Guardians of Secret Powers - Das Siegel des Teufels
Moloch der GroÃstadt Berlin die Weite und die Einsamkeit seiner isländischen Heimat vermisst! Die Nähe zur Natur und die Verbundenheit mit den Wesen, die mit dem rationalen Verstand der westlichen Zivilisation nicht zu ergründen waren. Und dennoch hatte er ihre Anwesenheit ein ums andere Mal verspürt! In den schneebedeckten Bergen, auf den windumtosten Ebenen und in der Nähe der hoch zum Himmel emporschieÃenden Geysire. Nicht nur, weil er ein Illumini war, sondern weil er wie so viele Isländer hinter den Horizont der realen Welt blicken konnte â und genau daran musste Kjell denken, während er mit vom Wind zerzausten Haaren hoch über den Dächern Berlins durch die Nacht schwebte und nach verdächtigen Zeichen Ausschau hielt, die auf das versteckte Treiben der Nokturni und Fantoms hindeuteten.
Die Zeichen am Himmel dagegen waren leider nicht zu übersehen. Die Fünf Mächtigen strebten unaufhaltsam der schicksalhaften Konjunktion entgegen. Die ersten vier, Neptun, Jupiter, Uranus und Venus, hatten ihre endgültige Position schon fast erreicht â und vielleicht war das der Grund, weshalb es Kjell so vorkam, als würde die Vorfreude auf den schicksalhaften Tag ihre Leuchtkraft auf dämonische Weise verstärken. Nur Arkanus, der nur von den Eingeweihten erkennbare Dunkelstern, war noch ein gutes Stück entfernt und segelte wie ein schattenhaftes kosmisches Piratenschiff auf sein Ziel am Firmament zu.
Weit im Osten graute bereits der neue Tag. Obwohl auch dieser Patrouillenflug keinerlei brauchbare Erkenntnisse gebracht hatte, war es höchste Zeit, umzukehren und zur Base zurückzufliegen. In der Tiefe konnte er gerade den GroÃen Müggelsee erkennen, der sich wie ein träges schwarzes Tuch im Südosten Berlins bis fast zur Stadtgrenze erstreckte, als sein Flyke mit einem Mal von heftigen Turbulenzen geschüttelt wurde: Befand er sich bereits im Grenzbereich der Unwirklichen Weiten? Oder hatte ihn ein Störsender der Nokturni erfasst und schwächte den Atem der Engel, der sein Flyke antrieb? Das Blau des Rahmens und der Räder, das von der kosmischen Energie zeugte, begann unruhig zu flackern, und auch der Luzi-Scan blinkte mehrere Male hektisch auf, um dann sofort wieder zu erlöschen. Das Flyke neigte sich bereits gefährlich zur Seite, als Kjell endlich reagierte: Er trat rasch in die Pedale, um die Geschwindigkeit zu erhöhen, und hielt gleichzeitig den Lenker eisern fest, damit er ihm nicht aus den Händen geschlagen wurde. Dennoch konnte er das ins Trudeln geratene Flyke nur mit gröÃter Mühe und dem in den letzten drei Jahren erworbenen Geschick erst knapp fünfzig Meter über dem Erdboden abfangen und stabilisieren.
Kjell atmete tief durch und stieà einen stillen Seufzer der Erleichterung aus: Bei allen guten Geistern â das war gerade noch mal gut gegangen! Schon wollte er erneut in die Pedale treten, um wieder in die Höhe zu steigen, als mit einem Mal ein Duft, der fast jedem Isländer wohl vertraut war, seine Nase kitzelte: verdorbener Fisch! In seiner Heimat hätte er nicht einen Gedanken daran verschwendet. Hier in Berlin jedoch kam ihm das höchst verdächtig vor und so folgte er der Duftspur. Nur zwei Minuten später hatte er die Ursache entdeckt: In einer versteckten und von einem dichten Schilfgürtel gesäumten Bucht am Südufer, ganz in der Nähe eines verfallenen Bootshauses und Angelstegs, schwammen Unmengen von Fischkadavern, kaum mehr als Köpfe, Gräten und Schwanzflossen, im flachen Uferwasser. Um die Opfer eines plötzlichen Fischsterbens konnte es sich also nicht handeln. Sonst wäre das Fleisch doch nicht sauber abgenagt worden! Und dass es in der Gegend eine Unmenge gefräÃiger Tiere gab â Fischotter zum Beispiel oder Kormorane â, die ein solches Massaker hätten veranstalten können, war Kjell auf seinen bisherigen Patrouillenflügen auch noch nicht aufgefallen. Aber was war dann der Grund für diese riesige Menge von zerfetzten Fischresten?
Nachdem Kjell gelandet war und sein Flyke abgestellt hatte, kniete er sich am Ufer nieder und nahm die Kadaver näher in Augenschein: Karpfen, Barsche, Aale, Hechte und andere mehr. Trotz des diffusen Lichtes der Morgendämmerung erkannte er schon bald die Spuren spitzer Zähne an den Wirbelsäulen und Gräten. Alarmsirenen schrillten in seinem Kopf, und ein schrecklicher Verdacht stieg
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