Guardian Angelinos: Tödliche Vergangenheit (German Edition)
Botulinum.«
Sie schob ihm den Laptop hin und rutschte ans Kopfende des Bettes, wo sie sich auf einen Berg Kissen fallen ließ. Sie schloss ihre brennenden Augen, lauschte auf ihren aufgewühlten Herzrhythmus.
Was zum Teufel machte Sharon Greenberg hier in Nordirland?
»Weißt du, es könnte etwas völlig Harmloses sein«, sagte er, als könnte er ihre Gedanken lesen. »Vielleicht will sie an irgendeinem internationalen Chemiekongress teilnehmen.«
Devyn öffnete ein Auge. »Und deswegen versucht irgendein Schwachkopf, mich auf offener Straße zu entführen? Und ein maskierter Schlägertyp dringt in mein Hotelzimmer ein und bedroht mich massiv? Ach, und nicht zu vergessen, der supernette Rausschmeißer in Sharons Haus.«
Er streckte die Arme aus, umschloss mit den Händen Devyns Fußgelenke, streichelte ihre Beine hinauf, massierte sanft ihre Waden. Er wollte sie bloß besänftigen, daran zweifelte sie keine Sekunde lang, dennoch war die Berührung ungeheuer intim und prickelnd, selbst durch den Stoff ihrer Jeans.
»Willst du nicht lieber nach Hause fliegen? Dort wärst du in Sicherheit.«
»Und es nie erfahren? Ich kann nicht mehr, ich will endlich Antworten auf meine Fragen. Ich … halt das so nicht mehr aus, verstehst du?« Verdammt, ihr versagte die Stimme. In seine Augen trat ein verständnisvoller Ausdruck. »Hör auf damit«, fauchte sie.
Er zog wie von einer Biene gestochen die Hände weg, und sie sehnte sich spontan wieder nach seiner Wärme.
»Ich meinte dein verständnisvolles Getue.«
»Irrtum, ich habe Verständnis für dich und deine Situation.«
Sie schüttelte heftig den Kopf. »Entschuldige, aber du hast keine Ahnung, wie es sich anfühlt, wenn du Scheißgene mitbekommen hast.«
»Es gibt Schlimmeres«, erwiderte er lapidar.
Aber er widersprach ihr nicht. Wieso beteuerte er nicht vehement, dass das völlig unbedeutend war? Weil es nicht gestimmt hätte. Für einen Mann wie Marc, mit einem derart beeindruckenden Genpool aus Polizisten, Soldaten und Spionen, war es bestimmt extrem wichtig.
»Fühl dich wie zu Hause und mach es dir gemütlich. Ich schlafe im Sessel.« Als sie nicht antwortete, schoss sein Blick zu ihr. »Es sei denn, es ist dir lieber, wenn ich mit dir in einem Bett schlafe.«
Sie schaffte es, sich keinerlei Reaktion anmerken zu lassen, während sie mental eine Verbindung zu einem weiteren kritischen Punkt herstellte, eine Verbindung, die sich um sie und dieses Hotelbett drehte.
»Also war das dein Plan?«, fragte sie. »Hattest du vor, mich zu verführen, damit ich Belfast mit dir gemeinsam verlasse?«
»Der Gedanke wäre mir nie in den Sinn gekommen … bis ich dich gesehen habe.«
»Aber da ist er dir in den Sinn gekommen?«
Er grinste jungenhaft. »Und er hält sich hartnäckig. Aber keine Sorge. Ich habe nicht vor, blindwütig über dich herzufallen.«
Einen Moment lang sah sie ihn bloß an und war nicht sicher, ob sie enttäuscht oder erleichtert war. Von beidem ein bisschen, tippte sie.
»Während du duschst, ruf ich in Boston an«, sagte er. »Die sollen mal jemanden zu Sharons Haus in Raleigh schicken. Wird höchste Zeit, sich da intensiver umzusehen.«
»Gute Idee. Ich schätze, die Leute in deiner Firma wissen mit mysteriösen Begegnungen der brutalen Art umzugehen.«
»Meine Familie kann mit allem umgehen.«
Muss toll sein, dachte sie, während sie sich ihren Kulturbeutel schnappte und im Bad verschwand. Sie schloss die Tür hinter sich ab, drehte das Wasser auf, zog sich aus und stellte sich unter den dampfend heißen Duschstrahl.
Seine Familie konnte mit allem umgehen. Und ihre? Daddy ist ein flüchtiger Krimineller, und Mommy ist … Gott weiß, was.
Sie legte den Kopf in den Nacken, ließ das warme Wasser über ihre Schultern prasseln und schloss die Augen, um die störenden Gedanken auszublenden und an etwas Schönes zu denken. An Marc Rossi.
Ja, er hatte sie angelogen. Und ja, er verfolgte eigene Ziele. Er wollte, dass sie abreiste, bevor sie herausfand, was sie wissen musste – das stimmte alles.
Konnte sie ihm dennoch vertrauen? Ja, denn sie hatte keine Alternative.
Wollte sie mit ihm schlafen? Der Gedanke erhitzte sie wesentlich effektiver als der lauwarme Duschstrahl. Er schien auch gar nicht abgeneigt, das hatte er freimütig eingeräumt. Wenn er in ihrer Nähe war, merkte sie, wie ihre Hormone buchstäblich verrücktspielten und dass sie bloß noch an das eine denken konnte.
Nein, Devyn beherrsch dich. Impulsivität war eine Sache
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