GU Liebevolle Gebote fuer ein erfuelltes Leben
diese Weise kann der Staat euren Lebenslauf verfolgen und herausfinden, ob unsere Ausbildung einen Wert hat.«
Nein, nein und nochmals nein! Niemals würde ich mich auf ein solch zynisches Ansinnen einlassen, niemals so viele Jugendliche verraten. Noch nicht einmal einen einzigen. Das wäre grausam gewesen, und ich wollte es weder zulassen noch mich daran beteiligen.
Auf eigene Verantwortung
Es war ein großes Risiko, aber ich zögerte keinen Moment, und wir begannen mit dem Unterricht, und zwar für alle von uns ausgewählten Bewerber. Auf unsere Verantwortung natürlich. Zur Not würden wir alles Geld alleine auftreiben. Leider gab es unter den sonst mit uns verbündeten acht Organisationen in der Handwerksausbildung nur eine einzige, die auf unserer Seite stand.
Der Arbeitsministerin teilte ich mit, dass diese Studie ethisch für uns nicht tragbar sei. »Die Menschen im Armenviertel sind meine Familie. Ich kämpfe für sie«, erklärte ich.
Das waren schwere Wochen. Ich erzählte Rafael von den Bedingungen der Studie. Er ist im Vorstand von Cristo Vive Chile und ein sehr erfolgreicher, international arbeitender Headhunter. Ich wusste, dass er die Ministerin vom Studium her kannte.
»Das ist Selektion übelster Art. So etwas darf nicht passieren und wir dürfen es nicht zulassen. Ich werde der Ministerin schreiben.« Er schrieb den Brief, und ich war bereit, nach vorheriger Ankündigung gegenüber dem Ministerium – um Transparenz zu wahren –, das Ganze der Presse zu übergeben, für die der Vorgang natürlich ein gefundenes Fressen gewesen wäre. Wenige Wochen später erhielt ich endlich die erlösende Nachricht: Unserem Einspruch wurde stattgegeben. Die Arbeitsministerin hatte die geplante Studie zurückgezogen.
MEINE EINLADUNG AN DICH: ENTDECKE DIE KRAFT DER SOLIDARITÄT
Wie anders könnte die Welt sein, wenn wir die Menschen um uns herum als unsere Geschwister betrachteten! Wenn wir uns nicht nur um die eigenen, sondern auch um die Probleme der anderen kümmern würden!
Erweitere den Kreis deiner liebsten Menschen
»Vor Gott sind alle Menschen gleich.« Im Christentum gibt es schöne Bilder, die zeigen: Gott macht keine Unterschiede. Nun, wir sind Menschen und wir ziehen den Kreis, wen wir zu unseren Liebsten zählen, eher eng. Wenn du das ändern willst, stell dir die Frage: Wie würde ich mir das für meine Familie wünschen?
Ein Beispiel: Du erfährst, dass Apfelbauern einem Gewerbegebiet weichen sollen. Informiere dich, sprich mit den Betroffenen. Lade alle interessierten Menschen zu dir nach Hause zu einem Informationsabend ein. Und dann redet! Miteinander und mit Politikern. Schreibt Leserbriefe, sammelt Unterschriften, organisiert eine Bürgerversammlung. Sucht euch Unterstützung bei erfolgreichen Bürgerinitiativen. Und schaut mal, ob die Apfelbäume nicht stehen bleiben können.
Die Kraft der Solidarität
In der Schulzeit lernen die Schüler und Schülerinnen entweder: »Wir sind wichtig für die Menschen hier, die interessieren sich für uns.« Oder sie machen die Erfahrung: »Ob unsere Toiletten stinken, die Wände voll Graffiti sind und dauernd Stunden ausfallen, das interessiert doch keinen. Also interessiert sich auch niemand für uns.«
Sieh hin bei den Schulen in deiner Umgebung! Interessiere dich. Das kann auf vielen Wegen geschehen: Wenn du handwerklich geschickt bist – jede Schule hat marode Ecken und keine Kommune hat genug Geld, sie alle zu renovieren. Wenn du etwas Geld übrig hast, dann gibt es sicher einen Förderverein. Wenn du ein Talent hast, dann gibt es gerade in den Nachmittagszeiten einen ungeheuren Bedarf an zusätzlichen Angeboten: Musizieren, Sprachen, Sport …
Auch hier hilft die Frage: Zu welchen Angeboten würde ich meine Kinder und Enkel gern schicken?
Viele Menschen haben verlernt, solidarisch zu fühlen und zu handeln. Aber es lohnt sich, das neu zu entdecken. Für die anderen – und für uns selbst. Du wirst es an der Liebe merken, die durch dein Herz fluten wird!
Ich will lernen, alle Menschen zu lieben
Alle Menschen brauchen die Kraft der Liebe, auch unsere Politiker brauchen Liebe, um das Gemeinwohl zu sichern. Mit Politikverdrossenheit, mit Verachtung für Politiker kommen wir nicht weit. Es geht nur miteinander, nur indem wir gemeinsam das tun, was für alle gut ist. Nicht nur »für mich, meine Familie und meine Stadt«.
Ihr lebt in einem schönen Land mit enormem Reichtum, das – noch – ein wunderbares Netzwerk der Solidarität besitzt.
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