Guardian Angelinos: Tödliche Vergangenheit (German Edition)
Dublin.
»Ich kann mir nicht wirklich vorstellen, dass hier irgendwelche Pharmaunternehmen angesiedelt sind oder internationale Kongresse über Botulinum stattfinden«, bemerkte er. »Also schraub deine Hoffnungen nicht zu hoch, dass es eine ganz einfache Erklärung für diese Geschichte gibt.«
»Tu ich auch nicht.«
Er bog auf einen Parkplatz in Hafennähe und blinzelte durch die Windschutzscheibe, auf der das Sonnenlicht reflektierte. »Schauen wir mal, was wir rausfinden können.«
Sie stiegen aus und liefen eine schmale Hauptstraße entlang. Die Luft war hier viel salziger als in Belfast, und wärmer, dank der Sonne. Das Wetter lockte viele Einheimische und Touristen ins Freie, die Souvenirläden hatten geöffnet und ihren bunten Krimskrams draußen zum Verkauf platziert.
Sie kamen an ein paar Cafés und Lebensmittelgeschäften vorbei, und der Duft nach Kaffee und Gebäck vermischte sich mit der salzigen Luft.
»Schon mal was von der sprichwörtlichen Nadel im Heuhaufen gehört?«, fragte sie mit einem Anflug von Sarkasmus in der Stimme.
»Kopf hoch, Dev«, begütigte er, »wir müssen uns eben in Geduld wappnen.« Er legte den Arm um sie und zog sie dicht an seine Seite. »Sie wird sicher nicht aus einer dieser Ladentüren spazieren oder wie von Zauberhand gelenkt hier auftauchen.«
Angesichts der leichten Meeresbrise und der sonnigen Außentemperaturen war es ein Bilderbuchtag, um einen Seebadeort zu besichtigen, aber allem Anschein nach kein Supertag, um vermisste Personen aufzuspüren. Nachdem sie stundenlang über Kopfstein- und Betonpflaster gelaufen waren, hatten sie in mehreren Lokalen haltgemacht, um unauffällig mit Einheimischen ins Gespräch zu kommen, und jede Spur verfolgt, die Chessie ihnen ans Herz gelegt hatte. Sie besuchten sogar eine kleine Hundezucht, wo sie sich zwar ein paar niedliche Welpen anschauen konnten, der Besitzer es jedoch weit von sich wies, eine Mikrobiologin in North Carolina kontaktiert und ihren Flug nach Belfast arrangiert zu haben.
Schließlich aßen sie in einem Pub zu Mittag. Dazu bestellten sie sich jeder ein Pint Bier, das sie sich beide redlich verdient hatten. Marc fragte die Kellnerin nach einem örtlichen Telefonbuch, denn er wollte beim Essen ein bisschen darin blättern.
»Wir waren doch schon bei allen drei Familien mit ›Pug‹ im Namen«, muffelte Devyn und schüttelte fassungslos den Kopf, so als hielte sie alles Weitere für völlig aussichtslos. »Und bei den Mops-Züchtern. Also, wonach suchst du noch?«
»Boxen.«
Sie ließ ihr Sandwich auf den Teller sinken und zog die Stirn kraus. »Boxen im Sinne von …« Sie ballte die Faust und boxte in die Luft.
»Genau. Wir denken die ganze Zeit an ›pug‹, nicht an ›puge‹.« Er sprach es mit langem Vokal und weichem g aus. »Wie ›pugilist‹.«
»Ein Boxer«, sagte sie mit leuchtenden Augen. »Okay, sieh nach, ob du was findest. Vielleicht hilft uns das ja weiter.«
Er überflog die gewerblichen Seiten und suchte nach allem, was mit Boxen zu tun hatte. »Hier ist ein Trainer aufgeführt, Padraig Fallon. Die Adresse ist gar nicht weit weg von hier, in einem Vorort von Bangor. Außerdem gibt es den einen oder anderen Boxring in Fitnessclubs, aber nichts Konkretes.«
»Wir können es wenigstens versuchen«, stimmte sie zu. »Wir haben ja nichts zu verlieren.«
»Sieh mal.« Marc drehte das Buch herum und zeigte auf die Adresse. »Er hat die Hausnummer siebzehn.«
»Und die E-Mail-Adresse war puggareel17.« Sie hob ihr Glas zu einem scherzhaften Toast. »Gut gemacht, Sherlock.«
Während sie beide tranken, hielt er seine Augen auf Devyn gerichtet und spürte spontan ein heißes Prickeln in der Magengegend, das sich sogleich in tiefere Regionen ausdehnte.
Kein Wunder, Devyn Sterling war eine umwerfende Frau, hinreißend perfekt, und Marc stand auf perfekte Frauen. Dummerweise hatte ihn dieses Faible für Perfektion schon einmal ins Unglück gestürzt, und er war, was Herzschmerz und Liebeskummer anging, ein gebranntes Kind.
Er sah bestürzt weg, bezahlte die Rechnung und drängte Devyn zum Gehen. Die Enttäuschung, die in ihren Augen aufblitzte, ignorierte er.
Eine kurze Weile später trafen sie Padraig Fallon, ein irischer Hüne, wortkarg, mit offenem Blick. Marc gab sich als Amateurboxer aus, der im Urlaub nach einer Trainingsmöglichkeit suchte. Während er mit Padraig sprach und dessen starken Dialekt zu verstehen versuchte, sah Devyn sich Fallons Pokale und Bilder an. Im Büro
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