Guardian Angelinos: Tödliche Vergangenheit (German Edition)
hübschen schwarz-golden gemusterten Seidenschal. Bei dem Druck handelte es sich angeblich um ein klassisch indisches Muster, das für ein glückliches Schicksal stand.
Tja, davon hätten sie ein bisschen was gebrauchen können.
Devyn drapierte sich unterwegs die geschmeidige Seide um Hals und Schultern, ihre Miene zunehmend niedergeschlagen.
»Wenigstens ist morgen Donnerstag«, sagte sie, während sie zum Auto gingen. »Und ich weiß, dass sie dann ins Hotel zurückkommt.«
»Vielleicht … vielleicht auch nicht.« Er teilte ihr diese Neuigkeiten äußerst ungern mit, zumal sie mit sorgenvollem Blick zu ihm hochsah.
»Was meinst du damit?«
»Der Anruf, den ich vorhin bekommen habe, als du mit dem Ladenbesitzer geplaudert hast, kam von dem Hotelportier.« Während er ihr erzählte, was er erfahren hatte, verschwand die Sonne hinter einer Wolke, und Devyns Augen wurden ebenso grau wie der Himmel.
»Ein Mann hat ihr Gepäck mitgenommen und eine Nachricht für mich hinterlassen?«
Er nickte. »Es könnte eine Falle sein, um wieder an dich ranzukommen.«
Sie blieb wie festgewurzelt stehen und sah ihn forschend an, ihr Gesichtsausdruck tief erschüttert. »Was, wenn meine leiblichen Eltern beide Kriminelle sind?«, fragte sie, und ihre Stimme war kaum mehr als ein Flüstern.
»Ist es das, was du unbedingt rausfinden willst?«
»Wer bin ich? Und wozu macht mich das?«
»Komm schon«, drängte er und versuchte, sie über die Straße zu dem Parkplatz zu führen, wo sein Auto stand, einen starken Arm um ihre Schultern gelegt, doch Devyns Beine bewegten sich, als wären sie bleischwer.
»Sie sind meine leiblichen Eltern«, schob sie nach. »Folglich bin ich bestimmt genauso wie sie. Sie haben mir alles weitervererbt.«
»Es sind doch bloß Gene und DNA , nicht dein Charakter, nicht deine Seele«, beschwichtigte er, doch die Worte klangen hohl aus seinem Mund.
Die Familie bestimmt, wer du bist, das wusste er, und sie wusste es auch.
Er schloss die Wagentür auf, sein Blick hart auf sie fixiert, während sie leise seufzend auf den Beifahrersitz sank. Er umrundete den Wagen und stieg auf der Fahrerseite ein, steckte den Schlüssel in die Zündung, um zu starten.
»Mal ehrlich, Dev …«
»Keine Bewegung!«
Die Stimme des Mannes ließ Devyn aufschreien, Marc erstarrte und warf einen verstohlenen Blick in den Rückspiegel.
Der Boxer war ihnen heimlich gefolgt.
»Hallo, Padraig«, sagte er ruhig und hob beide Hände, um zu zeigen, dass er unbewaffnet war.
Der ältere Mann hatte keine Waffe, zumindest keine, die er auf sie richtete, doch seine Hände waren wahre Mordwerkzeuge, die ähnlich riesigen Greifzangen die Rücklehnen umkrallten, bereit zum Angriff.
»Ich habe Informationen, die Sie interessieren dürften.«
Marc warf einen verstohlenen Blick zu Devyn, die zur Statue erstarrt dasaß, die Augen fassungslos aufgerissen.
»Dazu hätten Sie nicht in ein Auto einbrechen müssen«, versetzte Marc.
»Ich wollte nicht gesehen werden, wenn ich mit Ihnen rede«, entgegnete der Boxer, und die Worte sprudelten hastig und abgehackt aus seinem Mund.
»Und warum nicht?«, fragte Marc.
»Weil es sehr gefährlich wäre für … jemanden«, sagte er und zog das Wort »gefährlich« kehlig-dumpf in die Länge.
»Für wen denn?« Marc drehte den Kopf ein Stück nach hinten und durchbohrte den Mann mit einem Blick.
Padraig lenkte seine Aufmerksamkeit auf Devyn. »Sie will Ihre Telefonnummer.«
Devyn wurde sichtlich blass, erwiderte jedoch nichts.
»Dr. Greenberg«, antwortete er, bevor sie überhaupt nachfragen konnte. »Sie will Kontakt zu Ihnen aufnehmen.«
»Okay«, antwortete Devyn mühsam gefasst und griff nach ihrer Handtasche. »Ich schreibe die Nummer …«
»Nein, sagen Sie sie mir einfach. Ich merke sie mir.«
Devyn sah Marc unschlüssig an. Er nickte ihr aufmunternd zu, denn er spürte, dass sie das in diesem Moment brauchte.
Sie sagte die Telefonnummer langsam auf, und Padraig nickte. »Jetzt habe ich für Sie auch eine Botschaft von ihr«, erklärte er.
Devyn setzte sich kerzengerade auf. »Wirklich?«
Eine Hand auf den Sitz gestemmt, sah Marc Padraig eindringlich an. »Ich hoffe, dass diese Botschaft eine Erklärung enthält, wo sie ist und was sie tut, und warum Devyn gestern Abend in einer Seitengasse angegriffen und ihr Name erwähnt wurde.«
»Ich kann Ihnen sagen, wo sie ist«, antwortete der Mann. »Alles Weitere müssen Sie schon selbst rausfinden.«
Marc wollte protestieren, aber
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