Guardians of Secret Powers - Das Siegel des Teufels
Bube«, schrieb ich deshalb zähneknirschend zurück. »Ich dachte, Casanovas haben Witz und Charme?«
»Früher vielleicht mal. Heute sind sie nur noch scharf. Zum Beispiel auf scharfe Bienen.«
Ach? Wer hätte das gedacht!
Noch während ich über eine passende Antwort nachdachte, kam Tahas Stimme wieder aus Kjells Communicator. »Alles erledigt«, flüsterte er heiser. »Ich hab die Speicherkarte aus der Kamera genommen und sie durch eine unbespielte ersetzt.«
Ein zufriedenes Grinsen legte sich auf das Gesicht des Wikingers. »Cool!«
»Hat dein Laptop eigentlich einen Picture-Reader?«
»Nein. Tut mir leid.«
»Halb so wild«, beruhigte ihn Taha. »Dann fahren wir eben in die Base zurück und sehen uns die Aufnahmen dort an. In zehn Minuten vor dem Eingang zum östlichen Port, okay?«
»Jo«, beschied ihm Kjell und beendete das Gespräch. Er nickte mir zu und deutete auf den Laptop. »Du hast gehört, was Taha gesagt hat. Dann also mal chattus interuptus, Nele.«
»Chattus interuptus?« Ich hatte keine Ahnung, was er damit meinte, und starrte ihn nur ratlos an.
Was Kjell wieder zu einer gröÃeren Gefühlsregung veranlasste: Er grinste nämlich übers ganze Gesicht. »Die Anmache dieses Möchtegern-Casanovas hat dich wohl völlig durcheinandergebracht, was? Du kannst den Chat jetzt abbrechen. Aber sei bitte nicht zu grob zu ihm. Vielleicht können wir ihn ja noch mal gebrauchen.«
Obwohl ich das sehr bezweifelte, tat ich Kjell den Gefallen. »Sorry, C2.0«, hackte ich in die Tasten. »Aber ich muss jetzt wieder in meinen Bienenkorb.«
»Schade. Aber Vorsicht vor fremden Stacheln. Die wollen dich nur piken und stechen.«
Aber du natürlich nicht!
Immerhin wusste er seine recht eindeutigen Absichten einigermaÃen dezent zu umschreiben. Weshalb ich mich mit einem groÃen »G â Grins« verabschiedete, bevor ich den Laptop zuklappte und ihn Kjell wieder zuschob. Während der die Bedienung zum Zahlen heranwinkte, stand ich schon auf. »Wie kommen wir denn zum Gendarmenmarkt â mit der U-Bahn oder mit dem Bus?«
»Weder noch.« Kjell schüttelte den Kopf. »Sondern genauso, wie ich hergekommen bin. Mit dem Float.«
Calessari trat hinter dem GroÃmeister aus dem Fahrstuhl und blieb verwundert stehen. Obwohl Nostromo nicht mit in den Lift gestiegen und vermeintlich in Ashmodeusâ Penthouse-Wohnung zurückgeblieben war, stand der Dämon bereits vor dem Schaltpult des Kontrollraums. Zufrieden grinsend starrte er auf die unzähligen Monitore, die fast die gesamte Seitenwand einnahmen. Calessari schüttelte kaum merklich den Kopf.
Welche unheimlichen Kräfte diese Dunkelschwingen doch besaÃen!
Obwohl der GroÃmeister seinen Schützling schon vor Jahren in das Geheimnis der Unwirklichen Weiten und der dämonischen Wesen eingeweiht hatte, überstieg das damit verbundene Mysterium immer noch seinen Verstand.
Ashmodeus stellte sich neben die Dunkelschwinge und deutete auf die Wand der Monitore, die höchst alltägliche Szenen zeigten â auf StraÃen, in Parks, Wohnungen, Büros oder ähnlichen Schauplätzen. »Woher, glaubst du, stammen alle diese Aufnahmen?«
»Von Ãberwachungskameras, nehme ich an.« Der Satz war noch gar nicht zu Ende, da ging Calessari schon auf, dass das nicht stimmen konnte. Die meisten Bilder stammten nämlich von einer bewegten Quelle, waren zudem leicht verwackelt und schwenkten häufig fast ruckartig hin und her. Und noch etwas erschien ihm merkwürdig: Die Perspektive der verschiedenen Aufnahmen war nahezu identisch â als würden sie allesamt aus Augenhöhe gefilmt.
Wie war das zu erklären?
»Mit den Ãberwachungskameras liegst du gar nicht mal so falsch«, lieà der GroÃmeister sich da vernehmen. »Nur dass diese von ganz auÃergewöhnlicher Art sind, die den Menschlingen noch völlig unbekannt ist.« Nach jahrelanger Forschungsarbeit, so fuhr er fort, war es den Neurowissenschaftlern und IT -Spezialisten der Nokturni vor wenigen Monaten endlich gelungen, einen nur wenige Millimeter groÃen Speicherchip aus ausschlieÃlich organischen Materialien zu entwickeln, der menschliche Sinneseindrücke aufzeichnen und wiedergeben konnte. »Deshalb haben wir den Chip auch BB getauft â Big Brother!« An der richtigen Stelle im Gehirn platziert,
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