Guardian Angelinos: Tödliche Vergangenheit (German Edition)
um den Bodyguard zu spielen.«
»Er ist clever und gewieft, er wird zu verhindern wissen, dass ihr irgendwas zustößt.« Er beugte sich vor, sein Gesicht dicht an ihrem, waren ihre Lippen nur einen Hauch voneinander entfernt. »Ich hoffe, die beiden amüsieren sich, und befinden sich in diesem Moment sicher und zufrieden in irgendeinem Hotelzimmer.«
Sie wich zurück. »Ja. Da bin ich mir ganz sicher.«
Das hier war ein Trostpreis, tippte sie. Er wollte sie irgendwie abspeisen.
Devyn warf einen verstohlenen Blick zu Marc, der schon die ganze Fahrt über einsilbig war, seine Lippen zu einer schmalen entschlossenen Linie aufeinandergepresst. Er bog eben in einen dunklen und verlassenen Teil der Falls Road ein, die direkt an der Steinmauer des Milltown Cemetery entlangführte.
Er hatte es zwar nicht gesagt, aber seine Botschaft kam auch so bei ihr an.
Nein, kein Baby, aber ich helfe dir dabei, deine leibliche Mutter zu finden. Ein Trostpreis eben, und das war ziemlich ätzend. Aber der feste Wunsch, ihre leibliche Mutter kennenzulernen – und ihr so irgend möglich zu helfen –, brannte heißer als Feuer in ihr.
»Soll ich noch mal versuchen, ob ich durchkomme?«, fragte Devyn, in jeder Hand ein Handy, obwohl sie während der ganzen Fahrt keine Netzanbindung bekommen hatte.
»Lieber nicht«, wiegelte er ab. »Es ist jetzt nicht mehr sicher. Wenn irgendjemand ihren Anruf an dich zurückverfolgt hat, sollten wir diese Telefone überhaupt nicht mehr benutzen. Wir sind zu nah an der Stelle, die Fallon uns genannt hat.«
»Genauer gesagt, wir sind da.« Sie zeigte mit ihrem Handy auf eine Markierung auf dem Asphalt. »Crescent Road.«
Und an der Ecke war Direct Furniture. »Stimmt, wir sind da.«
Gegenüber dem Möbelgeschäft, vor einer der Mauern des Milltown Cemetery, wuchsen dichte Sträucher. Es war unmöglich, das Friedhofsgelände einzusehen, aber es lag durchaus im Rahmen des Möglichen, dass jemand, der sich in großer Gefahr wähnte, über die Büsche kletterte, um über die Mauer zu gelangen. Zumal Sharon Greenberg, die ernsthaft um ihr Leben bangen musste, bestimmt fieberhaft darauf bedacht gewesen war, ihren Widersachern zu entwischen.
»Lass uns erst mal ganz unauffällig ein paar Runden drehen und die parkenden Autos nach unfreundlichen Gesichtern abchecken, dann gehen wir rein«, schlug er vor. »Aber ich warne dich, dieses überwucherte Ding da ist verdammt hoch.«
»Ich hab heute schon Schlimmeres erlebt.«
Er warf ihr einen Blick zu und grinste aufmunternd. Devyn fand die Situation alles andere als lustig. »Und du hast dich super gehalten.«
Sie wischte das Kompliment mit einem Achselzucken beiseite. »Du kennst meine Höhenangst, aber man tut halt, was getan werden muss.«
»Das seh ich auch so.«
Wenigstens hatte er aufgehört, mit ihr über ihr Vorhaben zu streiten. Aber hallo, rief sie sich ins Gedächtnis, diese Aktion war ja offensichtlich ihr Trostpreis.
»Keine Menschenseele weit und breit«, muffelte sie, während er den Mietwagen langsam durch die Straßen steuerte und sie sich in der Gegend umschauten. »Ganz schön unheimlich hier.«
»Es ist mitten in der Nacht.« Und es war einige Stunden her, seit Sharon geflüchtet war.
Er fuhr durch ein paar Wohnstraßen und dann zurück zum Friedhof und langsam am Haupteingang vorbei, der fest verschlossen und mit mehreren sichtbaren Überwachungskameras ausgestattet war. Ein paar Minuten später kehrte er zum Crescent Drive zurück und stellte den Wagen im Schatten der dichten Sträucher ab.
»Hol deine Pistole raus«, wies er sie an. »Und steck sie in deinen Hosenbund oder die Hosentasche, irgendwohin, wo du schnell drankommst, wenn es brenzlig wird. Und bleib möglichst nah bei mir.«
Sie befolgte seine Anweisungen und nahm noch etwas aus ihrer Handtasche. Ihr Foto.
Rose Devyn Mulvaney. Bis wir uns wiedersehen …
Hatte sie je ein Babyfoto von sich gesehen? Ihre Eltern – die in Boston – hatten kaum Bilder von ihr gemacht. Vielleicht lag es daran, hatte Devyn heimlich vermutet, dass ihre Adoptivmutter die Entscheidung, ein fremdes Kind großzuziehen, letztlich bereut hatte. Zumal ihr diese Adoption als ein Zugeständnis an ihre weibliche Unvollkommenheit und ihre Unfähigkeit, ein Kind zu bekommen, erscheinen musste.
Auf der anderen Seite hatte Devyn sich immer eingebildet, dass ihre leibliche Mutter die Adoption ebenfalls bereute. Dieses Foto und der Text bestätigten, dass sie mit dieser Wunschvorstellung womöglich
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