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Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder

Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder

Titel: Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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welche Norweger 1942 im Maul der Gestapo landeten? Wer weiß so etwas?
    Ostdeutschland, dachte er und strahlte. Man konnte tatsächlich die Ostdeutschen fragen, denn jeder wußte, daß das Berliner Archiv, das den Russen in die Hände gefallen war, weit besser war als das im Westen. Und in der jetzigen Lage mit Perestroika und Glasnost würden die Russen einer solchen Anfrage ehemaliger Feinde vielleicht entsprechen.
    Punkt zwei. Im Kriegsarchiv alles über Oxhufvud untersuchen, die gesamte Karriere, sämtliche Posten, alles.
    Punkt drei. Der Mord an Jubelius in Göteborg mußte eine Mordermittlung mit Vernehmungen der Verdächtigen und so weiter ausgelöst haben. Zum Zeitpunkt der Verhöre des Rausschmeißers Fredrik Anders Hanngren wußte zumindest die Polizei in Stockholm nicht, wie das Ganze sich zugetragen hatte, doch die Ermittlungsakten mußten existieren. Also die Polizei in Norrköping bitten, die Akten mit Vernehmungsprotokollen und allem zu besorgen. Dort befand sich vielleicht auch dieser »Andersson«.
    Åke Stålhandske hielt inne und suchte eine Zeitlang in den gestapelten Vernehmungsprotokollen. Dem Inhaltsverzeichnis zufolge sollte es auch ein Verhör mit einem Bootsmann Gustaf Oscar Andersson gegeben haben, wohnhaft Tredje Långgatan in Göteborg.
    Es erstaunte Åke Stålhandske nicht, als er entdeckte, daß auch dieses Protokoll gestohlen war, und zwar mit Hilfe der gleichen Technik wie in der Akte über Hanngren.
    Dann Punkt vier. Alles, was das Kriegsarchiv über den Marineobergefreiten Gustav Oscar Andersson herausfinden konnte. Punkt fünf. Von jetzt an die Ermittlungsarbeit mit Joar koordinieren. Von jetzt an hatten sie eine Spur und konnten gemeinsam suchen.
    Leutnant Luigi Svensson erwartete einen weiteren verkorksten Tag. Er hatte eine lange Zeit mit theoretischen Prüfungen und Tests hinter sich, weshalb Skip es sich natürlich nicht nehmen ließ, jetzt den Schaden wiedergutzumachen, nachdem die Jungs an diesen gottverdammten mutterfickenden Schreibtischen verweichlicht worden waren. Oberstleutnant Skip Harrier liebte eine bildhafte Sprache. Er war überdies Anhänger einer Theorie, die darauf hinauslief, daß er alle Anwärter bis an die Grenze des Wahnsinns treiben müsse, bis sie vor Müdigkeit und Frustration schlappmachten. Erst dann ordnete er beispielsweise lange Testserien mit Präzisionsschießen an. Vergeßt nicht, ihr Muttersöhnchen, wenn ihr auch nur ein einziges Mal im Leben das Privileg erhaltet, diese Zirkuskunststücke anzuwenden, die wir euch hier beibringen, werdet ihr verdammt noch mal nicht gute Laune haben oder ausgeruht sein oder sonderlich munter, wenn es losgeht. Damit schien er gar nicht so unrecht zu haben.
    Es war jedoch auch ein System, das totale Niederlagen provozierte. Wer zusammenbrach und Skip Harrier im selben Tonfall Widerworte gab, warf seine Ausrüstung in den Sand und ging nach Hause. Er ging für immer.
    Dies galt auch für ausländische Anwärter. Luigi hatte mit Karlsson manchmal darüber gesprochen, daß sie versuchen müßten, sich gegenseitig zu unterstützen, daß es einen fünfzigprozentigen schwedischen Verlust bedeuten würde, wenn einer von ihnen durchfiel, und daß es überdies so etwas wie eine schwedische Tradition hier draußen im Death Valley gab, derer sich fast alle bewußt waren, wie groß die Heimlichtuerei auch sein mochte. Zumindest den offiziellen Mitteilungen zufolge war der Beste unter den Allerbesten ein Schwede. Sein Name stand auf einer Plakette über einem der Betten in Baracke drei. Das Bett war immer fertig bezogen, doch niemand schlief je darin.
    Sie hatten am Morgen zwei Stunden damit zugebracht, mit panzerbrechenden Waffen zu üben. Er und Karlsson bildeten ein Team, Swedish Steel , und lagen gut im Rennen. Sie hatten sogar Aussicht, den Wettbewerb zu gewinnen; alles, was hier draußen geschah, war Wettbewerb. Der letzte Platz brachte einem Minuspunkte ein, womit automatisch auch der Urlaub entfiel, und ein erster Platz Pluspunkte beim Kursabschluß. Karlsson war während seiner Zeit bei den Küstenjägern ausgerechnet Panzerschütze gewesen, und außerdem wurde die Ü- bung diesmal mit einem schwedischen Modell durchgeführt. Sie konnten gewinnen, sie hatten eine sehr gute Chance und konnten zehn Punkte erreichen.
    Je höher die Sonne am Himmel stieg, um so schwieriger wurde es, da es sehr auf die Zeit ankam, die man brauchte, um von Position zu Position zu kommen und sich für das Schießen bereitzumachen. Das

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