Guardian Angelinos: Tödliche Vergangenheit (German Edition)
den weichen Frottee, band den Gürtel zu und zog den V-Ausschnitt glatt. Ihre Finger verweilten kurz auf einem gestickten Logo auf der Tasche und dann auf ihren Brüsten.
Oha, dieses Teil ließ sich im Handumdrehen ausziehen, realisierte sie.
Sie frottierte sich mit dem Handtuch ihr nasses Haar, warf dabei einen Blick in den Spiegel und registrierte ihre blassen Wangen. Aber da war noch etwas in ihrem Gesicht, etwas Ungewöhnliches. Zum ersten Mal seit Langem lag ein Funkeln in ihren Augen, als wäre in ihrem Inneren eine Kerze angezündet worden, die hell leuchtete. Das war Marcs Werk, da war sie sich ganz sicher.
War es möglich, dass sie um die halbe Welt hierhergereist war, um ihre leibliche Mutter zu finden … und stattdessen etwas völlig Unerwartetes gefunden hatte?
Kaum dass sie die Tür öffnete, erstarrte sie bei Marcs Anblick. Er stand mit nacktem Oberkörper vor dem brennenden Kamin und hatte ihr den Rücken zugewandt, seine Silhouette zeichnete sich dunkel vor dem hellen Feuerschein ab. Die Ellbogen auf den schimmernden weißen Kaminsockel gestützt, drehte er ein halb volles Glas Whiskey in den Händen. Er trug immer noch die Anzughose von vorhin, Pistole und Holster waren indes verschwunden.
Er stieß sich von dem Sims ab, fuhr sich seufzend mit den Fingern durchs Haar und stürzte dann den Rest Whiskey hinunter.
»Na, warum denn so deprimiert, schöner Mann?«
Er drehte sich zu ihr um, und seine dunklen Augenbrauen zogen sich missmutig zusammen. Der zuckende Feuerschein und die ockerfarbenen Wände verliehen seiner olivbraunen Haut einen dunkelgoldenen Schimmer. »Ich bin nicht …« Er hielt inne und kämpfte gegen ein Lächeln an. »Nichts, worum du dir Sorgen machen musst.«
Unsicher zog sie den Bademantel enger um ihren Körper und betrat das Zimmer. »Ich habe im Bad an dich gedacht.«
Er sah sie eindringlich an, seine Augen ebenholzfarbene Speere, seine Kiefermuskulatur angespannt. »Wie lustig, und ich habe daran gedacht, dir im Bad Gesellschaft zu leisten.«
Sie lachte, aber er lächelte nicht einmal, und aus irgendeinem Grund war das sündhaft sexy. »Und?«
»Die Tür war abgeschlossen.«
Der Magen rutschte ihr spontan bis in die Kniekehlen.
»Hast du dasselbe gedacht?«, fragte er.
»Mehr oder weniger.« Sie lief ein paar Schritte in den dämmrigen Raum, angezogen vom Kaminfeuer. Angezogen von ihm. »Ich war nicht besonders … kontrolliert. Vorhin im Hotel. Es …« Tut mir leid? Nein, es tat ihr überhaupt nicht leid. »Es ist dir sicher klar, dass ich im Moment ein ziemliches Bedürfnis nach …«
»Sex habe«, sagte er.
»Ich dachte eher an Nähe , aber nenn es, wie du willst.«
Er lachte leise, ging zum Bett und schnappte sich die Daunendecke, die sich watteweich auf der Matratze aufplusterte. »Man nennt das Sex. Aber wenn du dich so besser fühlst, schlafe ich einfach vor dem Kamin, und du kannst das Bett haben.«
Enttäuschung flutete ihre Sinne, als er die Decke vom Bett riss.
Nein, so würde sie sich bestimmt nicht besser fühlen. Nur smarter und sicherer. »Natürlich.« An einem antiken Sideboard goss sie sich noch ein Glas Baileys ein.
»Versteh mich bitte nicht falsch. Ich würde gern zu Ende führen, was wir angefangen haben, Dev.«
Bei dem Geständnis wurde ihr Inneres so flüssig wie das sahnige Getränk in ihrem Glas.
»Aber ich will keine Frau ausnutzen, die Nähe sucht, wenn alles, was ich ihr bieten kann, Sex ist.«
Wenn sie so darüber nachdachte, war Sex vollkommen in Ordnung. »Ich weiß das zu schätzen.« Sie nahm ihr Glas mit zum Bett, auf das er eine leichtere Tagesdecke gelegt hatte.
»Ist dir das warm genug?«
Nicht ohne ihn darunter, bei ihr, neben ihr, in ihr. »Ja, das reicht. Du brauchst die Daunendecke für den harten Boden.« Sie stellte ihren Drink auf den Nachttisch und schlüpfte unter die Decke, eingehüllt in den flauschigen Bademantel.
Er verschwand im Bad, und das Wasser rauschte eine lange Weile. Während er weg war, brannten die Kaminflammen allmählich herunter, und Devyn versank tiefer in den Kissen des massiven, antiken Betts. Ein leises Stöhnen entwich ihrer Kehle, zwischen ihren Schenkeln prickelte es heiß. Sie hatte Lust auf ihn.
Schöner Mist, sie hatte nicht erwartet, dass er so ein Gentleman sein würde.
Vielleicht lag es an … ihr. Er wusste zu viel über sie, kannte ihre Dämonen, ihre Geheimnisse. Was sie brauchte, war ein Mann, der keine Ahnung hatte, wo sie herkam. War das überhaupt möglich? Wenn
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