Guardian Angelinos: Tödliche Vergangenheit (German Edition)
versuchte sie, dem Thema Finn MacCauley möglichst aus dem Weg zu gehen, also war das vielleicht gar nicht gelogen.
»Und was ist mit ihrer leiblichen Mutter?«
Holla. Wo kam das denn jetzt her? »Was soll mit der sein?«
»Bin nur neugierig, wie viel sie Ihnen mitteilt.«
»Nichts allzu Persönliches«, wiegelte Marc ab, denn der Instinkt, der ihn über so viele Jahre hinweg in diesem Scheißspiel hatte überleben lassen, drängte ihn, vage zu bleiben. Oder gar rundheraus zu lügen.
»Hat sie Ihnen erzählt, warum sie in Irland ist?«
»Auf Urlaub, wie wir vermutet haben«, antwortete Marc. »Irgendwas Wissenswertes über Fallon gefunden?«
Colt zögerte eine endlos lange, totenstille Minute. Dann: »In unseren Aufzeichnungen haben wir nichts über ihn, Marc.«
»Schicken Sie mir eine E-Mail, wenn Sie irgendwas über ihn finden.«
»Wann rufen Sie morgen an?«
Marc spähte zu ihr, begegnete ihrem Blick, und seine Augen drifteten spontan zu ihrem Mund. »Hmmm, spät. Ich hab viel zu tun.« In Enniskillen herumlaufen und nach Mom suchen.
»Wo werden Sie sein?«
Marcs Blick fiel auf ein Straßenschild, das in das Scheinwerferlicht seines Mietwagens getaucht war, und las es laut vor. »In Monaghan«, versetzte er. »Ein bisschen Sightseeing machen.«
»Halten Sie sich für den Abflug bereit, sobald ich Ihnen Order dazu gebe«, betonte der Agent.
»Möglicherweise kann ich mich nicht so leicht … äh-hm … loseisen.«
»Das sollten Sie aber. Sie sind nicht im Urlaub, Marc.«
Als wenn ich das nicht wüsste. »Verstanden.« Er beendete das Gespräch, legte das Handy weg, streckte den Arm aus und fasste Devyns Hand. »Das war der FBI -Agent, der mich hergeschickt hat.«
Sie verschränkte ihre Finger mit seinen. »Nichts über Padraig Fallon?«, fragte sie.
»Nichts, absolut null.«
Sie schloss die Augen und hielt ihm das Medaillon hin, das silbern im Scheinwerferlicht eines vorbeifahrenden Autos aufblitzte. »Zweimal hat dieser Mann jetzt schon versucht, uns zu helfen. Er taucht einfach aus dem Nichts auf, wie eine Lichterscheinung, und hilft uns. Wie ein Engel.«
»Wohl eher wie ein Spukgespenst.« Genau das war es! Marc fasste sich an den Kopf. Das war das Puzzleteil, das nicht passte.
17
Nach ihrer Ankunft in Enniskillen fieberte Devyn zwar darauf, mit der Suche nach den »Noten« zu beginnen, dennoch zügelte sie ihre Impulsivität. Es war mitten in der Nacht, und sie mussten schlafen.
Sie mussten zusammen schlafen.
In dem Landgasthof, wo Marc ein Doppelzimmer mit Kamin ergattert hatte, verteilte Devyn gerade duftende Bodybutter auf ihrem frisch rasierten Schienbein. Sie schloss die Augen und griff nach einem Kristallglas, gefüllt mit Baileys, der in der Minibar gestanden hatte. Marc meinte, ein Drink würde sie entspannen, deshalb hatte sie das Glas mit ins Bad genommen.
Sie war alles andere als entspannt. In ihrem Kopf schwirrten so viele unbeantwortete Fragen herum, dass sie nicht mehr wusste, wo vorne und hinten war. Nicht mehr lange und sie würde vermutlich ihrer leiblichen Mutter begegnen. Dann könnte sie ihr die Fragen stellen, die Devyn ihr junges Leben lang gequält hatten, und die bohrenden Zweifel hoffentlich ein für alle Mal an den sprichwörtlichen Nagel hängen.
Apropos Nageln … im Nebenzimmer, direkt hinter dieser Tür, war Marc.
Sie schloss abermals genießerisch die Augen, dachte ein paar Stunden zurück und wurde von einem himmlischen Gefühl durchwogt, das sie schier dahinschmelzen ließ. Die Leidenschaft seines Kusses, seine hingebungsvolle Zärtlichkeit, die hemmungslose, wilde Ekstase ihres Körpers, als Marc sie ausgezogen und … verwöhnt hatte.
Wie sollte sie jetzt damit umgehen?
Wie sollte sie es umgehen ?
Sie konnte sich kaum noch daran erinnern, wie sie das letzte Mal mit Joshua geschlafen hatte. Er hatte es wirklich perfekt beherrscht, sie zu einem Orgasmus zu bringen, aber da war keine … Leidenschaft gewesen. Dafür immer wieder dieser unsägliche Streit.
Jedes Mal stritten sie über Devyns Kinderwunsch, weil er sich weigerte, Vater zu werden. Dabei benutzte er ihre geheime Adoption als Ausrede, und er hatte sich natürlich hämisch gefreut, dass er recht behielt.
Sie hatte die schlimmen Gene ihrer Eltern geerbt.
Sie schüttelte heftig den Kopf, bemüht, Joshua aus ihren Gedanken zu verbannen. Vielleicht war alles halb so wild. Vielleicht war Sharon …
Sie stand auf und nahm den weißen Hotelbademantel von dem Haken an der Tür, schlüpfte in
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