Guardian Angelinos: Tödliche Vergangenheit (German Edition)
weiß es nicht. Ich habe schlicht und ergreifend den Auftrag, dich dazu zu bringen, Belfast zu verlassen.«
»Ihr denkt, ich hätte Informationen über ihn. Das ist der Grund, weshalb das FBI dich damit beauftragt hat.«
»Das habe ich nicht gesagt. Sie wollen, dass du Belfast verlässt.«
»Tja, du kannst dem FBI sagen, dass du deinen Auftrag nicht erfüllt hast, Mr Rossi. Ich bleibe nämlich hier.« Sie drehte sich auf dem Absatz um und lief auf das Ende der Gasse zu. Er blieb dicht hinter ihr und hielt auf der Straße nach dem BMW Ausschau.
Auf dem Bürgersteig unter der grellroten Leuchtreklame eines anderen Pubs stand eine Gruppe Raucher vor der Tür und beäugte sie kritisch.
»Warum bist du so uneinsichtig?«, fragte er.
»Weil ich meine Mutter finden will und finden werde.«
»Und das, obwohl du glaubst, dass deine Mutter einen Kidnapper auf dich angesetzt hat?«
»Das weiß ich nicht mit Bestimmtheit. Ich weiß nur, dass da eine Verbindung besteht. Ich will wissen, was es damit auf sich hat.« Sie lief unbeirrt weiter.
Er holte sie ein, zog sie von den Pubgästen fort und an den Rand des Gehwegs. »Warum willst du das wissen?«
Sie schüttelte seine Hand ab und musterte ihn mit großen Augen. »So eine Frage kann nur jemand stellen, der behütet in einer Familie mit anderen Kindern aufgewachsen ist. Aber versetz dich mal in meine Lage, Marc. Ich will meine leibliche Mutter damit konfrontieren, was Sache ist. Sie soll wissen, dass ihr Geheimnis möglicherweise kein Geheimnis mehr ist. Sie hat ein Recht darauf, das zu erfahren.«
»Findest du? Obwohl du glaubst, dass sie versucht hat, dich zu entführen?«
Sie wischte seine Frage mit einem Achselzucken beiseite. »Ich weiß nur, dass ich nichts, absolut nichts zu verlieren habe.«
»Doch, dein Leben«, sagte er ruhig. »Du könntest dein Leben verlieren.«
»So wie es jetzt ist, habe ich kein Leben.« Die Worte klangen tonlos und verbittert, und er nahm ihr das nicht ab.
»Möchtest du etwa lieber tot sein?«, konterte er leicht erschüttert. Er zog sie weiter in die Dunkelheit, getrieben von dem Impuls, sie zu beschützen, vor jeder möglichen Bedrohung – sei sie real oder imaginär.
»Ich möchte einfach nicht länger mit der Ungewissheit leben, was ich von dem Genpool abgekommen habe, und offen gestanden ist es mir egal, ob du das verstehst oder nicht.«
Er verstand es zwar nicht, aber er konnte sehen, dass es ihr wichtig war, sehr wichtig.
»Ich weiß, dass ich keine vornehme, hochnäsige Hewitt bin, und ich glaube auch nicht, dass ich eine kaltschnäuzige, hinterhältige MacCauley bin … bleibt nur noch Greenberg. Oder Mulvaney, so lautet, glaube ich, Sharons Mädchenname. Aber weißt du was? Ich hab zigtausend Kilometer zurückgelegt, um diese Frau zu finden und mich mit ihr zu treffen, und genau das werde ich auch tun. Wenn sie das Böse ebenso in sich trägt wie mein leiblicher Vater, dann will ich das wenigstens wissen. Wenn nicht, dann könnte es sein …« Sie schluckte und konnte oder wollte nicht weiterreden.
»Dann könnte was sein?«, bohrte er.
»Ach nichts.«
Offenbar alles andere als nichts . »Du glaubst, du könntest eine Art Mutter-Tochter-Erleuchtung haben und damit ist die Sache geritzt?«
Sie warf ihm einen angewiderten Blick zu, und er schämte sich für seinen Sarkasmus, andererseits war ihm so ziemlich jedes Mittel recht, wenn er sie damit von dieser Suche abbringen konnte.
»Man weiß ja nie, oder?«, konterte sie schnippisch und lief weiter, aber Marc blieb ihr auf den Fersen.
Hinter dem nächsten Häuserblock wurde sie langsamer und warf ihm einen Blick zu. »Ich will das eigentlich nicht alleine und ohne Schutz machen.«
»Dann mach es nicht.«
»Ich schätze mal, ich kann dich nicht … engagieren, oder? Natürlich mit Honorar und so.«
Was sie ihm da vorschlug, bedeutete, den größten und einzigen Kunden der neuen Firma zu hintergehen und zu verärgern. »Ich arbeite bereits für das FBI «, erklärte er. »Und wenn du Belfast nicht verlässt, wozu ich dich schleunigst bewegen soll, dann habe ich … meinen Auftrag nicht erfüllt.« Dann durfte er sein Honorar in den Wind schießen. Aber im Augenblick ging es nicht um Geld, sondern um Devyns Sicherheit.
»Sie wollen Finn MacCauley«, sagte sie leise.
»Ich weiß nicht, was sie im Einzelnen wollen«, gestand er. »Außer natürlich, dass du aus Belfast verschwinden sollst.«
»Was, wenn du Finn hinter Gitter bringen würdest?«
»Weißt du, wo
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