Guardian Angelinos: Tödliche Vergangenheit (German Edition)
Augenblick klang er einfach wunderbar in Devyns Ohren. Der richtige Name. Ihr wahrer Name. »Du bist einfach perfekt.«
»Du darfst dich jetzt nicht anstrengen, Sharon«, sagte sie sanft, ein Lächeln umspielte ihren Mund. »Wir können später noch so viel reden.«
»So viel zu sagen.«
Oh Gott, allerdings. Devyns Augen füllten sich mit Tränen, und sie hatte mit einem Mal einen Riesenkloß in der Kehle.
»Rosie Mulvaney«, wiederholte Sharon. »Wird … lange … dauern, dich zu finden.«
Es hatte lange gedauert, dachte Devyn, sie berichtigte die arme Frau aber nicht. Stattdessen ließ sie den Namen in ihrem Kopf nachwirken.
Rose Mulvaney. Sollte sie ihren Namen vielleicht ändern? Denn eigentlich war sie ja Rose Mulvaney. Die Tochter einer couragierten, heldenmutigen Frau, die ihr Leben riskiert hatte, um andere zu retten.
An die kalte Steinmauer gelehnt, schloss Devyn die Augen und genoss das Gefühl der Zufriedenheit, das warm ihren Körper durchströmte. Marc würde bestimmt bald zurückkehren, sie würden Sharon ins Krankenhaus bringen, und dann wäre der Spuk hier vorbei. Sie hatte endlich ihre eigene kleine Familie.
Endlich, nach einem Leben voller …
»Salam.«
Das Geräusch riss Devyn aus ihren Gedanken. Sie fuhr hoch, ihr Blick schreckgeweitet, starrte sie in ein Paar scharfer, eisblauer Augen, direkt über dem Lauf der Pistole. Eine Sekunde lang kapierte sie überhaupt nichts.
Sharon. Stand da. Und zielte auf sie.
Mit der anderen Hand – dem verwundeten Arm – hielt sie sich ein Handy ans Ohr.
Was machte sie da?
»Alles klar, wir können es jetzt durchziehen«, sprach sie mit fester, energischer Stimme in das kleine Telefon. »Es ist nur eine Schramme. Ich kann Sie in zehn Minuten treffen und das Letzte liefern, das Sie noch brauchen, Malik. Eine amerikanische Geisel.«
Angst und Entsetzen wuschen über Devyn hinweg. Mit einem Mal zitterte sie wie dürres Laub. Sie konnte nur ungläubig blinzeln und ihre Freudentränen verwandelten sich in Tränen der Panik. »Sharon, was soll …«
»Ich hatte nicht vor zu sterben, Malik. Aber diese Person hier ist absolut entbehrlich und ihre Spur unmöglich zurückzuverfolgen. Ehrlich gesagt ist sie perfekt.«
Perfekt. Devyn drehte sich der Magen um.
»Bis die darauf kommen, wen Sie da haben, sind Sie schon auf halbem Weg nach Hause.« Sharons Blick wanderte über Devyn, kalt, boshaft und herzlos. »Der Name ist Rose Mulvaney. Ach, und schicken Sie jemanden zu Curley’s. In etwa sieben oder acht Minuten fährt dort ein Typ auf den hinteren Parkplatz. Er wird nach einem Weg suchen, den es gar nicht gibt. Legen Sie ihn um und lassen Sie es nach einem politischen Motiv aussehen.«
Devyn versuchte zu sprechen, brachte aber keinen Ton heraus. Sie verspürte Schmerz. Beißende, stechende Ungläubigkeit und bohrenden Schmerz.
Sharon zuckte kaum merklich zusammen, als sie das Telefon in die Tasche stopfte. »Gehen wir.«
»Wie kannst du so was tun?« Die Worte waren kaum mehr als ein Flüstern. »Ich bin doch deine Tochter.«
»Irrtum, du bist ein Fehler, den ich irgendwann gemacht habe. Steh auf.«
»Wo gehen wir hin?«
»Ich bringe mein Selbstmordkommando zu Ende.« Sie richtete die Mündung der Pistole direkt auf Devyns Stirn. »Nur dass es dein Selbstmord sein wird. Bewegung, Rose.«
26
Marc hielt mit quietschenden Reifen auf den Parkplatz des menschenleeren Supermarktes und forderte dem kleinen Mietwagen das Äußerste ab. Zwei Autos standen auf dem Parkplatz, beide dunkel, ein paar Reihen Einkaufswagen, nirgendwo im Laden war Licht. Er bretterte weiter nach hinten, bis seine Scheinwerfer auf einer Reihe Müllcontainer landeten.
Das Friedhofsgelände endete an einer schmalen Straße hinter dem Supermarkt, zwischen Straße und Parkplatz erhob sich ein um die drei Meter hoher Maschendrahtzaun, der den Zugang komplett versperrte.
Wo zum Geier waren die drei Wege, von denen Sharon gesprochen hatte?
Vielleicht gab es sie ja gar nicht. Vielleicht fantasierte Sharon. Vielleicht irrte sie sich.
Vielleicht war sie Liam Bairds kleine, verlogene Marionette. Und diese Schusswunde gar nicht so dramatisch.
Ihm blieb nichts anderes übrig, als es auf gut Glück zu versuchen. Immerhin war Devyn bei ihr und freute sich wie ein Honigkuchenpferd über das späte Wiedersehen. Das Einzige, was er folglich tun konnte, war, nach einer Möglichkeit zu suchen, um Dr. Greenberg vom Friedhof und ins Krankenhaus zu schleusen.
Er warf den Parkgang ein,
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