Guardian Angelinos (03) – Sekunden der Angst
Gesellschaft identifizierte.
Wie konnte er das ignorieren?
Er zog eine Schlafanzughose an, um seine Nacktheit zu verbergen, glitt in den Flur und lauschte. Die Tonlage wurde ein wenig höher, verzweifelter. Verdammt, sie sehnte sich nach ihm.
Als er das Gästezimmer erreicht hatte, in dem Vivi schlief, klopfte er einmal, und das Wimmern hörte auf.
Und dann ließ Stella ein ausgewachsenes Bellen ertönen, und Vivi riss die Tür auf. »Diese Töle raubt mir noch den letzten Nerv.«
»Warum hast du sie nicht einfach zu mir gebracht?« Mit einer Hand hob er den Hund an seine Brust, und zum Dank wurde ihm freudig das Gesicht abgeleckt. »Frauen sollten auch mal so dankbar sein, wenn sie gerettet werden«, sagte er trocken.
»Du hast mich heute nicht gerettet, Lang, sonst hätte ich dich vielleicht auch …« Sie beendete den Satz nicht, sondern gab einem Lächeln nach und nickte, um ihn hereinzubitten, wobei ihr Blick seine nackte Brust streifte. Seine Augen taten das Gleiche mit Vivis dünnem Trägertop und ihrer Männer-Boxershorts, der Stoff mit fröhlichen Gesichtern bedruckt.
Wenn sein Gesicht da unten wäre, würde er auch lächeln.
Verdammt, er kannte die Verhaltensregeln für eine solche Situation aus dem Effeff: Einladung ignorieren, gute Nacht sagen, den kläffenden Hund nehmen und gehen.
Er trat ein.
»Was machst du?«, fragte er, als er den aufgeklappten Laptop auf dem Bett sah, der helle Bildschirm die einzige Lichtquelle in der Suite, die sie sich im Ostflügel des Erdgeschosses ausgesucht hatte, da Caras Apartment als Schauplatz eines Verbrechens nach wie vor tabu war.
»E-Mails, Recherche.« Sie streckte die Hand aus, um Stellas Kopf zu streicheln, aber die Hündin duckte sich, und Vivis Finger streiften stattdessen Colts nackte Haut. Sie zuckte zurück, als hätte sie sich verbrannt. »Ich habe versucht zu schlafen, aber ihr Verlangen nach dir war unermüdlich.«
So wie sie das sagte, schickte es ihm ein warmes Prickeln durch den Unterleib, und die leichte Anspielung zog ihn ins Zimmer, derweil sie auf das Bett zuging und ihm die Rückansicht zweier riesiger glücklicher Gesichter auf jeder ihrer Pobacken bot.
So hilflos wie der Hund auf seinem Arm folgte er ihr. »Was recherchierst du denn?«
Sie warf ihm einen vielsagenden Blick zu, zeigte dabei auf die Wände und dann auf ihre Ohren.
»Deswegen brauchst du dir keine Gedanken zu machen«, versicherte er ihr. »Während unserer Exkursion heute wurde jeder Quadratzentimeter dieses Hauses auf Wanzen untersucht. Cara hat gelogen, was deine Überwachung betrifft, mal abgesehen von der alten Dame natürlich.«
»Okay. Ich recherchiere über Menschenhandel.« Sie räkelte sich auf dem Bett vor ihrem Laptop, der sein sanftes Licht blöderweise direkt auf den fast durchsichtigen Stoff ihres Trägertops warf, ihre Brüste betonte und die Kluft zwischen ihren Wölbungen sexy hervorhob. »Wovon ich wahrscheinlich Albträume bekommen werde.«
Wie war er bloß auf die Idee gekommen, dass Vivi nicht weiblich wäre?
Colt ließ sich auf den Stuhl neben ihrem Bett fallen, worauf der Hund sich behaglich in seinem Schoß zusammenrollte. »Und was hast du herausgefunden?«
»Die Fakten sind schockierend, Lang. Ein verdammt heißes Big Business, das zweitlukrativste Geschäft der Welt.«
Er nickte. Er kannte diese traurigen Fakten, allein von FBI-Fällen, von denen er gelesen oder gehört hatte. »Das am schnellsten expandierende Verbrechen der Welt«, bestätigte er.
»Das Erschreckende daran ist, dass sie es so aussehen lassen, als wäre es völlig legal. Diese armen Menschen glauben, sie wären Teil irgendeines staatlichen Gastarbeiterprogramms oder so. Sie kommen hierher, ihre Visa werden konfisziert, sie werden in diese furchtbaren Häuser gesteckt, und« – ihr ganzer Körper wurde von einem Schaudern gepackt – »und die Mädchen, Lang. Es ist einfach schrecklich. Wir müssen diesen Kerl kriegen.«
»Ich hatte schon ein paar Fälle, natürlich viel kleinere als der hier, aber bei dem, was ich mitangesehen habe, würden sich dir sämtliche Nackenhaare hochstellen. Sag mal, willst du nicht für heute Schluss machen?«
»Ehrlich gesagt, konzentriere ich mich auch noch auf ein anderes Zielobjekt, nämlich auf unsere Haushälterin. Vielleicht weniger haarsträubend, aber trotzdem irgendwie unheimlich.« Sie warf ihm einen seltsamen Blick zu, als rechnete sie bereits damit, dass ihm nicht behagen würde, was er gleich erfuhr. »Ich habe meine
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