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Guido Guerrieri 04 - In ihrer dunkelsten Stunde

Guido Guerrieri 04 - In ihrer dunkelsten Stunde

Titel: Guido Guerrieri 04 - In ihrer dunkelsten Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gianrico Carofiglio
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Kopfhörer und stand auf. Ich schüttelte die Hand, die mir gereicht wurde.
    »Sind Sie auf Geschäftsreise, Herr Anwalt?«, fragte er mit einem Blick auf Caterina, die sitzen geblieben war.
    »Ja, und ich glaube, wir sollten jetzt einsteigen«, sagte ich mit der größtmöglichen Selbstverständlichkeit und fragte mich, ob ich ihm Caterina vorstellen sollte und falls ja, wie. Was sollte ich sagen, Ich stelle Ihnen meine Tochter vor? Meine Mitarbeiterin? Meine neueste Affäre?
    »Ich arbeite jetzt hier, bei der Grenzpolizei, ich bin nicht mehr auf Streife. Ich war es leid, das ist keine Arbeit, die man ein Leben lang tun kann«, sagte der Polizist mit weiteren Seitenblicken auf Caterina, die jetzt wieder Musik hörte und ihn, mich und alles, was um uns herum geschah, ignorierte.
    »Das war eine gute Entscheidung«, antwortete ich, während ich verzweifelt versuchte, mir den Namen des Polizisten in Erinnerung zu rufen, leider erfolglos.
    »Und Sie, Herr Anwalt, sind Sie beruflich unterwegs?«
    Jetzt könntest du eigentlich aufhören, deine Nase in meine Angelegenheiten zu stecken, was meinst du? Wir haben uns begrüßt, und das ist gut so, wir haben ein paar Höflichkeitsfloskeln ausgetauscht, auch gut, du hast mich über deine Karriere informiert, worum ich dich nicht gebeten habe, und jetzt starrst du Caterina an, als wolltest du sie hier am Flughafen anspringen, aber jetzt könntest du langsam auch wieder Leine ziehen, oder?
    Das sagte ich natürlich nicht. Ich antwortete, dass ich in der Tat beruflich unterwegs war, und bat ihn, mich jetzt zu entschuldigen, ich müsse mich anstellen, sonst könne ich mein Gepäck nicht unterbringen, da der Flieger offensichtlich voll war, und dass es mich freute, ihn wiedergesehen zu haben, alles Gute und viel Glück. Mit diesen Worten machte ich kehrt und ging zur Schlange. Ohne Eile, mit einem Lächeln, kam Caterina nach.

27
    D as Flugzeug machte sich zum Start bereit, und Caterina musste endlich ihren iPod ausschalten. »Woher kennst du Mike Patton?«
    »Warum? Ist das etwas Verbotenes?«
    »Na, du weißt schon, was ich meine.«
    »Meinst du, dass ich zu alt bin, um diese Art von Musik zu kennen?«
    »Das vielleicht nicht gerade, aber na ja, es ist nun einmal nicht die Art von Musik, die deine Altersgruppe normalerweise hört. Es ist ziemlich extremer Hip-Hop. Mein Vater und meine Mutter hören Pooh und Baglioni.«
    »Wie alt ist dein Vater denn?«
    »Zweiundfünfzig. Meine Mutter neunundvierzig.«
    »Hast du noch Geschwister?«
    »Einen jüngeren Bruder, er ist siebzehn.«
    Diese Information löste bei mir eine Reihe von wirren und unangenehmen Gedanken aus, die ich schnell beiseiteschob.
    »Was hast du deinen Eltern erzählt?«
    »Worüber?«
    »Über diese Reise.«
    »Ich habe gesagt, dass ich zu einer Party fahre, die heute Abend in Rom stattfindet. Manchmal tue ich so was. Ich fand es zu kompliziert, die ganze Angelegenheit zu erklären, und ich wollte mir die Fragerei ersparen. War das richtig von mir?«
    Ich ignorierte die Frage. »Erzähl mir was von Nicoletta. Was für eine Art Mädchen ist sie?«
    »Sehr ängstlich und unsicher. Sie ist sehr hübsch, wie ich schon gesagt habe, aber das verleiht ihr keine Selbstsicherheit. Sie schafft es nicht, Entscheidungen zu treffen, weder wichtige noch nebensächliche.«
    »Darin unterscheidet sie sich von dir.«
    Sie wollte etwas sagen, doch dann überlegte sie es sich noch einmal und sagte – da bin ich mir sicher – etwas anderes, als sie ursprünglich vorgehabt hatte.
    »Warum hast du mich gestern nach einem Foto von Michele gefragt?«
    »Hast du denn eines gefunden?«
    »Ein paar Gruppenbilder, aber sie sind alle aus großem Abstand aufgenommen. Man erkennt die Gesichter nicht richtig. Wozu brauchst du ein Foto von ihm?«
    Ich zögerte einen Augenblick, doch mir war klar, dass ich es ihr nicht verschweigen konnte.
    »Ich habe mit einem meiner Mandanten gesprochen, der in der so genannten guten Gesellschaft von Bari mit Kokain dealt. Ich habe ihn gefragt, ob er in diesem Milieu jemanden kennt, der Michele heißt. Er kennt keinen Michele, aber er hat ein wenig herumgefragt und einen kleinen Dealer gefunden, der ihn vielleicht kennt. Um sicher zu sein, bräuchte er jedoch ein Foto.«
    »Und wer sind diese Dealer?«
    »Das ist doch unwichtig. Ich kann mir sowieso nicht vorstellen, dass ihre Namen dir irgendetwas sagen. Das einzig Wichtige sind die Informationen, die sie uns geben können. Vorausgesetzt, dass sie in irgendeinem

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