Guardian Angelinos: Tödliche Vergangenheit (German Edition)
Helden werden.«
Scheiß drauf. Er wollte die zwei Millionen Dollar, die sie vereinbart hatten, doch die Leitung war tot. Sein Kunde hatte das Gespräch abgewürgt.
Im Flur quietschte eine Treppenstufe. Wütend stapfte er zur Tür, um die Wissenschaftlerin beim Lauschen zu erwischen. Es juckte ihm in den Fingern, der blöden Schickse den Hals umzudrehen. Aber stattdessen stand Marie dort, und ihre traurigen blauen Augen blickten ihn fragend an. Sie war immer traurig, seit ihr Mann tot war. Er hatte blutüberströmt auf der Botanic Avenue gelegen, das Opfer einer britischen Kugel.
»Kein Abendessen, Mr Baird? Die Frau Doktor sagt, Sie gehen aus.«
Baird klappte das Telefon zu. Vielleicht sollte er die Frau Doktor wirklich mit ins Four Points nehmen. Vielleicht brauchte sie mal eine kleine Lektion, um zu kapieren, was passierte, wenn man ihn hinhielt und mehr verlangte als vereinbart.
Ein kleiner Unfall? Nein … zumindest jetzt noch nicht. Dafür war sie ihm zu wertvoll. Noch brauchte er Dr. Greenberg für sein Vorhaben. Er blickte ein letztes Mal über die Grabhügel von Milltown und sandte seiner toten Mutter einen stummen Gruß. Malik Mahmud Khels harter, fremdartiger Akzent klang in seinen Ohren nach.
Malik war zwar nicht der oberste Führer von Tehrik-e-Jafria, aber er stand ziemlich weit oben an der Spitze dieser islamistischen Vereinigung und verwaltete deren Gelder. Damit war er sicher gut beschäftigt, denn die Pakistanis hatten Geld wie Heu und waren fest entschlossen, es für ihre Zwecke auszugeben.
Und Liam Baird konnte ihnen geben, was sie brauchten. Vorausgesetzt, er bekam die geldgeile Wissenschaftlerin und die lästige junge Frau, die in Belfast herumlief und ihre Nase in fremde Angelegenheiten steckte, in den Griff.
Sharon erwartete ihn im Mantel an der Haustür.
»Ich bin so weit«, sagte sie fröhlich, als seien sie alte Freunde, die zusammen ein Bier trinken und Darts spielen wollten.
»Dann sollten wir gehen.« Er nötigte sich ein Lächeln ab und machte gute Miene zu ihrem Spiel. Immerhin hielt diese Frau den Schlüssel zu all dem in ihren Händen, was er sich immer erträumt hatte.
Und wenn er sich, um das zu bekommen, mit dieser Nervensäge abfinden musste, dann sollte es eben so sein. Zu dumm, dass Danny den Job vermasselt hatte. Baird hatte nicht viele Männer, die einer Frau etwas antun würden.
Wirklich verdammt schade. Okay, wenn es nicht anders ging, würde er sich persönlich um die Kleine kümmern müssen.
Marc blätterte durch die wenigen Seiten, die in dem Hefter steckten, den Devyn aus Dr. Sharon Greenbergs Arbeitszimmer stibitzt hatte. Auf dem Bett beugte Devyn sich über seinen Laptop, und ihr brannten die Augen, als sie sich durch akademische Seiten und wissenschaftliche Onlinezeitschriften klickte.
»Ich muss zugeben«, sagte sie, »das ist eine ganz schöne Erleichterung.«
»Einen Computer mit Internetzugang zu haben?«
Sie musterte ihn nachdenklich ernst. »Mithilfe der Suchmaschinen finden wir beide bestimmt heraus, was diese Zeichnung darstellt. Offenbar handelt es sich um ein synaptisches Vesikel. Den Begriff hab ich noch nie gehört.« Sie zeigte auf den Bildschirm. »Hier steht, dass das eine kleine membranumschlossene Struktur an den Axon-Verbindungen von Nervenzellen ist.«
»Verstehst du das?«
»Kein Wort. Das ist es auch nicht, was mich letztlich dazu bewogen hat, mich in ein Flugzeug nach Nordirland zu setzen, als ich diese Infos entdeckt hatte.«
»Weshalb bist du denn hergekommen, Devyn?«
Das war zwar eine berechtigte Frage, trotzdem hatte sie Probleme mit der Antwort. »Ich habe ein Foto von mir als kleines Mädchen gefunden, also …« Hoffte ich, dass ich ihr nicht egal bin. »Also da war mir spontan klar, dass sie weiß, wer ich bin. Und ich wähnte mich geradezu verpflichtet, ihr mitzuteilen, wie und warum Joshua umgebracht worden ist.«
»Ich frage mich, wo sie dieses Bild herhat«, überlegte er laut.
Und die Telefonnummer auf der Rückseite. »Ich auch. Aber …« Sie biss sich auf die Lippe, zögerte immer noch, ihm mehr anzuvertrauen. »Jemand war in Sharons Haus, als ich diesen Ordner geholt habe.«
Sein Kopf fuhr hoch. »Was?«
»Er hat mich angegriffen.«
Marc starrte sie mit großen fassungslosen Augen an. »Und wann wolltest du mir das beichten?«
»Ich beichte es dir doch jetzt«, muffelte sie. »Ich weiß nicht, wer es war und ob er auf Sharon wartete oder mit ihr zusammenarbeitete. Es gab einen heftigen Blitzeinschlag,
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