Guardian Angelinos: Tödliche Vergangenheit (German Edition)
Brücke, die zwei sich auftürmende, von gurgelnder Gischt umspülte Landmassen miteinander verband.
Unterwegs focht Devyn einen inneren Kampf mit sich aus. Sollte sie Marc reinen Wein einschenken, sich ihm anvertrauen? Sie war auf der Fahrt hierher bewusst schweigsam gewesen, obwohl sie ihm gern mehr erzählt hätte.
Sie wollte ihm liebend gern ihr Herz ausschütten. Einerseits war es bestimmt eine große Erleichterung, die Last mit jemandem zu teilen, aber andererseits hasste sie es, Erklärungen zu geben und Fragen zu beantworten. Folglich unterdrückte sie den Impuls und sagte nichts, und weil Marc ein Gentleman war, drängte er sie zu nichts. Noch eine Eigenschaft, die sie an ihm schätzte.
Ohne lange zu überlegen, ließ sie ihre Hand in seine gleiten, und sie wanderten gemeinsam die Anhöhe hinauf.
Eine Touristengruppe marschierte an ihnen vorbei, lautstark und fröhlich machten sie Witze über die Brückenpassage, die scheinbar nichts für ängstliche Gemüter war. Als Devyn und Marc um die nächste Ecke bogen, realisierten sie, warum.
»Huch.« Ihr blieb fast die Luft weg, als ihr Blick zu dem schmalen, wackligen Fußweg wanderte, der den höchsten Punkt des Festlands mit den Klippen der winzigen Insel Carrick verband. Die Brücke, etwa zwanzig Meter von einem Ende zum anderen, hing gut fünfundzwanzig Meter über einem gurgelnden Wasserschlund. Allein bei dem Gedanken, diese Brücke überqueren zu müssen, bekam Devyn puddingweiche Knie.
»Na, komm schon. Sei keine Spielverderberin.« Er zog sie sanft weiter, als ahnte er um ihren inneren Konflikt. »Kannst du dir vorstellen, was für eine Aussicht man erst auf der anderen Seite hat? Von da aus kann man bis nach Schottland sehen.«
»Heute bestimmt nicht«, muffelte Devyn. Ein mit einem Geländer abgesicherter Weg führte um den Gipfel des riesigen Felsens herum. Von dort hatte man sicher eine Superaussicht auf Irland, aber heute ballten sich dicke Nebelwolken über dem Atlantik.
»Es gibt nichts, wovor du dich fürchten müsstest, Dev.«
Ihr Herz setzte einen Schlag lang aus. »Oh doch, das gibt es.« Angefangen bei einem Mann, der sie »Dev« nannte.
»Ich weiche dir nicht von der Seite, versprochen.«
»Dann stürzen wir also zusammen ab.«
Er grinste. »Mal nicht gleich den Teufel an die Wand.« Er legte ihr einen starken, schützenden Arm um die Taille und fasste ihre Hand, eine tröstlich fürsorgliche Geste, dass Devyns Augen feucht wurden. Aber vielleicht kam das auch vom Wind. Und der nackten Panik vor dem unsäglichen Brückengang.
Nein, beschloss sie, er war der Grund für ihre emotionale Achterbahnfahrt. Niemand hatte sie je zuvor beschützt. Im Gegenteil, alle Menschen, denen sie bislang vertraut hatte, hatten sie hintergangen. Dennoch fühlte sie sich bei diesem Mann, den sie kaum kannte, einfach … sicher und geborgen.
»Denk nicht zu viel darüber nach – fass dir ein Herz und tu es einfach«, riet er.
»Ich habe nicht an die Brücke gedacht«, sagte sie ruhig. »Eigentlich habe ich gerade über dich nachgedacht.«
Er verlangsamte seine Schritte und musterte ihr Gesicht. »Und was hast du gedacht?«, fragte er lächelnd.
»Dass mich niemand außer dir Dev nennt.«
Er zog eine Augenbraue hoch. »Niemand? Nicht mal deine Mom und dein Dad?«
»Die am allerwenigsten.« Alle beide würden sich glatt von dieser Brücke stürzen, wenn sie ihnen mit »Mom« und »Dad« käme – bei den Hewitts legte man nämlich Wert auf das konventionelle »Mutter« und »Vater«.
»Auch nicht dein« – er legte forschend den Kopf schief – »Mann?«
»Der auch nicht.«
Für den Augenblick eines Herzschlags fanden sich ihre Blicke. »Dann wird das ein Tag der ersten Male, Dev.« Er zog sie ein bisschen näher an sich. »Dein erster Kosename. Deine erste heikle Brückenüberquerung. Und vielleicht sogar … unser erster Kuss.«
Ein süßes Prickeln, spritzig wie süffiger Champagner, flutete ihren Unterleib. Sie wollte diesen Kuss. »Dafür bin ich sogar bereit, über sieben Brücken zu gehen.«
Er lachte über das Wortspiel, umarmte sie, und Devyn genoss die Wärme seines Körpers. Am liebsten wäre sie in ihn hineingekrochen, denn sie sehnte sich nach der Sicherheit und Geborgenheit, die dieser Mann verströmte.
Schweigend und eng umschlungen gingen sie weiter, bewunderten im Spiel der Gezeiten die atemberaubende Naturkulisse. Hin und wieder warfen sie sich einen Blick zu oder ein Lächeln. Als sie den Gipfel erreichten, hatte Devyn
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