Guardian Angelinos: Die zweite Chance (German Edition)
humpelte zu den anderen Fenstern rund ums Haus, versuchte ihr Glück bei der Tür zu einem Hauswirtschaftsraum, indem sie zuerst anklopfte und dann an der Klinke rüttelte.
Als sie hinten um das Haus herumlief, kam Zach auf sie zugelaufen. »Es gibt definitiv eine Pfahlscheune ungefähr eine halbe Meile von hier auf der anderen Seite der Straße.«
»Hier ist niemand zu Hause«, teilte sie ihm mit.
»Perfekt. Machen wir ein paar Anrufe, decken uns mit Proviant ein und suchen uns ein Versteck auf der anderen Straßenseite.«
Nicht einzubrechen, stand nicht einmal zur Debatte. Er umrundete das Grundstück einmal, und Sam heftete sich an seine Fersen.
»Ich will den am wenigsten benutzten Eingang«, sagte er. »Und drinnen sollten wir keine Spuren hinterlassen. Das Letzte, was wir gebrauchen können, ist, dass jemand nach Hause kommt, die Polizei anruft und dann die Hubschrauber über uns kreisen.«
Er machte den Eingang zu einer Souterrainwohnung ausfindig, wie es sie in Neuengland häufig gab, und erbrachte den Beweis, dass Wasser eine Pistole nicht ruinierte: Mit einem sauberen Schuss pustete er das Schloss weg, dann betrat er das Haus und hielt Sam mit ausgestrecktem Arm zurück, damit er sich zunächst umsehen konnte.
»Ich muss erst sichergehen, dass wir allein sind.« In weniger als einer Minute kam er zurück. »Alles, was wir brauchen, ist hier unten im Souterrain. Da drüben gibt es einen Hauswirtschaftsraum mit einem Kühlschrank voller Wasserflaschen. Gleich daneben ist ein Gästezimmer. Nimm eine Decke oder ein Handtuch mit, oder sonst was, damit wir wieder warm und trocken werden. Lass nur keine Spuren zurück. Ich werde das hier benutzen.« Er hielt ein schnurloses Telefon hoch.
Schon drückte er auf den Tasten herum, während Sam mühsam an einer Soloflex-Hantelbank und einem Regal mit freien Gewichten vorbeiging.
Sie hörte nicht weiter zu und ging ins Gästezimmer, dankbar, dass der Boden auch hier gefliest war, da es so einfacher sein würde, ihre Blutspur zu beseitigen. Rasch verschaffte sie sich einen Überblick, was sie tragen konnte und was sie brauchen würden. Sie zog den Bezug von einem Kopfkissen ab und stopfte in die selbstgemachte Tasche eine Decke, Handtücher und Flüssigseife, um Wunden zu säubern. Die Kommodenschubladen waren leer. Verflucht.
»Beeil dich, Sam.«
Sie stieß die Schublade mit der Hüfte zu, dann machte sie sich daran, Wasserflaschen aus dem Kühlschrank zu räumen. An Essbarem enthielt er nur eine Schachtel Energieriegel, also griff sie hinein und nahm sich vier davon, dann wischte sie mit einem der Handtücher das Wasser und das Blut weg, das sie auf dem Boden hinterlassen hatte, und ging rückwärts wieder zur Tür.
Zach diktierte ihre Route ins Telefon, und irgendwie merkte sie, dass er nur eine Nachricht hinterließ und mit niemandem persönlich sprach. Zum Glück hörte Vivi geradezu zwanghaft ihre Mailbox ab, wesentlich häufiger als Marc. Wenn sie also nur Zeit für einen einzigen Anruf hatten, dann war sie es, dem er gelten musste.
Beim Geräusch eines Motors in der Einfahrt erstarrte Sam. Für den Bruchteil einer Sekunde blickten sie sich an, was in etwa der Zeit entsprach, die ihnen blieb, um durch den Hinterhof und in den Wald zu stürmen.
»Lauf!«, befahl Zach.
Und das tat sie, ohne sich auch nur umzublicken, warf sich zwischen die dichtesten Bäume und ließ sich mit ihrem vollgestopften Kissenbezug auf dem Boden abrollen. Sekunden später folgte Zach, genau in dem Moment, als sie eine Autotür zuschlagen hörten.
Er drückte sie nach unten, schirmte sie mit seinem Körper ab und hielt sie beide tief in den Bäumen verborgen, während Schritte über den Kies knirschten. Sam wagte nicht zu sprechen und ihr Herz hämmerte, während sie wartete und bangte.
»Er ist drin. Durch den Hauswirtschaftsraum, nicht das Souterrain.« Zach half ihr auf die Beine und nahm den Sack mit den Vorräten an sich. »Okay, gehen wir. Durch den Wald, in dieselbe Richtung wie eben, zu dieser Pfahlscheune.«
»Falls wir über die Straße kommen, ohne abgeknallt zu werden.«
»Jepp.« Er legte seinen Arm um sie. »Das ›Falls‹ kannst du laut sagen.«
Marcs Plan erforderte ein perfektes Timing, das er für gewöhnlich auch hatte. Als FBI -Agent besaß er die Fähigkeit, eine Zielperson ausfindig zu machen und zu befragen, und kam oft an Antworten und Informationen heran, bei denen andere scheiterten. Er vermisste diese Facette seines Jobs. Er vermisste jede
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