Guardian Angelinos (03) – Sekunden der Angst
ja …« Was denn? Ihr Kopf war völlig leer. Keine schlauen Hinweise, keine brillanten Geheimbotschaften. »Ich bin … beschäftigt.«
Der Mann brachte seine Lippen dicht an ihr Ohr. »Mach, dass du ihn loswirst.«
»Lass mich einfach in Ruhe, Lang. Mir ist egal, was du entschieden hast. Es spielt keine Rolle für mich.«
Keine Antwort, nur ein langes Schweigen. Zu lang. Er musste doch merken, dass etwas nicht stimmte. Immerhin kannte er sie ziemlich gut und wusste, dass sie so was nie sagen würde.
»Na gut«, sagte er schließlich, und seine Stimme klang genauso niedergeschlagen wie ihre.
Nein! Nein, es ist nicht gut, verdammt.
»Ich bin unten. Komm runter, wenn du fertig bist und reden willst.«
Wie konnte er bloß so begriffsstutzig sein?
»Okay«, sagte sie und klang dabei so apathisch und lethargisch, wie es nur ging. Wenn das kein Hilfeschrei war, was dann? Lang würde sicher nicht denken, dass das normal war.
Aber andererseits, wie sollte er auf die Idee kommen, dass jemand bei ihr im Bad war und sie gefangen hielt?
»Wir reden dann später«, sagte er, und seine Schritte bewegten sich eindeutig in die falsche Richtung.
Sie wollte schreien, entschied sich indes anders und rührte sich nicht, als die Schlafzimmertür zugeknallt wurde.
»Wer zum Geier bist du?«, fragte der Mann. Er wirbelte sie herum und hielt ihr die Pistole ins Gesicht.
»FBI«, log sie. »Und wer zum Geier sind Sie?«
Er wich zurück, langsam, ohne die Waffe herunterzunehmen. »Wo ist sie?«
»Keine Ahnung.«
»Blödsinn!« Seine Schweinsaugen blitzten wütend auf, als er um sie herum auf die Tür zuging. Ob er türmen wollte? Jetzt, wo er wusste, dass er die falsche Frau vor sich hatte, würde er vielleicht …
Ein Schuss explodierte. Holz splitterte, und die Tür krachte unter einem harten Tritt auf. »Runter, Vivi!«, schrie Lang.
Vivi duckte sich augenblicklich und ging hinter dem Waschtisch in Deckung.
»FBI! Waffe fallen lassen!«
Der Mann ließ die Pistole sinken, gerade so viel, um mit dem Lauf auf Vivi am Boden zu zielen.
»Fallen lassen!«, befahl Lang.
Der Angreifer schnaubte verächtlich und drückte ab. Vivi rutschte tiefer hinter den Waschtisch und entging knapp einer Kugel, die wenige Zentimeter vor ihr auf den Boden traf. Lang feuerte, noch ehe das Echo des ersten Schusses verhallte, und traf den Mann in die Brust, der mit einem weiteren, unkontrollierten Schuss den Spiegel über dem Whirlpool getroffen hatte. Ein glitzernder Regen aus Glassplittern ergoss sich in die Wanne und auf den Boden.
Vivi kreischte panisch auf, sie gewahrte, wie der Mann einen Meter von ihr entfernt zu Boden sank, Blut quoll aus der Schusswunde in seiner Brust. Seine Pistole krachte auf den Marmorboden, gefolgt von seinem erschlaffenden Körper. Unvermittelt füllte sich der Raum mit den anderen FBI-Agenten, die hinter Lang hereingestürmt kamen.
Lang machte einen Satz über den Eindringling, ließ sich auf die Knie sinken und streckte die Hände nach Vivi aus. »Bist du verletzt?«
Sie schüttelte bloß den Kopf, und das Adrenalin, das durch ihre Venen peitschte, führte dazu, dass sie unkontrolliert zu zittern begann, als sie sich von ihm hochziehen ließ. »Lang …« Sie stockte und schluckte. »Er wollte etwas …«
»Ja, dich.« Er zog sie an sich, sein Gesicht wachsweiß und seine Augen besorgter, als sie es bei ihm kannte. »Bist du sicher, dass es dir gut geht?«
»Ganz sicher.« Ihr Herz hämmerte wild, als sie mit den Händen seine Arme umschloss und sie sanft drückte. Sie versuchte ihn wegzuschieben und zu dem am Boden liegenden Mann zu gelangen. Vielleicht konnte sie noch herausfinden, worum es ihm letztlich gegangen war. »Ist er tot?«
Eine Agentin des FBI kniete neben dem Körper und fühlte den Puls. »Mausetot«, sagte sie trocken, dann blickte sie zu Lang auf. »Saubere Arbeit, Mr Lang.«
»Aber jetzt kann er nicht mehr reden«, sagte Vivi, und die Enttäuschung mischte sich mit dem Adrenalin in ihren Adern. Jetzt würden sie nie erfahren, was für einen Schlüssel er wollte und warum er bereit war, dafür zu töten.
»Sie ist diejenige, die ganze Arbeit geleistet hat«, sagte Lang und half Vivi auf. »Wirklich schlau, wie du mich hier reingelockt hast.« Seine Augen strahlten vor Bewunderung. Und es war nicht die Art von Bewunderung, die sie sah, wenn er sie in ihrer Unterwäsche anstarrte. Nein, es war die Art von Bewunderung, die einem Mädchen die Knie weich werden ließ. Aber das konnte auch
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