Guardian Angelinos (03) – Sekunden der Angst
Gebäude sicher ist. Die Polizei von Nantucket und die Bundespolizei von Massachusetts werden bald hier sein, der Gerichtsmediziner muss den Tod feststellen, und wir müssen den Kerl identifizieren. Ich verständige das FBI, und die Dienstaufsichtsbehörde wird jemanden herschicken müssen, der prüft, ob das gerechtfertigt war.«
Sie winkte ab. »Wieso sollte es nicht gerechtfertigt sein? Er war drauf und dran, mich und dich umzubringen, wenn wir ihn gelassen hätten. Cara ist da in etwas Ernstes verwickelt.«
Er legte ihr die Hände auf die Schultern und versuchte, sie mit sanftem Druck zu begütigen, was im Moment keine leichte Aufgabe war. Trotzdem musste sie einsehen, dass es Priorität hatte, wie das FBI die Sache handhabte. »Ein Mann ist tot, Vivi. Das ist entscheidender als die Tatsache, dass du so tust, als wärst du ein Filmstar.«
»Oh mein Gott!« Sie seufzte die Worte theatralisch gen Himmel. »Hörst du mir denn gar nicht zu?«
»Hörst du mir denn gar nicht zu? Ein bewaffneter Mann brach ins Badezimmer ein, um dich anzugreifen. Der einzig richtige Weg, damit zu verfahren, ist …«
»Er ist in Cara Ferraris Badezimmer eingebrochen«, korrigierte sie und schaffte es, sich seinem Griff zu entziehen. »Trotzdem will ich nicht, dass irgendjemand erfährt, dass ich nicht Cara Ferrari bin.«
Ihm blieb fast die Luft weg. »Vivi, dieses Spiel ist vorbei.«
Ihre dunklen Augen blitzten auf, gleichsam als hätten seine Worte ihr einen Stromschlag verpasst. »Es ist kein Spiel, und jetzt ist es kritischer als vorher. Der Kerl hat für jemanden gearbeitet, und das bedeutet, dass Cara immer noch in Gefahr ist und ich hier weiter gebraucht werde.«
»Tut mir leid um deinen Auftrag, Vivi, aber in den letzten zehn Minuten hat sich alles geändert.«
»Komm schon, Lang«, sagte sie und versetzte seiner Schulter einen frustrierten Stoß. »Denk wie der vorschriftsmäßige FBI-Typ, der du, wie wir ja beide wissen, bist, und lass dir erst mal alles berichten, was er zu mir gesagt hat. Denn« – sie schloss die Augen und holte tief und lange Luft, bevor sie den Satz beendete – »wenn du der beschissenen Polizei von Nantucket und der Bundespolizei von Massachusetts und dem Staatsanwalt und dem Gerichtsmediziner und dem Rest der Strafverfolgungsbehörden von New England erzählst, wer ich bin, ist es nur eine Sache von Minuten, bis es in allen Nachrichten kommt, und dann …«
»Ist es das, worum du dir Sorgen machst?« Mit einer wegwerfenden Geste seiner Hand wischte er ihre Besorgnis fort. »Die Verschwiegenheitserklärung kannst du getrost vergessen, Vivi. Die ist jetzt hinfällig. Daran bist du nicht mehr gebunden, das hätte vor keinem Gericht Bestand. Auf gar keinen Fall kannst du deine Rolle als Double jetzt noch aufrechterhalten, wo ein Mann in ihrem Haus getötet wurde. Und, mit Verlaub, du hättest ebenso gut diejenige sein können, die jetzt tot auf dem Badezimmerboden liegt.«
»Aber ich bin es nicht, weil ich meine Rolle weitergespielt habe. Er hat mich nicht umgebracht, sondern mir ein paar sehr wichtige Informationen gegeben.«
Die bloße Vorstellung, was ihr in diesem Badezimmer hätte passieren können, traf ihn wie ein Schlag in den Solarplexus. »Ich gebe zu, dass du richtig gehandelt hast. Es war verdammt riskant, aber du hast mich mit deiner versteckten Botschaft auf die Situation aufmerksam gemacht, und ich gebe auch zu, dass dir das wahrscheinlich das Leben gerettet hat. Gute Arbeit, trotzdem, ich fürchte, die Scharade ist vorbei. Ich weigere mich, diese Fakten vor dem FBI geheim zu halten. Vor allem, wenn es stimmt, was du sagst.«
»Natürlich stimmt es!«
»Du magst dir da zwar sicher sein, aber in einer derart prekären Situation ist es durchaus möglich, dass du die Fakten und Namen nicht korrekt verstanden hast. Er könnte ›Roman‹ gesagt haben, oder etwas, das so ähnlich klingt. Er hatte die Pistole auf dich gerichtet, stimmt’s?«
»Von hinten.«
»Da kannst du leicht was falsch verstanden haben.«
»Aber das habe ich nicht, und sobald dieser Roman erfährt, dass sein Killer umgebracht wurde, wird er den nächsten schicken.«
»Nicht, wenn herauskommt, dass du ein Lockvogel bist.«
»Genau, denn wenn er weiß, dass ich ein Lockvogel bin, wird er alles daransetzen, die echte Cara aufzuspüren! Was Cara in noch größere Gefahr bringt, denn dieser Typ weiß verdammt viel über sie. Und er will etwas, was sie hat. Wenn wir das mit dem Lockvogel publik machen, wird sie
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