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Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder

Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder

Titel: Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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haben von der britischen Admiralität einen sehr freundlichen Brief erhalten. Der Erste Seelord war außerordentlich erfreut, dich kennenzulernen«, begann Samuel Ulfsson ein wenig gezwungen.
    »Dann ist er sicher schwul wie alle Engländer«, brummelte Carl säuerlich.
    »O nein. In unseren Papieren steht, daß er mehrfacher Großvater ist. Was hast du nur getan, ihn so zu bezaubern?«
    »Habe James Bond gespielt, mich wohlerzogen benommen, über seine Scherze gelacht, die britische Marine als unser Vorbild und Ideal dargestellt und derlei. Aber das ist sicher nicht der Grund, weshalb du mich sprechen willst«, murmelte Carl. Ihm war etwas unwohl zumute, da er nach dem übertrieben harten Training am Morgen zuviel Nachschweiß gehabt hatte, und überdies machte ihn Samuel Ulfssons Überschwenglichkeit mißtrauisch. Er hatte so etwas schon früher gesehen.
    »Ja, um gleich zur Sache zu kommen«, begann Samuel Ulfsson und lenkte sofort wieder ab, in dem er zu einer Schachtel Vita Bond griff, die er Carl vielsagend hochhielt, doch dieser lächelte nicht mal über die Anspielung.
    »Ja, also, um zu des Pudels Kern oder dem Anlaß dieses besonderen Zusammentreffens zu kommen, oder wie wir es nennen wollen. Woher weißt du übrigens, daß es einen besonderen Anlaß gibt?«
    »Du bist viel zu freundlich, Sam. Einfach zu freundlich. Dann steckt immer irgendeine Teufelei dahinter, etwa daß ich mir die Haare schneiden lassen soll oder so etwas. Was ist es diesmal?«
    Carl verhielt sich immer noch abwartend, und Samuel Ulfsson mußte einige Male tiefe Lungenzüge machen, bevor er das Minenfeld betrat.
    »Ja, also, hrm… ich bin gestern im Ministerium gewesen. Und… ja. Was sie zu sagen hatten, ist zum Teil verständlich, zum Teil etwas knifflig, aber in der Sache läuft es darauf hinaus, daß… ja, du weißt doch, wie es um unseren zivilen Sicherheitsdienst bestellt ist?«
    »Wenn du sagen willst, daß ich dorthin versetzt werde, höre ich sofort auf. Ich kündige fristlos. Ich nehme an, daß auch ich solche Rechte habe«, erwiderte Carl blitzschnell und mit einer Betonung, die jeden Zweifel an dem Ernst seiner Absichten ausschloß.
    »Nein, hehe, das war vielleicht ein Ding. Coq Rouge im Affenhaus auf Kungsholmen. Außerdem wärest du da unten nicht sonderlich beliebt.«
    »Nein. Aus natürlichen Gründen. Aber was hat das Affenhaus jetzt schon wieder angerichtet?«
    »Jaa… das ist ja fast eine philosophische Frage, aber wie du weißt, sind sie nicht sehr erfolgreich.«
    »Nein, das sind sie nicht, und ich weiß auch nicht, wann sie es gewesen sind. Vielleicht nach der Ermordung Gustavs III., aber in den letzten zweihundert Jahren nicht mehr. Und?«
    Samuel Ulfsson hatte das eigentliche Gefühl, nicht der Vorgesetzte zu sein. Das war sonst etwas, was, wie er glaubte, im Rückenmark saß. Derjenige, der einen Streifen oder einen Stern mehr hatte, war der Vorgesetzte.
    Aber jetzt war es unleugbar nicht leicht zu sagen, was gesagt werden mußte, und gleichzeitig den Versuch zu machen, die Bedeutung eines dickeren Streifens sowie eines weiteren Sterns aufrechtzuerhalten.
    »Ja, also«, sagte er und zündete sich an seiner halb aufgerauchten Zigarette eine neue an, »das Ministerium meint in aller Kürze, daß unsere Abteilung die Verantwortung für bestimmte Funktionen des Gemeinwesens übernehmen muß, was der zivile Sicherheitsdienst im Augenblick nicht tun kann, weil er, sagen wir, nicht die volle Kapazität dazu hat. Und…«
    »Das ist erstens illegal. Zweitens sind wir kaum dazu imstande.«
    »Sei so nett und unterbrich mich nicht!«
    »Nein, Verzeihung.«
    »Also. Die Frage der Legalität ließe sich schon diskutieren, da unsere Anweisungen von der Regierung kommen. Es ist durchaus nicht selbstverständlich, daß die Regierung des Landes nicht das Recht haben sollte, den Sicherheits und Nachrichtendienstorganen vorübergehend Anweisungen zu geben, oder?«
    »Nein, das ist möglich. Wenn es aber schiefgeht, übernehmen die nicht die Verantwortung, sondern wälzen sie auf uns ab. Und wenn es um etwas Vorübergehendes geht, handelt es sich ja um den laufenden Zirkus. Und falls du glauben solltest, dieser Idiot Borgström und seine Abteilung könnten dort erfolgreich sein, wo andere gescheitert sind, bin ich völlig anderer Meinung. Ich kann nämlich keinen Sinn darin sehen, die jetzige Kurdenjagd durch eine Jagd auf linke Studenten zu ersetzen oder durch etwas, was sich unser Freund, der Oberesel, sonst ausdenken

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