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Guido Guerrieri 03 - Das Gesetz der Ehre

Guido Guerrieri 03 - Das Gesetz der Ehre

Titel: Guido Guerrieri 03 - Das Gesetz der Ehre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gianrico Carofiglio
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war Fabio sehr wichtig. Er sagt, im Gefängnis...«
    Ich bäumte mich innerlich gegen ihre Worte auf. Ich wollte nicht, dass sie weitersprach. Ich wollte nicht, dass sie mir sagte, wie viel Vertrauen Herr Fabio Raybàn zu mir hatte. Ich wollte mir nicht in Erinnerung rufen lassen, dass der Grund, weshalb ich beschlossen hatte, ihren Mann zu verteidigen, für ihn mit Sicherheit kein guter Grund war und für mich einer, den ich mir schwerlich eingestanden hätte. Deshalb machte ich eine Geste, die sagen sollte: Lassen wir das, ich bin ein bescheidener Mensch, der Komplimente nicht leiden kann. Eine verlogene Geste: In Wirklichkeit mag ich Komplimente sogar sehr.
    »Wie ich Ihnen schon sagte, für mich ist das eine reine Routineangelegenheit. Ich sehe mir die Akte lieber vorher durch, um sicherzugehen, dass sie nichts enthält, was mich daran hindern könnte, den Auftrag anzunehmen.«
    Warum erzählte ich immer noch diesen Blödsinn?
    Um anzugeben, ist doch klar. Um einer Rolle gerecht zu werden. Um eine gute Figur abzugeben. Ich führte mich auf wie ein Gymnasiast.
    »Und was ist Ihr Eindruck, jetzt wo Sie die Akte gelesen haben?«
    »Mehr oder weniger derselbe wie zu Beginn. Die Lage ist sehr heikel. Selbst wenn...«
    Ich unterbrach mich, jedoch zu spät. Ich hatte sagen wollen: Selbst wenn dein Mann die Wahrheit sagt – worin ich mir alles andere als sicher bin -, selbst wenn er also die Wahrheit sagt, wird es äußerst schwierig sein, das zu beweisen oder wenigstens halbwegs begründete Zweifel aufkommen zu lassen. Ich hatte mich unterbrochen, um nicht erneut ihre mehr als begründeten Zweifel zu wecken. Aber sie hatte trotzdem begriffen, was ich sagen wollte.
    »Sie meinen, selbst wenn Fabios Geschichte stimmen sollte?«
    Ich schlug die Augen nieder und nickte. Die junge Frau schien noch etwas sagen zu wollen, aber ihre Worte hingen in der Luft, ohne ausgesprochen zu werden. So musste ich weiterreden.
    »Um einen Freispruch erwirken zu können, müssten wir beweisen, dass das Rauschgift nicht Ihrem Mann gehörte. Zumindest aber müssten wir dem Richter Argumente liefern, die bei ihm ernsthafte Zweifel daran aufkommen lassen, dass es Ihrem Mann gehörte.«
    »Sprich, wir müssten herausfinden, wer es in unserem Wagen versteckt hat.«
    »Genau. Da das Ganze aber in Montenegro passiert ist und zudem schon eineinhalb Jahre zurückliegt, werden Sie wohl einsehen...«
    »Dass da nichts zu machen ist. Habe ich Recht?«
    Ich meinte, allzu viel sei tatsächlich nicht zu machen. Wir müssten auf alle Fälle versuchen, gemeinsam zu rekonstruieren, was in den Tagen vor der Festnahme passiert war, und zwar so genau wie möglich. Ich erläuterte ihr kurz, was Tancredi mir empfohlen hatte, tat jedoch, als wäre das meine Idee. Mein Ton war der eines Experten, der jeden Tag solche Ermittlungen durchführt. Als sei das für mich die normalste Sache der Welt.
    Sie wirkte sehr beeindruckt, als ich ihr meinen Plan dargelegt hatte.
    Donnerwetter, ich war wirklich einer, der sein Handwerk verstand.
    Sie fragte mich, ob ich mit ihr beginnen wolle. Ich meinte, es sei mir lieber, zuerst mit ihrem Mann zu reden, ich würde ihn am nächsten Tag besuchen, und wir könnten uns Ende der Woche noch einmal treffen.
    Natsu war einverstanden. Sie fragte mich nach dem Vorschuss, ich nannte eine Summe, und als sie ihr Scheckheft herauszog, bat ich sie, den geschäftlichen Teil der Sache mit meiner Sekretärin zu erledigen. Wir Staranwälte machen uns die Hände nicht gern mit Geld oder Schecks schmutzig.
    Das war alles für diesen Nachmittag.
    Als sie gegangen war, fühlte ich mich ziemlich gut, so wie jemand, der vor der richtigen Person eine glänzende Figur abgegeben hat. An die möglichen Folgen dachte ich wohlweislich nicht.

9
    J etzt brauchte ich Informationen über diesen Macrì.
    Ich schaltete den Computer ein und ging auf die Homepage der Anwaltskammer von Rom. Auf die Eingabe seines Namens hin erhielt ich die spärlichen Informationen, die ein Mitgliederverzeichnis üblicherweise bietet. Macrì war 1965 geboren und seit gut drei Jahren bei der Anwaltskammer von Rom eingeschrieben; davor war er bei der Anwaltskammer von Reggio Calabria registriert gewesen. Seine Kanzlei befand sich in einer Straße mit einem seltsamen Namen. Und er besaß keine Festnetznummer. In dem für Telefonnummern vorgesehenen Feld war lediglich eine Handynummer eingetragen. Eigenartig, dachte ich. Eine Anwaltskanzlei ohne Telefon. Ich vermerkte diesen Umstand im

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