Guardian Angelinos: Die zweite Chance (German Edition)
Geh einen Schritt zurück.« Er schloss die Tür auf und öffnete sie langsam, die Schultern straff, eine Faust geballt, sein Fuß in Position, um schnell zuzutreten. Er sprang so plötzlich nach draußen, dass er alles und jeden zu Tode erschreckt hätte, und blickte sich dann nach links und rechts um. Für eine Sekunde verschwand er aus ihrem Blickfeld, als er zu der Seite ging, von wo aus sie gesprungen war. Dann kam er wieder herein und schüttelte den Kopf.
»Nichts. Komm, gehen wir.«
Sie nickte und folgte ihm zur Wohnungstür. Hier entlangzugehen machte ihren cleveren Pflanzentrick zunichte, aber das spielte keine Rolle mehr. Sie würde ohnehin erst zurückkommen, wenn das Ganze vorüber war.
Unten passierten sie die Tür der Brodys ohne Zwischenfall, aber die Bemerkung ihrer Vermieterin lag Sam immer noch schwer im Magen, als sie um das Haus herum- und auf den Garten zugingen, um ihn durch den Zaun zu verlassen, so wie sie gekommen waren.
»Hör mal, Zach, das mit meiner Vermieterin tut mir wirklich leid.« Sie wollte nicht mitleidig klingen, aber genauso klang es. Als Antwort presste er nur die Zähne aufeinander. »Ich bin sicher, sie dachte wirklich, dass du auch für eine Kostümparty verkleidet bist.«
»Lass gut sein, Sam. Gehen wir einfach.«
Sie ergriff seinen Arm. »Zach, warte kurz. Sprich mit mir.«
»Nicht jetzt, Sam.« Er schob sie leicht vorwärts. »Geh zum Zaun.«
»Verdammt noch mal«, murmelte sie und ging vor ihm her, zum Zaun hinüber. »Wie kannst du dir eine dümmliche Bemerkung meiner Vermieterin so zu Herzen nehmen?«
»Ich nehme sie mir nicht zu Herzen.«
Sie wurde langsamer und drehte sich um, um ein für alle Mal etwas klarzustellen. »Du bist kein Monster.« Sie reckte die Arme nach oben, legte ihm beide Hände aufs Gesicht und spürte, wie sich seine Muskeln unter ihrer Berührung anspannten. »Hörst du.«
Er starrte sie bloß an.
»Du bist kein Monster«, wiederholte sie, frustriert, dass er nicht antwortete.
»Bist du jetzt fertig?«
»Nein.« Sie zog ihn näher zu sich heran, verschloss seine Lippen mit ihren und küsste ihn mit der ganzen Wut und Angst, die in ihr tobten.
Er … reagierte nicht. Nichts. Kein Kuss, keine Zunge, keine Regung, nichts.
Innerlich kalt wich sie langsam zurück, sein Gesicht immer noch in ihren Händen. Sie starrte ihn an, drei, vier, fünf nicht enden wollende Sekunden.
»Jetzt bin ich fertig«, flüsterte sie. Mit gebrochenem Herz, gedemütigt, wütend und fertig.
»Ich dachte, wir wären uns einig, dass wir so was nicht mehr machen.«
»Ich wollte nur was klarstellen.«
»Ich auch.«
Die Wut raste durch ihre Adern. »Also gut. Schön. Gehen wir.« Sie marschierte auf den Zaun zu, hob die Bretter an, die die Öffnung freigaben, und merkte, dass er ihr nicht folgte. Sie kletterte hindurch, trat dann zur Seite und hielt die Zaunlatte für ihn hoch. Aber er stand immer noch im Garten, drei Meter weit weg.
»Dann eben nicht.« Sie ließ die Bretter zurückklappen und betrat die Seitenstraße.
»Sam, warte.«
Sie ignorierte den Befehl, als plötzlich ein Motor aufheulte, Scheinwerfer sie blendeten und ein Auto nur wenige Häuser entfernt in die Straße einbog.
Sie drehte sich um, wurde vom Lichtkegel erfasst und erstarrte, als das Licht heller und der Lärm des Motors lauter wurde.
»Sam!« Zach hatte mit einem Satz die Straße überquert, stürzte sich auf sie und riss sie zu Boden, während das Auto geradewegs auf sie zuhielt. Er rollte sie aus dem Weg, und Steine bohrten sich in ihren Rücken, als Zach sie beide aus der Fahrtlinie des rasenden Wagens holte.
Der Schreckensschrei blieb ihr im Hals stecken, als das Knallen eines Schusses ihr fast das Trommelfell platzen ließ. Ein weiterer Schuss ertönte, als das Auto vorbeifuhr, und ein dritter, bevor es am anderen Ende der Straße verschwand.
Eine atemlose Sekunde lang rührten sie sich nicht. Dann sprang Zach auf, packte sie am Arm und zog sie mit sich. »Weg hier!«
Die Perücke flog ihr vom Kopf, während sie rannten, zwischen Häusern hindurchstürmten und ihr auf dem Weg zu seinem Auto der Wind um die Ohren pfiff. An der Straße zögerte er kurz und blickte in beide Richtungen, aber weit und breit war keine Spur von dem dunklen Fahrzeug, das sie beinahe überfahren hätte, noch von dem Fahrer, der auf sie geschossen hatte.
»Los.« Er zerrte sie zu seinem großen, goldenen Auto, riss die hintere Tür auf und schob sie hinein. »Leg dich auf den Boden«, befahl er
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