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Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder

Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder

Titel: Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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Sprünge halfen. Er stand auf und ging mit dem Gekritzel quer durchs Zimmer zum Reißwolf und ließ alle seine Überlegungen in schmale Streifen schneiden.
    Da rief der Wachposten an und teilte mit, ein Herr Ponti sei auf dem Weg nach oben, natürlich in Begleitung.
    Carl ging hinaus und stellte sich vor den zehn Meter entfernten Fahrstuhl, gleich neben Sams geschlossener Tür, über der eine rote Lampe leuchtete. Carl wartete mit gesenktem Kopf, bis der Fahrstuhl hochkam und er Erik Ponti und Sams Sekretärin die Tür aufhalten konnte. Die Begrüßungszeremonie geriet ein wenig daneben, weil Erik Ponti sich in den Fahrstuhl zurückzog, um Beata vorgehen zu lassen.
    »Folge mir«, sagte Carl kurz angebunden und ging auf die mit einem Codeschloß gesicherte Tür zu, die ein paar Meter entfernt war. Er verbarg fast demonstrativ mit dem Körper, wie er aufmachte. Dann ging er weiter in sein Zimmer, ohne sich umzusehen, setzte sich und drehte sich in seinem etwas altmodischen Ledersessel herum und wartete. Ponti, der weder ein Tonbandgerät mitgebracht hatte - zumindest war keins zu sehen - noch einen Notizblock, machte es sich in einem der beiden Besuchersessel bequem.
    »Spartanisches Zimmer«, sagte Ponti und sah sich um. »Ich hätte ein paar Trophäen oder so etwas erwartet.«
    »Die sind geheim. Was willst du?«
    »Himmel, du bist vielleicht kurz angebunden.«
    »Journalisten bereiten mir allergische Beschwerden, das weißt du.«
    »Das haben wir doch schon mal geklärt, das weißt du auch.« Carl betrachtete den Journalisten und unterdrückte seine berufsmäßige Feindseligkeit mit aller Kraft. Persönlich waren sie keine Feinde, ganz im Gegenteil. Doch das war eine völlig andere Sache. Jugendjahre und studentische Linke und derlei hatten nichts mit der Sache zu tun, gleichgültig, worum es ging. Ponti war gealtert und hatte das Vorstadium des Charmes der grauen Schläfen erreicht. Er war jedoch nicht fett geworden. Seiner Körperhaltung und seinen Armen nach zu schließen, als er sich jetzt langsam erhob und die Lederjacke auf den zweiten Sessel hängte, würde er sich bei Kneipenschlägereien wohl immer noch behaupten. Falls er sich da hervortat, was Carl unwahrscheinlich schien. Er war ja prominent, und so etwas wäre bekanntgeworden.
    »Okay, schieß los. Worüber willst du mich informieren?«
    fragte Carl mit angestrengter Freundlichkeit.
    »Ich will dich nicht nur informieren, ich will deine Hilfe«, erwiderte Ponti kalt, als zweifelte er nicht daran, daß er Hilfe bekommen würde.
    »Wobei denn«, fragte Carl, ohne Pontis Selbstsicherheit zu bemerken. »Was kann der Nachrichtendienst des Reiches für das E c ho des Tages tun?«
    »Ein Mikrophon finden.«
    »Wo denn?«
    »In der Villa, die dem Haus des ermordeten von Otter in Uppsala gegenüberliegt. Dort wohnen drei Studentinnen. Sie haben sich im ersten Stock Zimmer gemietet und werden von der Säpo abgehört.«
    »Ich habe gedacht, die Säpo hätte in einer aufsehenerregenden Aktion ihre illegalen Mikrophone inzwischen abgeholt.«
    »Könnte man meinen. Aber so ist es mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht.«
    Carl konnte nicht anders, er mußte über Pontis Anspielung auf bestimmte Begriffe der Marine lächeln, bei denen es um nie aufgefundene U-Bootbasen oder U-Boote gegangen war. Im nächsten Augenblick konnte er sich eines Lachens nicht erwehren. Sie sahen einander in die Augen. Beide dachten etwa das gleiche über die unergründlichen Wege des Schicksals oder etwas in der Richtung; einer von ihnen war Journalist beim staatlichen Rundfunk geworden, der andere Offizier beim Nachrichtendienst. Nicht übel für eine der am sorgfältigsten beobachteten linken Organisationen, die sich je entschlossen hatten, den bürgerlichen Staat zu unterwandern.
    »Und was sollen wir gegen die illegalen Mikrophone der Säpo oder von Expressen oder von beiden tun? Was meinst du?« fragte Carl ruhig. Er wußte schon, was er tun würde. Unabhängig von Ponti.
    »Könnt ihr den Laden durchschauen?«
    »Du meinst, ob wir feststellen können, daß das Haus verwanzt ist? Aber ja.«
    »Könnt ihr die Leute finden, die da lauschen, oder ihr Tonbandgerät?«
    »Schwer zu sagen. Wahrscheinlich. Aber bevor wir fortfahren, möchte ich gern wissen, was du mit deinem Tip erreichen willst?«
    »Dies ist kein Tip, es ist eine einfache geschäftliche Abmachung. Ihr regelt den technischen Teil der Enthüllung, ich kümmere mich um den journalistischen.«
    »Erstens hast du

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