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Guardian Angelinos: Tödliche Vergangenheit (German Edition)

Guardian Angelinos: Tödliche Vergangenheit (German Edition)

Titel: Guardian Angelinos: Tödliche Vergangenheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roxanne St. Claire
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Kreativität.
    Es hatte keinen Sinn, Devyn ins Kreuzverhör zu nehmen, überlegte Marc auf der Rückfahrt. Sie schien von der Geschichte in Carrick-a-Rede sichtlich mitgenommen. Also ließ er im Kopf noch einmal Revue passieren, was er bisher wusste.
    Ihre Mutter – jedenfalls die, bei der sie aufgewachsen war – befand sich definitiv in Newton, Massachusetts. Als Devyn in der Touristeninformation kurz zur Toilette gegangen war, hatte er Vivi eine SMS geschrieben und sie gebeten, das zu bestätigen. Während der Fahrt zurück nach Belfast kam die Antwort.
    Die »Mutter« hier in Nordirland war also ihre biologische Mutter? Dann musste Devyn definitiv mehr Informationen haben als das, was in den FBI -Akten stand.
    Sie saß neben ihm und ließ schweigend die Landschaft entlang der Küstenstraße vorüberziehen, offensichtlich nicht gewillt, ihm mehr zu enthüllen als das wenige, was er in ihrem Gespräch aufgeschnappt hatte: Sie glaubte, dass die Frau, die sie auf dem Hügel gesehen hatte, ihre Mutter war, und sie hatte nach ihr gesucht. Sie ließ offen, ob diese Frau identisch mit der Freundin war, mit der sie sich im Verlauf der Woche treffen wollte, aber davon ging Marc Rossi mittlerweile aus. Es hatte ohnehin wenig Zweck, sie zu irgendetwas zu nötigen, was sie nicht aus freien Stücken preisgeben mochte.
    Devyn war der reservierte, zugeknöpfte Typ, folglich beschloss er, einfach abzuwarten, bis sie sich nach und nach von selbst öffnete. Ihm fielen spontan ein Dutzend ziemlich angenehme Arten ein, diesem Prozess nachzuhelfen, doch wenn er sie zu sehr bedrängte, machte er womöglich den Vertrauensvorschuss kaputt, den er heute aufgebaut hatte.
    Eine Frage brannte ihm jedoch auf der Seele: War Devyn nach der zufälligen Begegnung mit ihrer Mutter noch entschlossener, in Belfast zu bleiben? Oder ließe sie sich dadurch leichter umstimmen, das Land zu verlassen, wie es sein Auftrag vorsah?
    Und er musste noch etwas wissen: Hatte ihre Mutter irgendwas damit zu tun, dass ASAC Lang Devyn unbedingt von hier weghaben wollte?
    »Ich habe wohl irgendwie die Stimmung kaputt gemacht«, meinte sie schließlich, als sie die Randbezirke von Belfast passierten und die Silhouette der Stadt vor ihnen auftauchte, geprägt von wenigen markanten Gebäuden und den Umrissen zweier Werftkräne, die im Hafenviertel in den Himmel ragten.
    »Mach dir da mal keine Gedanken.« Er musterte sie mit einem schnellen Seitenblick. »Alles okay mit dir?«
    Sie nickte und lächelte verkniffen. »Ich bin bloß ein bisschen durch den Wind, weil ich sie gesehen habe und weil ich sie vermisse.«
    »Bist du sicher, dass die Frau, die du gesehen hast, deine Mutter ist?«
    »Ja, ziemlich sicher. Ich …« Sie drehte den Kopf weg und muffelte verlegen: »Ich kenne sie eigentlich gar nicht.«
    »Wie bitte?«
    Sie zögerte eine kurze Weile, bevor sie wieder zu Marc sah, ihr Blick bedrückt. »Ich bin ihr nie wirklich begegnet.«
    Seine Reaktion war ein langsames, verständnisvolles Nicken, in der Hoffnung, ihr mehr zu entlocken. Sie schluckte schwer und flüsterte dann: »Ich wurde als Baby adoptiert.«
    »Aha, ich verstehe. Es geht dir um deine leibliche Mutter. Du versuchst, sie ausfindig zu machen?«
    »Ja.«
    Er schwieg betroffen und steuerte durch den Verkehr. An der letzten Ampel vor dem Europa fragte er: »Weiß sie das?«
    »Nein.« Ein Wort, das einen Kosmos von Emotionen spiegelte.
    Marc fasste unwillkürlich nach ihrer Hand und war nicht wirklich überrascht, als Devyn seinen Druck erwiderte. »Aber ich muss wissen, ob sie mich treffen will oder nicht.«
    »Und warum?«
    Sie schüttelte bloß den Kopf, und er bedrängte sie nicht weiter.
    »Also dann, zurück ins Hotel?«, fragte er.
    Sie sah seufzend auf ihre Uhr. »Mmmh, ich habe im Windermere, wo ich wohne, gar nicht ausgecheckt, also werde ich die Nacht wohl dort verbringen und mir überlegen, was ich morgen mache.«
    »Ich kann dich ins Windermere bringen, warten, bis du gepackt und ausgecheckt hast, und dich dann zum Europa fahren. Dann kannst du dich dort einrichten und auf sie warten.«
    Sie schoss ihm einen nervösen Blick zu. »Ich habe nicht gesagt, dass sie die Person ist, auf die ich warte.«
    »Ich habe geraten. Liege ich richtig?«
    Statt einer Antwort nickte sie kurz. Damit war das Thema für sie erledigt.
    Irgendwas war da faul, fuhr es Marc durch den Kopf. Ihr Verhalten war zumindest untypisch für jemanden, der einen ersten Kontakt mit seiner leiblichen Mutter herstellen

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