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Gucci, Glamour Und Champagner

Gucci, Glamour Und Champagner

Titel: Gucci, Glamour Und Champagner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Kelk
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ihrer elegant zerzausten Hochsteckfrisur gezogen hatte. »Ich hätte nie gedacht, dass er dort weggeht.«
    »Nein, er wohnt noch immer in Brooklyn, in Williamsburg.« Ich musste mir meine Worte genau überlegen. Reden sollte eigentlich nicht so mühsam sein. Atmen sollte nicht so mühsam sein. »Wir wohnen nicht zusammen.«
    »Oh, dann ist es also nichts Ernstes?«, fragte sie ein wenig zu schnell für meinen Geschmack. »Mit dir und Alex?«
    »Es ist ernst«, erwiderte ich genauso schnell. »Es ist absolut ernst. Ich ziehe zu ihm, sobald wir wieder in New York sind.«
    »Das ist gut.« Solène beobachtete mich, während ich mein Bier trank. »Er war lange Zeit so verletzt. Ich weiß natürlich, dass das mein Fehler war. Ich bin so froh, dass er dich gefunden hat.«
    »Er war verletzt«, wiederholte ich, unsicher, ob es eine Frage war oder nicht. Wo zum Teufel blieb Graham?
    »Ich weiß, du musst mich für eine ganz schreckliche Person halten, Angela.« Sie ließ ihr Haar los und nahm mir das (jetzt leere) Glas aus der Hand, bevor sie meine beiden Hände in ihre nahm. Dabei fiel mir zwangsläufig auf, dass ihre Hände zwar weich und winzig waren, aber an denselben Stellen Schwielen hatten wie die von Alex. »Ich war einfach noch nicht bereit dazu, häuslich zu werden. Alex wünschte sich so sehnsüchtig, dass wir heiraten und Babys bekommen. Ich war so jung und so weit weg von zu Hause. Ich war so durcheinander. Aber heute weiß ich, dass es ein Fehler war. Niemals hatte ich die Absicht, ihm das Herz zu brechen.«
    Und ich hatte nie jemandem das Genick brechen wollen.
    Solène hatte nicht nur was mit Alex gehabt, sie waren auch nicht nur einfach so zusammen gewesen.
    Sie war es.
    Die Ex, die ihn mit seinem besten Freund betrogen hatte.
    »Angela, bitte, dass Alex heute Abend nicht kommt, kann ich verstehen, aber ich hoffe, du sagst ihm, dass es mir noch immer sehr leidtut.« Zwei dicke Tränen kullerten über ihre Wangen und gruben schwarze Linien in ihre Porzellanhaut. »Er will noch immer nicht mit mir reden, obwohl es schon Jahre her ist. Wir waren einmal so glücklich, und es macht mich traurig, dass wir nie wieder Freunde sein können.«
    Ich baute nicht mehr auf Graham, sondern löste meine Hände und stand auf. »Tut mir leid, Solène, aber ich sollte besser nicht mit dir darüber reden.«
    Sie nickte unter Tränen und ließ ihren Kopf auf ihre Knie sinken.
    Dass ich ihr nicht mit meinem Schuh den Schädel einschlug, war das Zivilisierteste, was ich je zuwege gebracht habe. Was jedoch nicht heißen soll, dass ich nicht gegen das äußerst starke Bedürfnis ankämpfte, meine Louboutins auszuziehen und auf meine Stärken zu setzen, aber ich war entschlossen, diesmal diejenige zu sein, die Größe zeigte. Wenigstens einmal. Das war jedenfalls der Plan.
    Ich ließ sie auf dem Sofa sitzen und ging, so schnell mich meine Absätze trugen, zum Lift. Meine Augen brannten etwas weniger als meine Fußballen, und ich drückte den Liftknopf immer und immer wieder, bis der Lift angerauscht kam und die Türen aufgingen.
    »Angela«, überschrie Graham die Menschenmenge, die jetzt die Wohnung füllte. »Tut mir leid, ich wurde von Craig aufgehalten und konnte dann weder das Telefon noch den Wein finden und, ach herrje, ist alles o.k. mit dir?«
    Ich nickte und hielt die Lifttür auf. »Wahrscheinlich ginge es mir besser, wenn ich nicht gerade von Solène und Alex erfahren hätte, dass, nun alles eben. Von ihr.«
    »Wahrscheinlich.« Graham zuckte zusammen. »Das tut mir wirklich leid, Angie. Aber das ist Geschichte. Vergangen, weißt du? Es zählt nicht mehr.«
    »Hm.« Ich betrat den Lift. »Ja.«
    Meine Eloquenz erstaunte mich immer wieder aufs Neue.
    »Ich habe ein Taxi gerufen, es sollte inzwischen unten sein«, sagte er und hielt mir die Tür auf. »Kann ich mit dir mitkommen?«
    »Hm, ich denke, ich brauche fünf Minuten für mich«, sagte ich. Es war die diplomatischste Version von »Verpiss dich, ich will meine Ruhe haben«, die mir einfiel.
    Natürlich war weit und breit kein Taxi zu sehen, als ich nach unten kam. Ich lief zur Vorderseite des Gebäudes und starrte über eine Mauer gebeugt auf den Fluss. Auf der gegenüberliegenden Uferseite lag Notre Dame. Die riesigen Türme waren prächtig, aber auch einschüchternd und ein wenig gruselig. Ich fragte mich, ob Solène dort oben wohl im Schutz der Dunkelheit herumkletterte und sprang. Oder vielleicht klammerte sie sich auch nur wie einer der Wasserspeier von außen

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