Guardian Angelinos (03) – Sekunden der Angst
Rhythmus, etwas schneller als gewöhnlich, aber nicht so schnell wie, na ja, um drei Uhr in der Frühe, als er mit Vivi geschlafen hatte. Das hier war eine andere Art von Adrenalinrausch, eine andere Art von Höhepunkt. Er würde dieses Gefühl vermissen, wenn er erst in L . A. hinter seinem Schreibtisch saß.
Und ganz sicher würde er den Drei-Uhr-Morgen-Sex mit Vivi vermissen.
Am Rand des Kais stellte Sutton den Motor des Quads ab, ohne sich dessen bewusst zu sein, dass die Augen des FBI auf ihn gerichtet waren. Emmanuel legte mit dem Boot an, blieb aber an Deck. Sie diskutierten, in seinem Versteck vermochte Colt indes nichts von dem Gesagten zu verstehen.
Eine gespannte, fast fühlbare Stille breitete sich aus. Die sieben Agenten bereiteten sich auf den Zugriff vor, als der Schlepper endlich anlegte. Eine rostige Bootsluke sprang knirschend auf und ein Mann trat an Deck. Er war schon älter, vermutlich Laote oder Vietnamese, und sprach mit Emmanuel, der weiter auf der Jacht blieb. Eine Minute später strömte die »Fracht« aus dem Unterdeck des Schleppers ans Tageslicht.
Abgemagert, zerlumpt, keiner älter als fünfzehn, elf Mädchen, zwei Jungen und zwei junge Männer, höchstens zwanzig Jahre alt. Keiner von ihnen sah aus, als hätte er in den letzten Tagen irgendetwas gegessen, und allesamt waren sie an den Armen gefesselt.
Der Schiffskapitän schob die beiden jungen Männer zuerst auf den Anleger. Sie schienen jeden jemals vorhandenen Kampfgeist verloren zu haben – und auch einen Großteil ihrer Muskelmasse. Dann kamen die Mädchen, gequält und mit leerem Blick, muteten sie an, als wären sie auf dem Weg zum Schafott.
Was sie dem Schicksal, das ihnen blühte, vielleicht sogar vorgezogen hätten. Sie liefen in einer Reihe an Emmanuels Boot vorbei, während er sie begutachtete wie ein Stück Fleisch; mehr waren sie für ihn nicht.
»Man sollte den Kerl eiskalt abknallen«, flüsterte Iverson neben ihm.
»Unser Job ist nur, ihn zu verhaften. Um seine Bestrafung kümmert sich die Justiz«, sagte Colt leise, obwohl er ihr insgeheim zustimmte.
Die Reihe bewegte sich den Anleger entlang auf den Leuchtturm zu, der malerische Hintergrund ein krasser Kontrast zu den armen missbrauchten jungen Menschen.
»Wenn Emmanuel nicht von dem Boot runterkommt, schnapp ich ihn mir«, knurrte Colt. »Ihr beide gebt mir Rückendeckung.«
Als die Kinder den Leuchtturm erreichten, wo der Fahrer wartete, hob Colt eine Hand. Zehn Sekunden, dann hieß es, sich in Bewegung zu setzen.
Eins, zwei, drei …
In diesem Moment tauchte noch ein Mädchen an Deck des Schleppers auf, sie kroch mühsam vorwärts und zog ein Bein nach. Sutton griff über die Reling des Boots und zog sie brutal hoch. Mist, sie könnten sie erschießen, wenn Colt zu früh zuschlug.
Sutton warf sie in Emmanuels Boot, und sie landete mit einem dumpfen Schlag auf der Fiberglasverschalung.
Sieben, acht.
Er musste es versuchen.
Neun. Zehn.
»Keine Bewegung! FBI!« Er preschte vor, ehe sie reagieren konnten. Augenblicklich tauchten die Agenten aus ihrer Deckung auf. Einige Kinder stießen Schreie aus, und Sutton rief etwas und warf sich auf den Anlegesteg, während Colt weiterrannte, die Pistole auf Emmanuel gerichtet.
»Keine Bewegung!«, wiederholte er, während er im Laufschritt den Steg passierte.
Doch Emmanuel schnappte sich das Mädchen an Deck, zerrte sie hart am Arm, sodass sie entsetzt aufschrie.
»Dann ist sie tot«, erwiderte er und hielt dem Mädchen eine Pistole an den Kopf. »Meine Freiheit für ihr Leben.«
»Ihre Freiheit gehört der Vergangenheit an«, rief Colt, sich dessen gewärtig, dass ihm zwei Agenten folgten, um Sutton zu ergreifen und ihm Handschellen anzulegen. »Lassen Sie die Waffe fallen.«
Sie starrten einander an.
»Ich bringe sie um.«
»Dann bringe ich Sie um«, entgegnete Colt ruhig. »Lassen Sie sie los.«
Neben ihm richtete auch Special Agent Iverson ihre Waffe auf Emmanuel. »Oder ich. Lassen Sie sie los.«
»Scheiße«, murmelte er und legte den Finger um den Abzug. »Wollen Sie, dass sie stirbt? Entweder Sie geben mir freies Geleit oder ich bringe dieses Mädchen verdammt noch mal um.«
Colt spürte, wie Iversons Blick auf ihm lastete. Und sein Entschluss manifestierte sich. Er musste diesem Arschloch das Handwerk legen, ohne dass dafür ein weiteres Menschenleben geopfert wurde.
»Geben Sie sie frei und kommen Sie von Bord, Mr Emmanuel.«
Emmanuel hob den Ellenbogen und bohrte dem Mädchen den
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