Guardian Angelinos: Tödliche Vergangenheit (German Edition)
verschwinden.«
Marc schüttelte den Agenten ab und schaffte keine fünf Schritte, bevor der ihn erneut packte.
»Hören Sie!« Der Agent riss ihn wütend zurück. »Der einzige Grund, warum ich Ihnen kein weiteres Loch in den Arsch schieße, ist der, dass Sie das bei mir auch nicht gemacht haben. Und jetzt verschwinden Sie!«
Sirenen heulten, noch mehr Männer schrien, und seine Aufpasser rannten davon. Marc blieb wie angewurzelt stehen und sah fassungslos zu, wie die Rauchwolken von der Explosion in den Himmel stiegen. Der Wagen mit der gefährlichen Ladung setzte sich bereits in Bewegung. Das mit der Bombe war zweifellos ein Selbstmordkommando gewesen, für den Fall, dass etwas schiefging.
War Devyn auf dem explodierenden Boot gewesen?
Die einzige Antwort war das Schlagen der Metallseile des Krans gegen die leeren Flaschenzüge, hohl und gespenstisch.
Er hatte versagt. Er hatte sie nicht beschützt. Er hatte sie definitiv nicht gerettet. Er hatte sie mit ihrer Mutter alleingelassen, das war an Dämlichkeit kaum zu toppen. Während sein Blick dem am dämmrigen Himmel vorüberziehenden Qualm folgte, füllten sich seine Augen mit Tränen, und sein Herz sank ins Bodenlose.
Starb sie in dem Glauben, dass sie genauso war wie ihre Mutter? Gott, er hoffte nicht. Er wollte die Augen schließen, aber irgendetwas am Himmel nahm seine Aufmerksamkeit gefangen, ein dunkles Etwas, das an einem der Kranausleger flatterte.
Er konnte seine Augen nicht abwenden von den glitzernden Goldfäden, dem schwarzgelb aufblitzenden Muster, dem zarten Flattern von … Seide.
Er hatte dieses Seidenteil vorhin noch in den Händen gehalten und zum Abbinden benutzt. Er begann zu laufen, den Blick auf die Leiter des Krans geheftet. Er ignorierte das laute, energische Rufen, das ihm galt. Er packte die unterste Sprosse und zog sich hoch, schwang sich schnell und kraftvoll nach oben.
Etwa dreißig Meter über dem Boden blickte er entlang des schmalen Metallarms, auf dem die Krankatze saß und der über dem Betonboden schwebte. Dort gewahrte er eine Bewegung.
Gerade als sein Fuß die nächste Stange erklomm, zerriss ein Schuss die Luft, und die Kugel zischte an seinem Kopf vorbei. Seine Hand schwankte, und sein Fuß rutschte weg, als sein ganzer Körper zur Seite auswich. Ein Windstoß riss ihn fast von der Leiter, während er mühsam darum rang, wieder in seine ursprüngliche Position zu gelangen.
Unter Aufwendung all seiner Kräfte glückte es ihm, wieder Halt zu finden, als er über den Arm des Krans direkt in die Mündung einer Pistole blickte. Dahinter wehte weißes Haar im Wind. Und genau derselbe Scheißwind machte es Marc unmöglich, irgendetwas anderes zu tun, als sich festzuhalten und hilflos auf Sharons nächsten Schuss zu warten.
Devyn erstickte fast an dem dicken aufsteigenden Qualm, sie konnte ihren Blick indes nicht von dem Feuer auf dem Wasser abwenden, während sie sich mit aller Macht an die Stangen und an ihr Leben klammerte, als der Kran durch den Druck der Explosion ins Schwanken geriet.
Wieder erschütterte ein lautes Krachen das Metall unter ihr, und Devyn schrie wie am Spieß. Als sie sich umdrehte, sah sie, wie Sharon mit der Lässigkeit einer Wildwest-Revolverlady in Richtung der Eisenverstrebungen zielte. Kam da etwa jemand die Leiter hoch?
Devyn kämpfte gegen den Wind an, wild entschlossen, über Sharons Kopf zu linsen, weil die ihr die Sicht auf die Leiter versperrte. Was sie dann sah, verschlug ihr den Atem.
Sie presste die Lippen fest aufeinander, um nicht wieder loszukreischen, als Sharon erneut abfeuerte und der Rückschlag den Kran zum Wackeln brachte, die Kugel jedoch ihr Ziel verfehlte.
Marc packte die Leiter und kämpfte sich nach oben, das Gesicht vor Entschlossenheit verzerrt, sein Leben buchstäblich an zwei schmalen Metallstangen hängend.
Devyn den Rücken zugekehrt, spannte Sharon den Abzug, um nochmals zu schießen. Unter Aufbietung nahezu übermenschlicher Kräfte raffte Devyn sich auf, und es gelang ihr, auf dem wackligen Teil eine kniende Position einzunehmen. Sie griff nach dem Geländer und zog sich mühsam auf die Füße.
Als Sharon sich umdrehte, trat Devyn mit einem Bein zu, traf Supermom an der Hüfte und brachte sie aus dem Gleichgewicht. Sharon kippelte, schwankte, in der einen Hand hielt sie den Behälter, der andere Arm mit der Pistole ruderte wild durch die Luft, was Devyn Zeit gab, noch einmal zuzutreten und mit dem Fuß nach der Waffe zu kicken. Sie erwischte das Teil, das
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