Guardian Angelinos: Tödliche Vergangenheit (German Edition)
kommuniziert.«
Ihr blieb der Mund offen stehen. »Du glaubst, sie ist eine Spionin?«
»Bei Fallon hatte ich jedenfalls den Eindruck«, räumte er ein und fingerte an den Seilen herum, die von der Decke aus knapp fünfzig Zentimeter breiten Löchern herunterhingen. »Jetzt muss ich bloß noch rausfinden, in welcher Reihenfolge wir sie spielen sollen.«
»Warum nicht in der Reihenfolge, in der sie auf dem Kalender standen? Hat Vivi dir gesagt, welche Buchstaben an welchen Tagen standen?«
»Ja.« Er blickte sich suchend im Raum um. »Aber ich würde gern auf Nummer sicher gehen, bevor wir die Glocken läuten. Wir haben schließlich nur einen Versuch. Hier oben müsste es doch so was wie ein Liederbuch für den Glöckner oder den Küster geben. Vielleicht auf der Ablage da?«
Ein steinerner Vorsprung lief in einer Höhe von etwa zwei Metern fünfzig entlang der Wände, zu hoch, um etwas erkennen zu können.
»Heb mich hoch, dann kann ich nachsehen«, schlug Devyn vor und kam auf ihn zu.
Er legte ihr die Hände um die Taille, hob sie hoch und drehte sich dabei langsam im Kreis, damit sie alles sehen konnte.
»Hey, da ist es.«
Er brachte sie an die Stelle, auf die sie zeigte, und sie griff nach etwas und zog ein ramponiertes Notizbuch hervor. Sie begannen, durch die handgeschriebenen Seiten zu blättern.
Keine Notenlinien, keine Musik, nur eine Seite für jedes Lied und eine Liste von zu spielenden Buchstaben. Und es gab mindestens zwei Dutzend Lieder.
»Wenn wir eins finden, das zu den Buchstaben auf Sharons Kalender passt, wissen wir, dass wir das Richtige haben.« Er holte die Serviette heraus, und Devyn blätterte die Seiten um und verglich die Noten.
»Das sind alles bloß Kirchenlieder.«
»Vielleicht auch nicht«, sagte er. »Schon vergessen, was die Kellnerin vorhin gesagt hat? Manchmal spielt jemand einfach mitten in der Stunde willkürlich irgendein Lied. Vielleicht ist das auch gar nicht so willkürlich, wie sie dachte.« Er blätterte wie wild in dem Notizbuch.
Sie überflogen die Seiten und lasen die Titel der Lieder.
»Hey, schau dir das an. Hört sich verdächtig nach einem Akronym an«, sagte er und zeigte auf den Titel »Sinners Into Saints«. » SIS . Secret Intelligence Service.«
Sie blickte fragend zu ihm hoch. »Ist das der MI 6? Wie bei James Bond?«
»Wohl eher MI 5, aber das ist nur ein feiner Unterschied. Es sind alles britische Spione. Lass uns mal die Noten vergleichen.«
Eine Hand auf den Mund gepresst, wich sie entgeistert einen Schritt zurück. »Sharon ist eine britische Spionin?«
»Oder eine amerikanische, die den Briten unter die Arme greift.«
»Das würde ja bedeuten … dass sie auf der Seite… der Guten ist.«
Er antwortete nicht, sondern verglich die Noten auf der Serviette mit dem Liederbuch. »Die Noten stimmen bei jedem zweiten Tag mit den Notizen auf dem Kalender überein«, sagte er, seine Stimme vibrierend vor Erregung über die Entdeckung. »Wenn man die Noten der ungeraden Tage im Oktober spielt, spielt man dieses Lied.«
»Und was passiert dann?«, fragte sie.
Er drehte sich zu ihr. »Es gibt nur einen Weg, das rauszufinden.«
»Glaubst du, Sharon wird kommen?«
Er zuckte mit den Achseln. »Ich vermute eher, jemand vom SIS wird auftauchen.«
»Und uns zu ihr führen«, tippte sie und griff nach dem ersten Glockenseil. »Komm, lass uns losbimmeln.«
»Nein, nein. Du musst dich verstecken.« Er zeigte in den Glockenturm. »Es wird zwar ziemlich laut da oben, aber du bist aus dem Blickfeld, falls jemand die Treppe heraufkommen sollte.«
»Ist das dein Ernst?«
»Geh. Oder die Glocken bleiben still.«
Sie blickte in die gähnende Öffnung hinauf und schnitt Marc ein Gesicht. »Es ist ziemlich weit nach da oben.«
»Willst du deine Mutter treffen oder nicht?« Er legte ihr die Hand auf die Schulter, eigentlich, um ihr einen leichten Schubser in Richtung der Tür zu geben, die zum Glockenstuhl führte, doch dann hielt er sie kurz fest.
»Du bist unfair.«
»Geh da hoch und bleib da oben.« Er zog sie leicht an seinen Körper und kämpfte gegen den sehnsüchtigen Wunsch an, sie zu küssen, wo er sich doch geschworen hatte, der Versuchung nicht nachzugeben »Egal, was hier unten passiert.«
»Was, wenn …«
»Nein«, sagte er ernst. »Wer auch immer hier auftaucht, zeig dich erst, wenn ich dich dazu auffordere. Ist das klar?«
Sie sah nicht besonders glücklich aus, nickte aber. »Du verlangst viel von einer Frau, die Höhenangst und ein
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