GU Liebevolle Gebote fuer ein erfuelltes Leben
Liebe auszudehnen, von der Familie auf andere Menschen. Ihre Nächstenliebe wurde politisch, als sie die Solidarität entdeckten. Häufig bedauern sie, dass das erst so spät geschah, weil sofort ein neues, tieferes Glück in ihr Leben einzog und es leuchten ließ. Möge dieses Glück, möge die Liebe immer in eurem Leben leuchten.
»Es kann sein, dass du in deinem Leben nicht immer die volle Ernte, den vollen Gewinn deiner Arbeit nach Hause trägst. Aber das wahre Glück liegt nicht im Ernten. Auch wenn wir das oft so sehen, ist das ein Irrtum. Dein Glück liegt im Säen. Wenn du gut gesät hast, hast du dein Leben gut gelebt.«
Epilog: Liebe trägt Früchte
Ach, eine letzte Liebesgeschichte will ich euch noch mit auf den Weg geben. Es geht um viele Hundert Bäume. Angefangen hat alles in einem Klostergarten und mit einem Traum.
Ich war gerade in Chile angekommen. Das Ordenshaus lag in Santiago, hoch oben über der Stadt im Reichenviertel Las Condes. Im Garten des Klosters standen wunderschöne Aprikosenbäume. Gärten und Früchte kannte ich aus meiner Kinderzeit von dem Leben auf dem Bauernhof meiner Großeltern.
Ich weiß nicht, warum, aber die Früchte hatten von Anfang an einen ganz besonderen Zauber für mich. Sie schmeckten so sonnensatt, so aromatisch. Ich habe sie geliebt, allein ihren Anblick, auch ohne zu wissen, was ich heute über sie weiß: wie pflegeleicht sie sind, resistent gegen Pilze und Ungeziefer. Sie wachsen schnell und tragen großzügig Jahr für Jahr Früchte. Sie beinhalten viele Vitamine und selbst noch die Aprikosenkerne sind als ein heute sehr geschätztes Mittel gegen Krebs nützlich.
Im Kloster kamen die Aprikosen als Kompott oder Marmelade auf den Tisch. In der Erntezeit gab es sie auch so zu essen, jede von uns erhielt einige zugeteilt, drei oder fünf, eine Handvoll. Wie köstlich schmeckten sie mir! Aber, ganz ehrlich, ich wünschte mir mehr davon. Und ab und zu ging ich zum Rosenkranzbeten in den Garten und pflückte mir einige Früchte. Das war zwar nicht ausgesprochen verboten – aber es ziemte sich nicht, sich als Schwester nicht beherrschen zu können. Nun, mein Verlangen nach Aprikosen war stärker als die Furcht vor dem, was die anderen von mir dachten.
So stand ich eines Tages wieder unter einem Aprikosenbaum, pflückte die Früchte, kostete ihre Süße, genoss die Fruchtsäure. Plötzlich wünschte ich mir, dass alle Menschen so viele Aprikosen essen könnten, wie sie möchten. Wie in einem Traum sah ich Hunderte von Aprikosenbäumen, natürlich in Armenvierteln.
Schatten und Früchte für alle
Als ich später in den Armenvierteln unter den Menschen lebte und in der Zeit des großen Hungers in sengender Hitze die aufgetriebenen Bäuche der Kinder behandelte, erinnerte ich mich an diesen Wunsch – ich träumte von Schatten und Früchten für alle.
So pflanzte ich mit einer Freundin Bäume, sicher fünfzig allein im Kindergarten. Von »Brot für die Welt« bekam ich das Geld, um Wasser zur Bewässerung zu kaufen. Aber die Kinder konnten die Finger nicht von den Pflanzen lassen. Wenn einmal ein Bäumchen gedieh, dann wurde es ganz sicher das Opfer von Jugendlichen, die sich abends langweilten und die kleinen Ruten zerstörten …
Erst als ich Ende der 70er-Jahre meiner deutschen Freundin Bärbel erzählte, wie gerne ich mit Aprikosenbäumen für Nahrung und Schatten sorgen würde, wendete sich das Blatt. Sie berichtete zu Hause, in Göttingen und Hannover, von meinem Wunsch. Es gab einen Geburtstag, bei dem eine große, leere Leinwand aufgestellt wurde, daneben ein Aprikosenkorb. Wer wollte, konnte eine Aprikose nehmen, dafür 1,50 DM in eine Spendendose legen und damit einen Baum finanzieren. Kaum zu glauben, aber kurze Zeit später bekam ich das Geld für mehr als tausend Bäume überwiesen! Ich war überwältigt und machte mich sofort ans Werk. Auf einer Plantage besorgte ich Aprikosen-, Orangen- und Zitronenbäume. Dann sollten die jungen Bäumchen in den Siedlungen angepflanzt werden. Dazu luden wir erst einmal im Gottesdienst alle ein, die Ruten mitzunehmen, mit der einzigen Auflage, sie vor dem Haus zu pflanzen und sich um sie zu kümmern. Bald fragten uns auch Nachbarn, Eltern aus den Kindergärten und Menschen aus anderen Siedlungen nach Bäumen. Ich bekam Nachschub von den Pfadfindern aus Deutschland, und so pflanzten wir Tausende von Bäumen.
Und dieses Mal gelang es. Diese Bäume wurden von den Menschen, die sie gepflanzt hatten, gehütet. Mit den
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