Guardian Angelinos: Tödliche Vergangenheit (German Edition)
oder?
Sie durchquerte das Zimmer, kehrte wieder zu ihrem Stuhl zurück. Irgendwie fühlte sie sich verdammt in die Enge getrieben. »Ich wollte rauskriegen, ob es da vererbbare Krankheiten gibt und so.« Das stimmte nur halb. Joshua hatte es wissen wollen, angeblich, weil er sonst nie eingewilligt hätte, Vater zu werden – und ein Kind war alles, was sie sich wünschte. Sich immer gewünscht hatte. Auch jetzt noch.
Aber nicht um jeden Preis. Bevor sie Dr. Greenberg nicht persönlich kennenlernte und sich ein Bild machen konnte, aus welchem Holz diese Frau geschnitzt war, wollte Devyn sich diesen Traum erst mal versagen.
»Meine Adoption verlief streng geheim, sie wurde von einem Anwalt abgewickelt, medizinische Unterlagen existierten angeblich nicht. Meine Adoptiveltern behaupteten steif und fest, dass sie keine Ahnung hätten, wer meine leiblichen Eltern waren. Sie wollten es am liebsten komplett verdrängen, denn die Tatsache, dass ich ein angenommenes Kind war, war meiner Adoptivmutter ein Dorn im Auge.«
»Warum denn das?«
»Dass sie kein eigenes Kind bekommen konnte, bedeutete für sie, dass sie nicht perfekt war. Und wenn es eins gibt, das Bitsy Hewitt wertschätzt, dann ist es Perfektion.«
»Dann sollte sie dich wertschätzen.«
Devyn schnaubte verächtlich. »Ich bin keine Hewitt, deshalb bin ich auch nicht perfekt. Weit davon entfernt, in den Augen meiner Mutter – meiner Adoptivmutter.«
»Und wie hast du das mit deiner leiblichen Mutter herausgefunden?«
Es hatte sie zwei Jahre und viele Tausend Dollar gekostet, war jedoch jede Minute und jeden Cent wert gewesen. »Der von mir engagierte Privatdetektiv machte sämtliche Frauen ausfindig, die am Tag meiner Geburt im Brigham and Women’s Hospital entbunden hatten. Er hat sie alle besucht, befragt und die Suche auf die Wissenschaftlerin an der University of North Carolina eingegrenzt, die bei meiner Geburt noch Sharon Mulvaney hieß. Offenbar war sie in den Achtzigern kurz verheiratet und hat sich dann wieder scheiden lassen.«
»Du hast niemandem von ihr erzählt? Überhaupt keinem?«
Sie hatte niemanden, dem sie es hätte erzählen können. »Ich habe nicht viele Freunde.« Heiliger Strohsack, sie musste wie ein armes reiches Mädchen klingen. Konnte er auch nur ansatzweise begreifen, was es bedeutete, die Bürde mit sich herumzutragen, eine Hewitt zu sein? »Mein Bekanntenkreis besteht aus Leuten, die entweder auf meinen Mädchennamen oder auf meine Beziehungen abfahren.«
»Das muss ziemlich ätzend sein für dich.«
Sie lächelte und war froh, dass er in dieser Hinsicht keine Vorurteile hatte. »Ja, ist es auch.«
»Du hattest immerhin so viel Vertrauen zu deinem Mann, dass du ihm den Namen deines leiblichen Vaters enthüllt hast, der ein gesuchter Schwerverbrecher ist. Aber den Namen deiner Mutter hast du ihm verschwiegen. Sehe ich das richtig?«
»An dir ist wirklich ein FBI -Agent verloren gegangen«, sagte sie ein wenig peinlich berührt.
»Ich war schließlich mal einer«, konterte er. »Auch egal. Ich glaube, sich mal alles von der Seele reden zu können, hilft, Probleme zu lösen.«
Trotzdem brauchte Marc von ihrem Kinderwunsch nicht zu erfahren. Er wusste schon genug. »Ich habe es ihm erzählt, weil er mein Mann war und ich ehrlich zu ihm sein wollte«, sagte sie in der Hoffnung, dass es als Erklärung reichte. »Mir blieb gar nichts anderes übrig, als ihm plausibel zu machen, dass wir an die Patientenakte meines Erzeugers niemals rankommen würden, weil Finn auf der Flucht ist. Das war vor einem Jahr. Da war zwischen Joshua und mir noch alles in Ordnung. Mehr oder weniger jedenfalls.«
Sie schüttelte den Kopf. Sie musste vor Marc nicht schauspielern, geschweige denn irgendwas beschönigen. »Ich habe mich an Strohhalme geklammert, um das Stigma einer drohenden Scheidung auszublenden«, gab sie zu.
»Du willst mir doch wohl nicht unterjubeln, dass eine Scheidung schlimmer ist als ein Mord?«
»Marc, erstens hatte ich keine Ahnung, dass Joshua umgenietet werden würde, weil er von meinem leiblichen Vater wusste. Und zweitens, was das Stigma betrifft, gehe ich davon aus, dass du deine Hausaufgaben gemacht hast und genau weißt, wer und was meine Familie ist. Eine Hewitt schützt den Namen der Familie.«
»Eine Bande Geldsäcke?«
Sie verschluckte sich fast an einem trockenen Lachen. »Ja, Bostons Crème de la Crème.« Sie nahm das Guinness-Glas und trank einen Schluck. »Ob du es glaubst oder nicht, der Name Hewitt
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