Guardian Angelinos: Tödliche Vergangenheit (German Edition)
sie hergeschickt hat.«
»Niemand hat sie hergeschickt«, schoss sie mit einem ärgerlichen Funkeln in den Augen zurück. »Ich weiß sehr genau, dass Sie mich testen. Keine Ausflüchte mehr, Mr Baird. Sie glauben, dass sie eine Art Spitzel oder Lockvogel oder eine Spionin ist, nicht wahr?«
»Sie haben recht«, räumte er ein. »Ich habe Sie getestet. Ich wäre nicht da, wo ich heute stehe, wenn ich naiv irgendwem vertraut hätte.«
Sie zuckte kaum merklich mit den Schultern, ihre Miene gleichgültig. »Lassen Sie mich einfach wieder den Job machen, wegen dem ich hier bin«, sagte sie kühl. »Diese Verzögerungstaktiken bringen Sie in Ihrer Sache nicht weiter.«
» Unserer Sache«, korrigierte er sie.
Sie legte ihm eine Hand auf den Arm. Die sich bläulich unter ihrer Haut malenden Venen verrieten Sharons wahres Alter. Sie war inzwischen fünfundfünfzig und hatte dreißig lange verfluchte Jahre darauf warten müssen, dass Finn MacCauley ihr die Gelegenheit gab, es ihm endlich heimzuzahlen. Und weder das Alter noch ihre gemeinsame Tochter würden sie davon abhalten können.
»Damit eins klar ist, Mr Baird …«
Er fing ihren harten Blick auf. »Ich weiß, dass es nicht Ihre Sache ist.«
»Es ist auch nicht Ihre Sache«, gab sie zurück. »Sie sind aus demselben Grund dabei wie ich. Kohle. Und solange wir uns darüber einig sind, können wir miteinander Geschäfte machen. So arbeite ich. So habe ich immer gearbeitet.«
»Offensichtlich brauche ich – brauchen wir – Kohle, um die politischen Kräfte zu reaktivieren und die republikanische Sache zu gewinnen, die wir nie hätten … verlieren dürfen.« Als er merkte, dass er sich um Kopf und Kragen redete, räusperte er sich nervös.
»Halten Sie den Mund«, schnappte sie und torpedierte ihn mit einem ihrer todbringenden Blicke. »Sie handeln mit Drogen, Mädchen und Waffen, und machen damit ein schmutziges Vermögen. Trotzdem können Sie den Hals nie vollbekommen.« Der Druck ihrer Hand auf seinen Arm wurde fester. »Verarschen Sie mich nicht, Mr Baird, dann verarsche ich Sie auch nicht. Ich bin an der politischen Konfliktsituation genauso wenig interessiert wie an Ihren Mafia-Machenschaften.«
»Was wollen Sie dann, Dr. Greenberg?«
Es brodelte schon so lange in ihr, dass sie das Gefühl schwerlich in Worte fassen konnte. Rache. Vergeltung. Zerstörung. »Was ich will, müsste inzwischen offensichtlich sein. Und da ich Ihren bescheuerten kleinen Test bestanden habe, sollte jetzt umgehend die zweite Zahlung auf mein Konto in die Wege geleitet werden.«
Er entzog ihr seinen Arm. »Sie wird veranlasst, wenn Sie tun, wofür wir Sie engagiert haben.«
»Wenn bis morgen Mittag nicht zweihundertfünfzigtausend Dollar auf meinem Konto sind, mache ich überhaupt nichts mehr, kapiert?«
Er tippte demonstrativ auf die Walther PPK an seiner Hüfte. »Ich bin derjenige, der in dieser Organisation das Sagen hat, Dr. Greenberg. Sie sind hier nur als mein Gast.«
Sie lachte leise. »Köpfchen geht über Waffen, mein Lieber. Und das wissen Sie genauso gut wie ich, sonst wäre ich nicht hier. Was meinen Sie, wie Ihr Kunde reagiert, wenn sich die Lieferung verzögert? Oder, noch schlimmer, wenn sie ineffektiv ist?« Sie zog eine Augenbraue hoch. »Glauben Sie mir, dann sehen Sie die Radieschen von unten.«
Damit hatte sie den Nagel auf den Kopf getroffen, sann er, bemüht, seine Konsterniertheit mit einem schiefen Lächeln zu überspielen. »Sie sind gerissen und kalt wie eine Hundeschnauze. Wenn Sie fünfundzwanzig Jahre jünger wären, könnte ich mich glatt in Sie verlieben.«
»Wenn ich fünfundzwanzig Jahre jünger wäre, würde ich mich bestimmt nicht mit Ihnen abgeben.« Sie kehrte ihm den Rücken zu und lenkte ihre Aufmerksamkeit auf die Küste, die draußen an ihnen vorüberglitt. »Sie fangen sowieso schon an, mich zu nerven.«
»Danny«, sagte Baird ruhig. »Kümmern Sie sich um das Mädchen.«
»Mach ich, Sir.«
Sharon mochte nicht daran denken , was das bedeutete. Sie wusste es auch so.
Allein bei der Vorstellung drehte sich ihr der Magen um.
Gab es denn niemanden, der ihr in dieser Situation helfen konnte? Jemand, dem sie vertrauen konnte und der Devyn Sterlings Vertrauen hatte? Letztlich blieb Sharon nichts anderes übrig, als den unvermeidlichen Schritt zu tun. Sie würde Kontakt zu Devyn aufnehmen und ihre Tochter davon überzeugen müssen, dass sie Irland schleunigst verließ.
Aber dazu brauchte es eine Menge Fingerspitzengefühl und
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