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Guido Guerrieri 03 - Das Gesetz der Ehre

Guido Guerrieri 03 - Das Gesetz der Ehre

Titel: Guido Guerrieri 03 - Das Gesetz der Ehre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gianrico Carofiglio
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die weggegangen ist. Ich brauche kein Mitleid.
    Schmerzlicher Stich. Fotonegativ von Margherita. Abblende.
    Natsu musste jetzt aber wirklich gehen. Ihre Bewegungen wurden rascher, wie bei jemandem, der verlegen ist und gehen will, um diese Verlegenheit loszuwerden.
    Wir schüttelten uns die Hand, ich öffnete die Tür und sah das Kind auf Maria Teresas Schoß vor dem Computer sitzen, der seltsame Geräusche von sich gab – ein Art Blubbern und Platschen.
    Die Kleine fragte, wann sie wiederkommen und noch einmal Bubbles and Splashes spielen durfte. Maria Teresa meinte, sie dürfe kommen, wann sie wolle, woraufhin die Kleine ihr einen Kuss gab, von ihrem Schoß rutschte und zu ihrer Mutter ging. Auch von mir verabschiedete sie sich, indem sie mir zuwinkte.
    »Niedlich, die Kleine, was?«, sagte ich, als die beiden fort waren.
    »Niedlich? Sie ist bildschön«, erwiderte Maria Teresa.
    »Ja, sie ist wirklich hübsch«, sagte ich, indem ich nachdenklich in mein Zimmer zurückging.
    Dort setzte ich mich auf meinen Schreibtischstuhl und blieb mindestens fünf Minuten sitzen, ohne irgendetwas zu tun oder zu sagen.
    Als ich wieder zu mir kam, nahm ich den Stadtplan zur Hand und suchte die Adresse auf der Einladung heraus.

13
    V or dem Eingang wurde ich von einem Bodybuilder im schwarzen Anzug, mit Mikrophon und Kopfhörer, gefragt, ob ich alleine sei. Nein, ich bin mit der unsichtbaren Frau gekommen. Und deinem intelligenten Gesichtsausdruck nach zu schließen, musst du Ben Grimm sein.
    Das sagte ich nicht, aber ich tat etwas, was dem sehr nahe kam, wobei ich mich noch fragte, wie wohl die nächste Runde ausgehen würde. Mit einer Handbewegung wies ich ihn darauf hin, dass niemand neben mir stand und ich in der Tat alleine gekommen war. Es laut zu sagen brachte ich beim besten Willen nicht fertig.
    Der Typ ließ mich durch, während er Worte in sein Mikrophon flüsterte, die ich nicht verstand. Vielleicht warnte er seine Kollegen drinnen, dass ein Verdächtiger im Anmarsch war, den man besser im Auge behalte. Ich ging eine Rampe hinunter und fand mich an einem seltsamen Ort wieder. Es war eine echte Tiefgarage, aber natürlich ohne Autos. Der Boden war mit Porphyrwürfeln gepflastert, und überall waren Wärmepilze aufgestellt, wie man sie im Winter in Straßencafés antrifft. Trotzdem war es insgesamt recht kalt, weshalb ich meinen Mantel anbehielt und lediglich aufknöpfte.
    Es wimmelte von Leuten, und irgendwie hatte ich das Gefühl, auf dem Set eines leicht surrealen Films gelandet zu sein. Gruppen von Damen aus der linken Schickeria von Bari. Gruppen von jungen Frauen und Männern, die unübersehbar homosexuell waren. Gruppen von Personen unterschiedlichsten Alters, allesamt als Künstler verkleidet. Ein paar Politiker, ein paar Pseudointellektuelle, ein paar Schwarze, ein paar Japaner. Keiner, den ich kannte.
    Es war alles so absurd, dass ich sogar gute Laune bekam. Ich nahm mir vor, kurz die Bilder anzuschauen, einfach, um nicht ganz unvorbereitet zu sein, und mich danach auf die Suche nach dem Essen zu machen. Und nach Natsu.
    Auf einem kleinen Tisch am Eingang lagen Kataloge. Ich nahm einen zur Hand und blätterte ihn durch, während ich auf die Wände zuging. Der Titel der Ausstellung lautete: Die Elementarteilchen.
    Ich fragte mich, ob das eine Anspielung auf den Roman dieses Franzosen sein sollte. Mir hatte das Buch nicht gefallen, aber wahrscheinlich musste man es im Hinterkopf haben, um die Bilder verstehen zu können.
    Die ausgestellten Werke erinnerten entfernt an die Kunst Rothkos und waren alles in allem gar nicht so übel. Ich betrachtete gerade eines aus der Nähe, um die Technik zu verstehen, und war ziemlich konzentriert bei der Sache, als mich eine Stimme hinter meinem Rücken zusammenfahren ließ.
    »Bist du der Freund von Piero?« Er hatte orangefarbene Haare und sah aus wie eine Kopie von Elton John. Ein Elton John aus Bitonto, dem Dialekt nach zu urteilen.
    Nein, mein Lieber, der Freund von Piero – wer auch immer dieser verdammte Piero sein mag – bist höchstens du.
    »Tut mir leid, Signore, ich fürchte, Sie irren sich. Bestimmt haben Sie mich mit jemandem verwechselt.«
    »Ah«, sagte er mit einem Seufzer, der alles bedeuten konnte. Nachdem er mich gemustert hatte, fuhr er fort.
    »Gefallen dir die Bilder von Cazo?«
    »Cazo?«
    Katso – ein Wort, das, je nachdem wie es ausgesprochen wird, an das italienische Wort für »Schwanz« erinnert – war der Name des Künstlers, aber es dauerte

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