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Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder

Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder

Titel: Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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Offiziere. Aber sie waren jedenfalls dabei.
    V: Du meinst, sie waren Mitglieder der Braunen Marine oder der Braunen Garde?
    H: Nee, Mitglieder waren sie wohl nicht. Ich meine, nicht in der Braunen Garde. Aber sie standen im Kampf auf derselben Seite. Diese beiden, Renhammar und Sterner, haben ja dieses norwegische Boot erledigt. Und dieser von Otter hat ja die norwegischen Spione ans Messer geliefert.
    V: Du sagst, von Otter habe die Spione ans Messer geliefert? Ist das deine Formulierung?
    H: Ja. Von Otter hat es also diesem Kriminaler erzählt, der dann dafür sorgte, daß die Norweger ausgewiesen wurden.
    V: Es ist also Kapitän von Otter gewesen, der die Norweger denunziert hat?
    H: Ja, es muß ja so gewesen sein. Andersson hat es so gesagt.
    V: Aha. Du verstehst sicher, daß ich hier ein bißchen nachbohren muß, denn ich möchte, daß alles ganz klar ist. Verstehst du?
    H: (unhörbar)
    V: Es ist also so gewesen, daß du dich am 13. Oktober 1942 mit Ängström und Andersson aus Göteborg getroffen hast. Ihr habt einmal darüber gesprochen, daß Andersson in Göteborg eine BG-Zelle gründen sollte, daß ihr von einem Obergefreiten des I 3 in Örebro Waffen bekommen solltet. Ist es so gewesen?
    H: Ja, so wird’s gewesen sein.
    V: Und dieser Obergefreite vom I 3, wie hieß der?
    H: Das weiß ich nicht. Namen wurden nicht genannt. V: Um wie viele Pistolen ging es denn?
    H: Weiß ich nicht. Aber natürlich war es mehr als eine. V: Habt ihr diese Pistolen irgendwann bekommen?
    H: Nee, damals also nicht. Die bekamen wir erst später aus einer anderen Ecke.
    V: Es kam also nicht zu einem Pistolengeschäft mit diesem unbekannten Obergefreiten vom I 3?
    H: Nee, damals nicht.
    V: Und dann habt ihr über Spione in Göteborg gesprochen, die Kapitän von Otter bei Kriminaloberwachtmeister Jubelius denunzierte, der sie wiederum an die deutsche Gesandtschaft meldete.
    H: Ja.
    V: Und dann habt ihr darüber gesprochen, daß die deutsche Gesandtschaft hier in Stockholm Kontakt mit einem Offizier beim Generalstab hatte, der dabei half, diese Spione des Landes verweisen zu lassen?
    H: Ja.
    V: Es gab also eine Kontaktlinie zwischen Kapitän von Otter in Göteborg und, ja, über Oberwachtmeister Jubelius zur deutschen Gesandtschaft. Und die hatten auch Kontakte zum Generalstab. Ist es so gewesen?
    H: Ja, so muß es gewesen sein.
    V: Und an diesem Abend wurde über nichts anderes gesprochen?
    H: Doch, über den Kaffee. Darüber, daß wir echten Bohnenkaffee hatten.
    V: Ja, das hast du schon erzählt. Aber sonst wurde nichts anderes gesagt, es gab also kein anderes Thema? H: Nee, kann mich an nichts anderes erinnern.
    V: Hast du über dieses Treffen in Solna noch etwas hinzuzufügen?
    H: Nee, das war wohl alles.
    V: So, Hanngren, vielleicht können wir jetzt noch etwas Kaffee trinken, wenn du nichts mehr zu erzählen hast. Aber es wird nicht so ein guter Kaffee wie der, den du damals in Solna bekommen hast.
    H: Nee, versteht sich.
    V: Dann wird dieses Verhör Hanngrens beendet. Es ist 09.17 Uhr.
    Abschrift nach Magnetband wird beglaubigt:
    Eva Svensson Bürogehilfin Das Vernehmungsprotokoll wurde Hanngren vorgelesen und von diesem nicht beanstandet.
    Nils Göran Elwin, Oberkommissar.
    Åke Stålhandskes Notizblock war voller aggressiver Pfeile und Ausrufungszeichen. Die Spur hatte ihn elektrisiert, doch er wollte noch nicht mit der Analyse dessen beginnen, was er herausgefunden hatte. Erst mußte er die beiden anderen Verhöre mit dem Rausschmeißer Hanngren lesen.
    Doch es gab keine weiteren Protokolle mit Hanngren. Sie hätten da sein müssen, was schon aus der Paginierung der mit Papiersiegeln und blaugelben Schnüren zusammengebundenen Vernehmungsprotokolle hervorging. Aus dem Inhaltsverzeichnis war ebenfalls zu ersehen, daß und genau an welcher Stelle zwei weitere Vernehmungsprotokolle mit Hanngren da sein sollten.
    Åke Stålhandske grübelte sehr kurz darüber nach, bevor er ein Vergrößerungsglas holte, um das Papiersiegel und die blaugelben Schnüre zu prüfen.
    Er fand schnell, wonach er suchte.
    »So ein schlauer kleiner Teufel«, sagte er halblaut und warf sich in dem schwarzen Fensterspiegel gegenüber dem Schreibtisch ein entzücktes Wolfsgrinsen zu.
    Die blaugelben Bänder, welche die Protokollstapel zusammenhielten, waren erst durchgeschnitten und dann vorsichtig zusammengespleißt worden, als wären es Hanfseile. Früher war das eine Kunst gewesen, die jeder Seemann beherrschte. Jemand hatte also zwei von drei

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