Guardians of Secret Powers - Das Siegel des Teufels
offensichtlich einen Nerv getroffen. Petzner streckte nämlich den Arm aus â sein Handrücken, die Finger und der Unterarm waren ungewöhnlich stark behaart â und deutete fast anklagend auf Kimi. »Kümmere dich um deinen eigenen Scheië, knurrte er. »Damit hast du bestimmt genug zu tun!« Er warf mir noch einen dieser unmöglich zu deutenden Blicke zu, drehte sich dann abrupt um, spuckte seinen Kaugummi auf den Boden und stapfte mit schweren Schritten auf den Ausgang zu.
Allerdings kam er nicht weit. »Hey!«, rief Kimi ihm nämlich mit schneidender Stimme hinterher.
Lars blieb stehen und glotzte ihn über die Schulter dümmlich an. »Was denn jetzt noch?«
Kimi deutete auf den Kaugummi. »Du hast was verloren. Der sollte doch bestimmt in den Mülleimer?«
»Mann! Hast du keine anderen Probleme?«, schnaubte Lars ungehalten. Doch dann bückte er sich doch, hob den Kaugummi auf und entsorgte ihn vorschriftsmäÃig. Während er auf den Ausgang zuging und sich endgültig verzog, zeigte er Kimi den Stinkefinger.
So ein blöder Arsch!
Aber immer noch besser als Celine Pröllwitz, die in diesem Moment zur Tür hereinkam. Was ich allerdings selbst dann mitbekommen hätte, wenn ich blind gewesen wäre â die ihr voranflatternde Wolke ihres superteuren Eau de Toilette nahm mir nämlich fast den Atem. Als sie Kimi erblickte, reckte sie fast reflexartig ihre eindrucksvolle Oberweite ins rechte Licht und ihre Kulleraugen leuchteten auf wie zwei Kajal umkränzte Christbaumkugeln. Ihre sündig roten Lippen verzerrten sich zu einem aufgesetzten Lächeln und ihre Hand schnellte nach oben, um ihm zuzuwinken.
Doch Kimi reagierte nicht, denn er eilte bereits die Treppe hoch. Dabei hätte er Celi doch kommen sehen müssen!
Kein Wunder, dass das Leuchten in ihren Augen schlagartig erlosch und ihre Gesichtszüge erstarrten. Es hätte nicht viel gefehlt und ihr zentimeterdickes Make-up hätte Risse bekommen und wäre abgebröckelt.
Obwohl das nervige Schrillen der Schulglocke mich daran erinnerte, dass es allerhöchste Zeit war, ins Klassenzimmer zu kommen, konnte ich mir die Häme nicht verkneifen: »Dicke Möpse alleine reichen wohl doch nicht aus«, stichelte ich voller Schadenfreude.
Eigentlich hatte ich erwartet, dass Celi ausrasten und mich angiften würde. Doch ich sah mich getäuscht. Diese BlöÃe wollte sie sich wohl doch nicht geben!
»Warum bist du nur so naiv, Nele?«, sagte sie mit resigniertem Lächeln. »Oder glaubst du wirklich, dass Kimi sich ernsthaft für dich interessiert?«
Ganz klar: Aus diesen Worten sprach der pure Neid!
Und dennoch versetzten sie mir einen Stich ins Herz. Zwar nur einen ganz kleinen, aber hoffentlich wurde er nicht gröÃer.
Lottis Tante wohnte ebenfalls in Charlottenburg, am Savignyplatz. Franziska Richter war einige Jahre älter als ihre Schwester Anna und sah ihr nur wenig ähnlich. Was vermutlich auch daran lag, dass der tragische Unfalltod ihres Mannes tiefe Spuren in ihrem Gesicht hinterlassen hatte. Es war bleich und eingefallen und wirkte wie versteinert.
Als Franziska uns die Tür geöffnet und hereingebeten hatte, war allerdings ein schwaches Lächeln über ihr Gesicht gehuscht. Doch schon Sekunden später war es wieder erloschen und von tiefer Trauer überdeckt worden. Lotti verfrachtete ihre Tante denn auch kurzerhand in einen Wohnzimmersessel und deckte den Tisch, während ich mich in der Küche um den Kaffee kümmerte. Als der aromatische Duft dann durch die Wohnung waberte und Lotti den unterwegs gekauften Kuchen auf die Kaffeetafel stellte, heiterte sich Franziskas Gesichtsausdruck zum Glück doch ein wenig auf. AuÃerdem schien es ihr gutzutun, mit uns noch einmal über die mysteriösen Umstände des Unfalls reden zu können. Die unterschwelligen Vorwürfe, Martin Richter hätte den Crash vielleicht absichtlich herbeigeführt, machten ihr ganz offensichtlich schwer zu schaffen.
»Das ist völliger Quatsch!«, empörte sie sich mit Tränen in den Augen. »So etwas hätte Martin doch niemals getan. Er war schlieÃlich eine Seele von Mensch!«
»Natürlich, Tante«, versuchte Lotti sie zu beschwichtigen. »Reg dich bitte nicht auf. Das klärt sich bestimmt in kürzester Zeit.«
»Das will ich auch schwer hoffen. Martin konnte doch keiner Fliege etwas zuleide
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