Guardian Angelinos: Tödliche Vergangenheit (German Edition)
wollte.«
Sie schob ihren halb leer gegessenen Teller fort. »Ich hatte es an dem fraglichen Tag herausgefunden und beschlossen, ihn zu verlassen.«
»Und trotzdem bist du an dem Abend mit ihm essen gegangen?«
»Er sollte nicht merken, dass ich es weiß. Ich wollte mir erst einen Anwalt suchen und alles Weitere planen. Und dann« – sie schloss die Augen und rekapitulierte das Chaos damals im Restaurant – »wurde er an diesem Abend ermordet.«
Er wischte sich den Mund mit einer Serviette ab und warf diese auf den Teller, ehe er vom Tisch aufstand und seine Schuhe abstreifte. Er ließ seinen hochgewachsenen Körper aufs Bett fallen und schaute Devyn an, die Arme unter dem Kopf verschränkt.
Seine nackten Füße waren nur Zentimeter vom Fußende entfernt, wo sie ihre aufgestützt hatte, und die Beinahe-Berührung ließ sie unbewusst erschauern. Sie setzte behutsam ihre Füße zu Boden.
»Tut mir leid, dass deine Ehe auf so hässliche Art geendet hat«, sagte er.
»Anscheinend war es bei dir auch nicht viel besser.«
Er machte eine abwehrende Handbewegung, und Devyn ließ das Thema verständnisvollerweise fallen.
»Ich habe Joshua Sterlings Kolumnen im Globe regelmäßig gelesen«, räumte er ein. »Er hatte echt den Durchblick und einen Riecher für die Lokalpolitik.«
»Das hatte er«, stimmte sie ihm zu. »Und es tut mir auch superleid, dass er so jung sterben musste. Aber ich werde nicht die trauernde Witwe spielen. Mein Ehemann war nämlich ein Lügner, ein Betrüger, ein Ausbeuter und ein Schuft.«
Er grinste. »Dann erzähl mir mal, wie du wirklich empfindest.«
»Tja, wie dir vielleicht aufgefallen ist, war mein Göttergatte nicht dumm.« Sie rutschte nervös auf der Stuhlkante herum. »Im Gegenteil, er war viel gewiefter als ich und hat mich so eingeschätzt, dass ich mich genauso verhalte wie immer.«
»Und zwar wie?«
»Mir wurde von klein auf eingeimpft, dass es das Wichtigste ist, den guten Ruf der Familie zu schützen, und dass man alles dafür tut, um einen Skandal zu vermeiden.«
»Das hat er von dir erwartet, wenn er die Sache an die Öffentlichkeit bringt?«
Diese Frage hatte sie sich oft gestellt, doch Joshua war gestorben, ohne dass sie eine Antwort darauf bekommen hatte. »Möglicherweise, vielleicht dachte er aber auch, er kann mich damit zu einer schnellen Scheidung bewegen. Dann wäre er frei gewesen, seine Geliebte zu heiraten. Dieser Schuft dachte nie an mich, er dachte immer nur an sich. Ich bin überzeugt, mit seiner Enthüllungsstory und der zweifelhaften Publicity wollte er sich entweder einen Job bei Cable News sichern oder, und noch gerissener, er wollte meinen Adoptivvater damit erpressen. Hätte Daddy Hewitt ein paar Milliönchen rüberwachsen lassen, hätte Joshua die Story sicher großzügig in der Tonne versenkt.«
Marc dachte darüber nach. »Ist es möglich, dass er wusste, dass Sharon Greenberg deine leibliche Mutter ist?«
»Möglich ist alles«, antwortete sie. »Ich hab es ihm jedenfalls nicht erzählt. Ich habe ihm nur das mit Finn erzählt, aber ich hab keinen Schimmer, wie viel er wirklich wusste oder ob er geblufft hat.«
Sie erhob sich mit einem lang gezogenen Seufzer vom Stuhl und kehrte ihm den Rücken zu. Allmählich hatte sie die Nase gestrichen voll von Marcs Ausfragerei. »Es ist wirklich kompliziert und hat nichts mit dem zu tun, weswegen wir hier sind.«
»Ich will es aber wissen.«
Als er nicht lockerließ, drehte sie sich milde gereizt zu ihm. »Ich will es dir aber nicht sagen. Punkt. Ich habe ihm von Finn erzählt, das ist alles. Sharons Name tauchte in den Unterlagen nicht auf, weil er entfernt worden war. Aber ich habe jemanden gefunden, der den … Löschvorgang für mich rückgängig gemacht hat.«
»Könnte diese Person irgendjemandem erzählt haben, wer deine Mutter ist?«
»Ich glaube es zwar nicht, aber möglich ist natürlich alles. Ich vermute mal, jeder, der über Finn Bescheid weiß und wirklich ernsthaft daran interessiert ist, rauszufinden, wer sein Kind auf die Welt gebracht hat, würde früher oder später auf ihren Namen kommen. Ich weiß, dass es möglich ist, und deshalb bin ich hier, weil ich ihr das verklickern will.« Das war zwar nicht der einzige Grund, aber der ursprüngliche Auslöser.
»Warum hast du überhaupt nach deinen leiblichen Eltern geforscht?«, wollte er wissen. »Aus den üblichen Gründen?«
»Ja, so könnte man es nennen.« Es war schließlich normal, dass eine Frau sich ein Baby wünschte,
Weitere Kostenlose Bücher