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Gucci war gestern: Bekenntnisse einer eingebildeten Glamour-Queen, oder warum Sie nie mit Ihrer Pradatasche aufs Arbeitsamt gehen sollten (German Edition)

Gucci war gestern: Bekenntnisse einer eingebildeten Glamour-Queen, oder warum Sie nie mit Ihrer Pradatasche aufs Arbeitsamt gehen sollten (German Edition)

Titel: Gucci war gestern: Bekenntnisse einer eingebildeten Glamour-Queen, oder warum Sie nie mit Ihrer Pradatasche aufs Arbeitsamt gehen sollten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jen Lancaster
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Gassigänger-Service zu bekommen mit dem Hintergedanken, durch die Bewegung ein bisschen abzunehmen, aber der Inhaber meinte, wenn ich ihm nicht wenigstens für ein Jahr fest zusagen könnte, habe er kein Interesse. Also sitze ich hier im Pyjama, trinke Billigfusel und bin mit meinem Latein am Ende.«
    Shayla kramt in ihrem Rucksack herum und holt eine Visitenkarte heraus. »Das ist die Nummer vom Chef meiner Zeitarbeitsagentur. Er heißt Chuck, und er ist echt nett. Sag ihm, dass du die Nummer von mir hast, dann bringt er dich sicher gleich unter.« Shayla will mir die Karte in die Hand drücken, aber ich zögere, sie überhaupt anzufassen. »Jetzt nimm schon. Sie beißt nicht. Ruf ihn an.« Mit strengem Blick mustert sie mich und fügt hinzu: »Sofort.«
    Mit äußerstem Widerwillen nehme ich die Karte entgegen. »Es gab eine Zeit, da mochte ich dich wirklich.«
    »Selbstmitleid und Gummibundhosen stehen dir nicht. Ruf da an. Du wirst mir noch danken, wenn du deinen ersten Scheck einlöst.«

     
    Fletch und ich haben darüber geredet und sind zu dem Schluss gekommen, dass ich es mal mit Zeitarbeit versuchen sollte. 128 Im Grunde genommen läuft es darauf hinaus, dass ich entweder einen Zeitarbeitsjob annehmen muss oder uns keine andere Wahl mehr bleibt, als in eine günstigere Wohngegend zu ziehen. Ja, wir haben darüber geredet umzuziehen, aber ich finde, wir soll-ten aus freien Stücken umziehen, und nicht, weil wir dazu gezwungen sind. Unsere Miete reißt jeden Monat ein riesiges Loch in Fletchs Abfindung, und unser straffes Budget sieht keinerlei Schnickschnack wie Weihnachtsgeschenke oder Wein aus Flaschen vor.
    Also habe ich mich zusammengerissen und Shaylas Zeitarbeitsagentur angerufen. Und jetzt sitze ich hier und lasse die Aufnahmeprozedur über mich ergehen und muss gleich den Schreibmaschinen-Geschwindigkeitstest machen. Zum ersten Mal seit langem bin ich froh, auf eine popelige kleine Highschool gegangen zu sein, wo wir auf elektrischen Schreibmaschinen Tippen lernten statt auf einem Computer. Gerade bin ich Zeuge gewesen, wie zwei Leute bei dem Test kläglich versagt haben, weil sie nicht wussten, wo das Papier eingeführt wird oder wie der Wagenrücklauf funktioniert. Außerdem sind sie zu diesem Kenntnistest in JEANS angetanzt, wohingegen ich in einem aparten Nadelstreifen-Hosenanzug aufgelaufen bin, passend mit gestärktem weißem Hemdkragen, und mir die Haare zu einer umwerfenden klassischen Banane hochgesteckt habe. Ha! Denen werde ich zeigen, was eine Harke ist.
    Ich setze mich vor der Schreibmaschine in Positur, die Hände anschlagbereit über den Tasten. Jill, die Sekretärin der Agentur, steht mit einer Stoppuhr hinter mir. »Okay, Sie tippen jetzt genau sechzig Sekunden lang. Wenn Sie einen Fehler machen, tippen Sie einfach weiter. Und … drei, zwei, eins – los!«, ruft sie.
    Ich lege los! Meine Finger flitzen wieselflink über die vertrauten alten Tasten, und in Rekordzeit hämmere ich ganze Absätze in die Maschine. Aus der steigt buchstäblich Rauch auf, und der Motor brummt, während der Kugelkopf in rasanter Folge wiederundwiederundwiederundwieder zuschlägt. Der ganze Schreibtisch wackelt ob meiner heftigen Bemühungen, und jeder Anschlag bringt mich dem Titelgewinn der Miss Schreibmaschine 2002 ein Stückchen näher. Als Jill schließlich »Stopp« ruft, bin ich völlig erschöpft von der Anstrengung, die gesamte Gutenberg-Bibel abgetippt zu haben. Siegesgewiss reiße ich das Blatt heraus und reiche es ihr in Erwartung begeisterter Lobeshymnen. Kritisch beäugt sie mein Werk.
    »Und?«, erkundige ich mich erwartungsvoll. Die alte Sekretärin meines Vaters tippte hundertzwanzig Wörter pro Minute. Immer hat er sie angefleht, sie solle ein bisschen langsamer tippen, weil sie pro Monat mindestens eine Schreibmaschine verschliss. 129 So schnell, wie ich eben war, müsste ich mindestens gleichgezogen haben mit diesem Rekord. »Sieht aus, als schafften Sie etwa dreißig Wörter pro Minute«, erklärt Jill.
    LÜGEN! Nichts als infame, unhaltbare Lügen! Huldige gefälligst meinen Tippkünsten! »Aber das kann doch gar nicht sein. Ich bin doch nur so durch den Text geflogen .«
    »Ja, aber er wimmelt auch nur so vor Fehlern. Sie hätten besser ein bisschen langsamer gemacht. Wenn man die Tippfehler abzieht, liegen Sie bei etwa dreißig Wörtern pro Minute, und ehrlich gesagt, ist das noch ziemlich großzügig gerechnet. Ich muss Ihnen leider sagen, dass etliche freie Stellen damit für Sie

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