Guardian Angelinos: Tödliche Vergangenheit (German Edition)
Handynummer angerufen – das konnten wir auf unserem Überwachungssystem sehen. Und Sie wurden gesehen, wie Sie auf einem Handy herumtippten. Wen haben Sie angerufen?«
»Niemanden.«
Er hob wieder die Hand, und sie wappnete sich für den nächsten Schlag, doch der andere Mann packte ihn am Arm und hielt ihn davon ab.
»Warte eine Sekunde, Liam. Lass mich das mal machen.«
Oh Gott. Das klang nicht gut.
Liam ließ von ihr ab, wischte sich mit dem Handrücken über den Mund und blickte sie angewidert an. »Sie ist eine Spionin, Ian. Oder irgendeine eingeschleuste Agentin. Wir wurden reingelegt. Die haben uns mit der Tussi reingelegt, verdammt noch mal.«
Der andere Mann kam einen Schritt näher, und Sharon konnte seine Gesichtszüge erkennen, der klassische dunkle irische Typ mit dichten, nussbraunen Locken und tiefblauen Augen. Jetzt erinnerte sie sich auch an seinen Namen: Ian O’Rourke.
Er schien ihr nicht unbedingt einer von Liams Schlägertypen zu sein. Eher intelligent und ruhig, besonnen. Vielleicht bedeutete das, dass er sie nicht gleich krankenhausreif prügeln würde.
»Dr. Greenberg«, sagte er mit sanfter Stimme. Zu sanft. Als würde er zuschlagen, wenn sie am wenigsten damit rechnete.
Sie blinzelte ihn an. Etwas anderes blieb ihr gar nicht übrig, denn ihr linkes Auge war so zugeschwollen, dass sie damit kaum etwas sehen konnte.
»Ich gehe erst mal nicht davon aus, dass Sie eine Spionin sind«, schob der Ire nach.
»Was zum Henker soll dieser Eiertanz?«, fragte Liam genervt. »Sie haut mitten in der Nacht ab, ruft heimlich Leute an, lügt uns einen in die Tasche und verlangt die ganze Zeit mehr Geld, um unsere sämtlichen Versuche künstlich in die Länge zu ziehen.« Er machte eine fahrige Geste Richtung Labor. »Ich traue ihr nicht.«
»Das mag ja alles sein«, fuhr Ian fort. »Aber wir haben sie ausgesucht, Liam. Du hast seinerzeit die Recherche über diesen Kram mit den tödlichen Sporen durchgeführt und die weltbeste Spezialistin dafür ausfindig gemacht.«
Liam schnaubte verächtlich. »Scheißspezialistin. Du hast doch gesagt, ich soll eine Frau engagieren.«
»Normalerweise sind die Weiber kooperativer«, knurrte Ian und schleuderte ihr einen missfälligen Blick zu, als wäre sie eine Schande für ihre Spezies. »Okay, wir haben sie ausgesucht, wie kann sie da eine Spionin sein?«
Daran hätten sie früher denken sollen, als dieser ganze Plan entstanden war.
»Ist das Ihr Mobiltelefon, Dr. Greenberg?«, fragte Ian.
Grundgütiger. Sie hatten es auf dem Friedhof gefunden. »Ich habe dieses Handy noch nie gesehen.«
»Ian hat es keine drei Meter von der Stelle entfernt gefunden, wo Sie gestanden haben«, knirschte Liam.
War die SMS noch durchgegangen?
»Wo haben Sie den Akku versteckt?«, wollte Liam wissen.
»Ich … weiß nicht, wovon Sie reden.«
»Der Akku kann durch den Aufprall rausgefallen sein«, gab Ian zu bedenken.
Dann war es ein Wunder. Aber war die SMS gesendet worden? Hatten sie sie zurückverfolgt? Konnten sie eruieren, an wen sie ging? Sie war sehr vorsichtig gewesen und hatte alles andere gelöscht, selbst die Nachricht, mit der sie die Telefonnummer erhalten hatte. Aber war sie vorsichtig genug gewesen?
Baird wandte sich Ian zu, und sie tauschten einen Blick und eine kurze, leise Bemerkung aus, die Sharon nicht verstand angesichts des starken irischen Akzents.
Ian, der sie erneut fixierte, bohrte seinen Blick in ihren. »Dr. Greenberg, Sie wollen doch nicht sterben, oder?«
Sie schüttelte den Kopf.
»Dann tun Sie, was Mr Baird von Ihnen verlangt.«
»Ich habe nie was anderes behauptet.«
»Ach, Herrgott noch mal«, ätzte Liam und stieß sich von dem Labortisch ab, an dem er gelehnt hatte. »Verflucht, das ist reine Zeitverschwendung, Ian. Mach, dass du hier rauskommst. Ich kümmere mich um sie.«
Ian rührte sich jedoch nicht vom Fleck. »Hey Alter, ich fänd’s besser, wenn du gehen würdest. Ein bisschen relaxen und so. Ausflippen hilft uns nicht weiter. Lass mich einen Augenblick mit ihr allein.«
Liams Augen wurden schmal. Er musterte den anderen misstrauisch, bevor er sich zum Gehen wandte. »Ich muss sowieso mal pissen«, sagte er schroff. »Und die Tusse da soll einen Zahn zulegen, ist mir scheißegal, ob die Sporen voll ausgewachsen sind oder nicht. Sie kann den Job zu Ende führen oder abkratzen.«
Und abkratzen traf es wohl eher. Liam verließ den Laborraum. Sie schloss die Augen, von einer weiteren Woge des Schmerzes überrollt. Wie
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