Guardian Angelinos (03) – Sekunden der Angst
umladen konnte, um sie dann weiter zu verteilen.
Er informierte seine Agenten, wies sie an, den Leuchtturm zu umstellen und nach einfahrenden Booten Ausschau zu halten. Diskret und unauffällig, aber das verstand sich von selbst. Nichtsdestotrotz, sobald Sutton seinen Weg zu Fuß oder auf einem Quad fortsetzen musste, um das Grundstück zu durchqueren, sinnierte Lang, würde er ihn entweder verlieren oder gesehen werden. Vielleicht war es das Beste, zum Haus zu gelangen und Sutton zuvorzukommen – auf seinem eigenen Quad.
Ihm den Weg abzuschneiden, sozusagen.
Er dachte an Vivi, und seine Eingeweide verknoteten sich schmerzhaft. Warum hatte sie nicht angerufen oder eine SMS geschickt? Er tippte ihre Handynummer ein und landete direkt auf der Mailbox.
Konnte er einen Agenten erübrigen, damit der sich an Vivis Fersen heftete?
Er zog von der Straße auf das Tor zu, drückte auf die Hupe und signalisierte dem kleinen Haufen Presseleute, aus dem Weg zu gehen. Er brauste die Auffahrt hoch, gelangte zum Haus, schwang sich auf ein Quad und preschte quasi vom Garagentor ins Gebüsch und den Pfad entlang, der zum Moorhaus und dem Leuchtturm dahinter führte.
Iverson rief an und berichtete, dass vor der Küste ein mittelgroßer Schlepper gesichtet worden sei und aus südlicher Richtung auf ihren Standort zukam. Ein Agent war im Leuchtturm postiert worden. Fünf weitere umstellten unauffällig den Anleger. Die Küstenwache war alarmiert.
Immer noch kein Sterbenswort von Vivi.
Colt parkte das Quad weit genug weg, um unbemerkt zum Anleger und zum Leuchtturm zu gelangen. Er ging neben Special Agent Iverson und ihrer Verstärkung in Deckung, von wo aus er in der Ferne den Schlepper beobachtete.
»Bereit zum Zugriff?«, fragte er.
Sie nickte. »Neues aus der Stadt. Auf Cara Ferrari wurde geschossen.«
Er starrte sie an. »Was?«
»Jemand hat versucht, sie mit Kugeln zu durchlöchern, auf der Toilette der Fähre, die von Martha’s Vineyard kam. Sie wurde von irgendeinem guten Samariter gerettet – Täter noch unbekannt.«
Der Täter war garantiert Joellen, die per SMS Befehle von Roman entgegennahm.
Hatte er deswegen noch nichts von Vivi gehört?
Das Motorengeräusch eines zweiten Schiffes, einer Motorjacht, unterbrach seine Gedanken und die Stille der Küste. Es kam, für alle völlig überraschend, aus nördlicher Richtung.
Irgendjemand auf einer nördlichen Position schickte eine Warnung per SMS. »Einzelner Fahrer auf Zehnmeterjacht steuert auf Anleger zu.« Emmanuel? Oder Joellen, die ihn am Leuchtturm treffen wollte?
Nachdem sie sich um Cara gekümmert hatte, wofür sie ja bezahlt wurde.
Demnach hatte Vivi mit ihrer ersten Theorie doch recht gehabt. Er brannte darauf, es ihr zu berichten. Aber im Moment richtete sich seine ganze Aufmerksamkeit auf diesen Schlepper und die menschliche Fracht, die er barg.
Der Schlepper war noch etwa hundert Meter vom Anleger entfernt und gewährte ihnen optimale Sicht auf einen abgewrackten Kahn, der aussah, als hätte er schon im Golf von Tonkin sinken müssen. Stattdessen war er mit einer Fuhre Kindersklaven an Bord über den Pazifischen Ozean und den Scheiß-Panamakanal geschippert. Eine Riesenschweinerei war das.
Wenn sie dieses Arschloch dingfest machten, würden sie einem der größten Menschenhandelsringe das Handwerk legen, zig Hunderte von Leben retten – und ihm den Posten als SAC in L . A. sichern.
Aus einer Million Gründe konnte ihm der Job in L . A. in diesem Moment gestohlen bleiben. Nein, aus einem Grund. Die Motorjacht flog mit Höchstgeschwindigkeit übers Wasser, der schlanke Bug halb in die Luft gereckt und mit heulenden Innenbordmotoren steuerte sie direkt auf den Anleger zu.
Selbst aus der Ferne konnte Colt am Steuer Roman Emmanuel ausmachen. Wir haben ihn.
Emmanuel erreichte mit seinem Schnellboot den Anleger, ein paar Minuten vor dem Schlepper, der wesentlich langsamer angetuckert kam. In diesem Moment preschte ein Quad durch das Unterholz, über die Straße und direkt an dem Graben vorbei, wo sie das zurückgelassene Quad gefunden hatten.
Gesteuert wurde es von dem Mann, dem Colt aus der Stadt gefolgt war, was seine Ahnung als richtig bestätigte. War dieser Sutton derjenige, der Vivi in diesen Tunnel gestoßen hatte? Gab es einen weiteren unterirdischen Gang, der von hier aus zu einem anderen Umschlagpunkt führte?
Sie würden es bald herausfinden, und das würde Roman Emmanuel das Genick brechen.
Colts Herz schlug in einem gleichmäßigen
Weitere Kostenlose Bücher