Guardian Angelinos: Die zweite Chance (German Edition)
mich.«
»Er ist dir nicht nach hier oben gefolgt, also entspann dich. Und, Sam, hat dir niemand gesagt, dass Videoüberwachungsanlagen nicht so funktionieren? Du musst dir gar keine Sorgen machen. Eine Überwachungskamera ist nur eine Linse, kein Video oder Film. Wenn jemand ein Bild von dir hat, dann derjenige, der das Restaurant überwacht. Ich bin sicher, die Polizei hat dieses Band als Beweis sichergestellt.«
»Tja, da liegst du leider falsch, und ja, die Polizei dachte das ursprünglich auch. Aber es war keine solche Kamera. Sondern eine Videokamera, die einfach nur verhindern sollte, dass Angestellte Tausend-Dollar-Weinflaschen mitgehen lassen. Sie war seit Ewigkeiten da unten. Ich dachte eigentlich, dass sie gar nicht mehr funktioniert, aber als ich runter bin, hat der Sommelier noch gesagt, dass er gerade ein neues Band eingelegt hat. Der Mörder hat die ganze Kamera mitgenommen.«
»Ich nehme an, die Polizei weiß das alles.«
»Ich habe ihnen alles gesagt.« Sie legte den Kopf in den Nacken und schloss die Augen. »Nicht, dass es eine Rolle spielt, aber ich habe versucht, zu kooperieren. Jetzt muss ich ihnen sagen, dass er mich gefunden hat. Was auch nichts ändern wird.«
»Sie werden dich unter ständigen Personenschutz stellen.«
»Träum weiter«, sagte sie verbittert. »Sie würden dich unter ständigen Personenschutz stellen. Sie würden diese Katze da unter ständigen Personenschutz stellen. Aber mich? Mich eskortieren sie nur zu Befragungen und wieder zurück und starren mich dabei böse an.«
»Warum denn?«
Sie schüttelte nur den Kopf, dann beugte sie sich vor, um nach dem Bier zu greifen. »Darf ich?«
»Bedien dich. Es ist abgestanden und warm.«
Sie führte es an die Lippen. »Genau wie ich es mag.« Er ließ sie trinken und versuchte die leise Aufwallung in seinem Inneren zu ignorieren, als ihr Mund die Stelle berührte, wo zuvor seiner gewesen war.
Vivis Handy vibrierte, und der Anruf löschte das Brennen aus und erinnerte ihn an seine vermisste Schwester.
»Wie viel weiß sie?«, fragte er mit einem kurzen Blick auf das Telefon.
»Deshalb bin ich hier. Um das rauszufinden.«
»Himmel.« Er nahm das Telefon in die Hand, als ihm etwas dämmerte. »Sie ist an dieser Story dran. Weiß sie, dass du eine Zeugin bist? Weiß dieser Typ – «
Sie winkte ab, um die Befragung zu stoppen. »Niemand weiß irgendwas. Die Öffentlichkeit weiß nicht mal, dass es einen Augenzeugen gibt. Der Einzige, der außer der Polizei weiß, was ich gesehen habe ist … er.« Sie schloss die Augen. »Der Mann, der mich gerade angegriffen hat.«
»Bist du sicher, dass er das war?«, fragte er. »Vor drei Monaten ist hinter diesem Star Market eine Frau vergewaltigt worden. Vielleicht war es auch – «
»Er kannte mich. Er hat meinen … « Sie zog die Stirn kraus und überlegte. »Hat er meinen Namen gesagt? Nein, er hat gesagt ›Ziemlich weit weg von zu Hause, oder?‹ Aber meinen Namen?« Frustriert klopfte sie auf der Armlehne herum. »Verdammt, warum kann ich mich nicht erinnern? Kein Wunder, dass die Polizei meinem Urteil nicht traut. Ich traue meinem Urteil selbst nicht.«
»Weil du dich nicht erinnern kannst, was der Kerl gesagt hat, als er dir an die Gurgel gesprungen ist?« Er blätterte bereits Vivis eingegangene Anrufe durch und rief ihren Kalender auf. »Neun von zehn Personen können das nicht, Sam. Das viele Adrenalin blockiert Hirnzellen, und du wechselst in den Überlebensmodus. Deshalb sind Zeugen in Kriminalfällen unzuverlässig.«
»Glaub mir, Zach, das weiß ich.«
Seine Aufmerksamkeit galt dem Telefon. »Wenn Vivi in fünf Minuten nicht zurück ist, gehe ich sie suchen.«
»Und wo?«
»Sie hat auf dem Handy eine Erinnerung für 328 St. Botolph Street. Sagt dir das was?«
»Ja«, sagte sie und schnappte nach Luft. »Das ist das Paupiette’s. Wo ich arbeite. Na ja, gearbeitet habe.«
Er tippte rasch eine E-Mail an ihre andere Adresse, für den unwahrscheinlichen Fall, dass sie gerade mit ihrem offenen Laptop in irgendeinem 24-Stunden-Starbucks saß. Wo bist du? Komm nach Hause oder ruf an. Er hätte fast schon auf Senden gedrückt und fügte dann noch hinzu: JETZT .
Er warf das Telefon auf den Tisch. »Warum haben sie dich denn nicht in Schutzhaft genommen, wenn du Mordzeugin warst und der Mörder weiß, wer du bist?«
»Das ist eine lange Geschichte.«
»Ich habe Zeit.« Fünf Minuten allemal. Er fixierte das Telefon und beschwor es, mit einer Antwortmail zu
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