Guardian Angelinos: Tödliche Vergangenheit (German Edition)
hätte es nicht zu sagen vermocht. Ihre Tochter war in einer wohlhabenden, vornehmen Familie aufgewachsen und sich ihrer fragwürdigen Herkunft nicht wirklich bewusst. Wäre da nicht der hässliche Zwischenfall mit dem Mord an Devyns Ehemann gewesen. Sharon hatte versucht, die Berichterstattung in den Medien zu ignorieren, aber es war unmöglich gewesen.
»Dann nutzen Sie eben die Ihnen verfügbaren Druckmittel, um die junge Frau zur Abreise zu bewegen«, versetzte Sharon. »Jagen Sie ihr Angst ein. Drohen Sie ihr. Hetzen Sie meinetwegen einen Ihrer Schlägertypen auf sie, damit sie die Fliege macht, Mr Baird. Wir haben hier einen Auftrag zu erledigen, da bin ich wirklich nicht versessen auf Probleme von außen.«
Bairds Augen wurden schmal. »Ich empfehle Ihnen, mich nicht anzulügen. Egal in welcher Hinsicht.«
Sie zuckte mit keiner Wimper. »Sagen Sie das nicht noch mal, Baird. Sie wollen mich doch nicht verärgern, oder? Wenn ich meine hübschen kleinen Spielsachen einpacke und zurückfliege, haben Sie einen Riesenärger am Hals.«
Baird, hochgewachsen und schlank, lehnte sich nach vorn. »Würdest du sie wiedererkennen?«, fragte er. Danny, ihr Fahrer, blickte in den Rückspiegel und nickte.
»Kein Problem. Ich finde sie, überall, egal wo.« Dannys Hände krampften sich um das Lenkrad. Starke, brutale Hände. Die Hände eines Mannes, der skrupellos töten würde.
Sogar eine Frau.
Keine Schwäche zeigen, Sharon. Lass dir bloß nichts anmerken. Wer bei dieser Operation Schwäche zeigt, wird gnadenlos ausgeschaltet.
»Okay, dann finden Sie sie«, wies sie Danny eiskalt an, als arbeitete er für sie und nicht für Baird. »Und sorgen Sie gefälligst dafür, dass sie Belfast verlässt. Sie ist ein junges Ding, das sich leicht einschüchtern lässt. Das kann doch nicht so schwer sein, oder?«
»Sie ist nicht allein«, gab Baird zu bedenken. »Haben Sie Ihren Begleiter gesehen? Kennen Sie diesen Mann?«
»Nein, sorry. Haben Sie nicht gesagt, dass sie allein unterwegs ist? Wahrscheinlich hat sie den Typen gestern Abend in der Bar aufgegabelt.«
»Sie war allein, das haben mir meine Informanten bestätigt«, erklärte er. »Sie hat ganz Belfast unsicher gemacht und sich überall nach Dr. Greenberg erkundigt.«
»Vielleicht sucht sie jemand anders, der zufällig auch Dr. Greenberg heißt.«
» Das junge Ding hat Sie exakt beschrieben.«
Sharons Magen schnürte sich schmerzhaft zusammen. Wie denn? Woher wusste sie, wer Sharon war und wie sie aussah?
Natürlich hatte sie die Nachrichten verfolgt und wusste, dass Devyns Mann vor ein paar Monaten ermordet worden war – von einem Polizisten und Joshua Sterlings Geliebter. Gab es da irgendwie eine Verbindung? Die einzige Person, die Sharon spontan einfiel, war …
Er konnte sie nicht geschickt haben, oder?
»Wie gesagt, Mr Baird, ich bin sicher, dass es dafür eine hinlänglich einleuchtende Erklärung gibt. Ich schlage vor, dass Sie Ihre weitreichenden Beziehungen und Kontakte nutzen, um dieses Mädchen zur Einsicht zu bringen, dass sie heimfliegt und uns nicht mehr in die Quere kommt.«
Dass er ungehalten schnaubte, ließ Sharon kalt. Sie starrte gedankenvoll aus dem Fenster. Hau ab, Mädel. Flieg wieder nach Hause, Rose. Verschwinde von hier.
»Es sei denn, wir haben irgendeine Verwendung für die Kleine«, spekulierte Baird laut. »Sie könnte vielleicht noch nützlich für uns werden.«
Sharon zeigte keine Reaktion. Ihre Wange an die kühlende Scheibe gepresst, überlegte sie fieberhaft. Warum ist sie hier? Wie hat sie es herausgefunden? Ist das Ganze ein Trick, um mich aus dem Konzept zu bringen oder um meine Loyalität auf die Probe zu stellen?
Denn wenn Devyn Sterling von demjenigen hergeschickt worden war, auf den Sharon heimlich tippte, dann …
Sie schluckte, als ihr unvermittelt ein lange verdrängter Satz durch den Kopf geisterte.
Manchmal müssen eben ein paar wenige für das Wohl vieler leiden. Aber wer waren die paar wenigen? Und wer traf eine solche Entscheidung?
»Können wir jetzt wieder zum Tagesgeschäft zurückkehren, Mr Baird?«, fragte sie brüsk. »Ich hab genug von Ihrer Salamitaktik, die, was meine Person betrifft, völlig unnötig ist.«
»Irrtum, Dr. Greenberg. Was nötig oder unnötig ist, entscheide ich.« Liam lehnte sich in seinem Sitz zurück. »Diese junge Frau hat in meiner Organisation sämtliche Alarmglocken schrillen lassen. Ich will wissen, wer sie ist, damit ich ihr das Handwerk legen kann. Ist mir egal, wer
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