GU Liebevolle Gebote fuer ein erfuelltes Leben
Ich finde, ihr schätzt das manchmal nicht genug und bringt es dadurch in Gefahr. Liebe ist die Kraft, die die Gesellschaft verändern kann. Mischt euch ein, wenn Menschen hier einen Stundenlohn von fünf Euro bekommen. Das darf nicht sein, das ist würdelos. Sagt, wir wollen nicht, dass die Schere von Arm und Reich weiter auseinandergeht. Ihr seid alle verantwortlich. Liebe ist aktiv. Immer.
Wer liebt, ist frei
Die Liebe ist eine der stärksten und vitalsten, vielleicht sogar die vitalste Kraft. Aber selbst die Liebe braucht, soll sie zu voller Blüte kommen, Bedingungen.
Liebe lässt sich nicht erzwingen
Die wichtigste Bedingung: Liebe braucht Freiheit. Oder umgekehrt: Man kann Menschen zwingen, etwas zu tun oder zu lassen. Aber niemand kann einen Menschen zwingen zu lieben. Ob ein Mensch liebt oder nicht – das ist immer seine ureigenste Entscheidung. Trifft jemand die Entscheidung zu lieben, dann wird alles möglich. Wirklich alles. Wer sich überreden oder gar nötigen lässt, etwas zu tun, weil es einfacher ist, weil er niemanden verletzten will, weil es viele Vorteile hat, der wird einen hohen Preis zahlen.
Da ist die Schwiegermutter. Nach einem leichten Schlaganfall kann sie nur noch begrenzt für sich sorgen. Wenn sie zu ihrem Sohn und dessen Frau ziehen würde, müsste ständig jemand da sein. Der Mann verdient deutlich mehr – wenn, dann müsste also die Schwiegertochter diejenige sein, die im Job ausscheidet. Sie zögert. Sie will nicht herzlos erscheinen, sie will nicht verantwortlich sein, dass die Mutter ihres Mannes auf fremde Menschen angewiesen ist. Sie will aber auch nicht ihren Beruf für die Schwiegermutter opfern. Was für eine schwierige Entscheidung!
Eine Entscheidung fürs Leben
Oder das kinderlose Ehepaar. Beide sehnen sich nach Kindern, die sich trotz teurer und aufwendiger Behandlungen in einem spezialisierten Kinderwunschzentrum nicht einstellen wollen. Die Frau kann den Wunsch nicht aufgeben, der Mann sich die Vaterrolle aber nur für leibliche Kinder vorstellen. Weil der Wunsch seiner Frau so groß ist, lässt er sich schließlich doch auf eine Auslandsadoption ein, für eine Inlandsadoption sind beide zu alt. Das Kind ist in seinem Heimatland schwer traumatisiert worden. Schon als Kind, später als Jugendlicher häufen sich die Probleme. Der Vater, der innerlich nie wirklich eingewilligt hat, verlässt die Familie, als zum ersten Mal die Polizei wegen des Sohnes vor der Tür steht: So hat er sich das Leben mit seiner Frau nicht vorgestellt!
Eine Entscheidung, die wir nur anderen zuliebe treffen, trägt uns viel weniger als eine, hinter der wir mit ganzem Herzen stehen. Spätestens in Belastungssituationen holt uns das ein, selbst wenn wir die besten Absichten hatten.
»Wirklich lieben kann nur, wer frei ist zu lieben. Zwang und Liebe, das passt nicht zusammen. Wer aber frei wählt zu lieben, der kann von nichts und niemandem beschädigt werden, was auch immer geschehen mag.«
Wie Diego uns zeigt, dass echte, wahre Liebe befreit
Kurz vor Weihnachten 1975 trat Diego, ein Jahr und neun Monate alt, in unser Leben. Wir holten ihn, alarmiert von den Nachbarn, mit seinen zwei Geschwistern Patricia und Camillo, fünf und vier Jahre alt, aus einer Hütte. Die jungen Eltern hatten die Kinder in höchster Verzweiflung zurückgelassen. Zwei Wochen war das schon her. Das Schreien der Kinder vor Hunger hatte die Nachbarn verrückt gemacht. Für die größeren Kinder fanden wir ein Kinderheim, Diego blieb bei uns.
Er war brutal unterernährt und wog gerade mal 4700 Gramm. Der Kampf um sein Leben war dramatisch: Jeden Tag hielt ich ihn auf dem Schoß, mit seinem dicken Hungerbauch, abgemagerten Ärmchen und Beinchen und dem grauen, dünnen Gesicht eines alten Mannes mit großen schwarzen Augen. Ich versuchte, Diego mit ein wenig Salz und Zucker im Wasser zu rehydrieren. Stunden verbrachte ich damit, ihm ein paar Löffelchen Milch zu füttern.
Mein Herz hatte kaum Hoffnung, dass er überleben würde. Aber Diego schaffte es, auch wenn er klein und schmächtig blieb.
Um stark zu werden, ging er mit zwölf Jahren zu den Pfadfindern. Mit fünfzehn wollte er selber mitarbeiten und half, eine Pfadfindergruppe mit Straßenkindern aufzubauen. Alles wurde gut. Doch plötzlich, mit siebzehn, verunglückte er während eines Pfadfinderlagers: Halswirbelbruch. Sein gesamter Körper war fortan gelähmt.
Wieder bangten wir um sein Leben. Im staatlichen Krankenhaus konnte er nicht bleiben – wir
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