließlich gelang es mir, einen Autofahrer anzuhalten. Und tatsächlich: Er wollte uns helfen. Wir packten die beiden Reifen in sein Auto, ich kletterte mit ins Auto, und zusammen machten wir uns auf den Weg zu einer Werkstatt. Die normale Arbeitszeit war schon längst vorbei, und natürlich gab es nirgendwo so etwas wie einen Notdienst. Doch schließlich fanden wir jemanden, der bereit war, sich unserer Reifen anzunehmen.
Ein geduldiger Helfer
Der Fahrer legte eine erstaunliche Geduld an den Tag, was anzunehmen mir schwerfiel. Er hatte sicher schon zwei Stunden für uns geopfert. Dabei musste er doch sein eigenes Ziel verfolgen. Es war gegen zehn Uhr abends, als die Reifen endlich fertig waren.
Auf der Rückfahrt kamen wir ins Gespräch. Er fragte, was wir arbeiteten, und ich sprach kurz über das, was wir machten. Ich erzählte damals von unserem Dienst in den Armenvierteln immer sehr vorsichtig, weil die Arbeit in den Siedlungen als Widerstand gegen die Diktatur, gegen dieses Schreckensregime, betrachtet wurde. Das aber war lebensgefährlich. Gefängnis, Folter und Tod drohten Menschen, die sich offen widersetzten. Der Geheimdienst war unberechenbar. Hinter jedem Menschen im Land, der nicht mit dem Regime einverstanden war, sah man einen Kommunisten, jede Kritik war verdächtig und konnte zu sofortiger Verhaftung, zu Verhören und Folter führen.
Als wir über die Situation im Lande redeten, merkte ich, dass dies dem Fahrer irgendwie unangenehm war. Das fiel mir auf, aber ich konnte es nicht richtig einordnen. Vorsichtig war ich sowieso immer. Gleichwohl fühlte ich mich beschenkt durch die Begegnung mit ihm. Geld wollte er nicht annehmen, und so blieb mir nur, ihm dafür zu danken, dass er uns gedient hatte. Und er zeigte sich noch weiter für uns verantwortlich. In der Werkstatt waren wir gewarnt worden, dass wir mit diesen Reifen sehr vorsichtig sein sollten – sie seien zwar geflickt, aber wenig belastbar und die Straße sei sehr schlecht. Deswegen fuhr unser Helfer zwölf lange
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