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Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder

Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder

Titel: Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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hatte es in sich:
    »Sieg oder Tod im Kampf! Gegen Demokratie, Marxismus und Judenherrschaft! Für ein freies, starkes und arisches Schweden!«
    Arthur Frederik Ängström wurde im November 1942 aus politischen Gründen aus der Marine entlassen.
    Åke Stålhandske kontrollierte die Angaben anhand der alten Nazi-Verzeichnisse der innenpolitischen Abteilung des Generalstabs. Aha, da war er.
    Ängström war unter anderem bei einem Nazi-Treffen in Uniform aufgetreten und hatte auf der Marinestation in Stockholm gegen die Demokratie gewettert. Aus diesen Gründen war er in der Marine nicht mehr erwünscht. Da er seine militärische Laufbahn jetzt als ruiniert ansah, flüchtete er nach Norwegen, um sich von der Waffen-SS anwerben zu lassen. Er wurde an der Grenze gefaßt und in sein Vaterland zurückverfrachtet.
    Schade, dachte Stålhandske. Die Waffen-SS hatte erhebliche Verluste.
    Bei der Rückkehr nach Stockholm war Ängström also fest entschlossen, statt dessen auf heimatlichem Boden für den Sieg Großdeutschlands zu wirken. Anschließend wurde die Braune Garde gegründet.
    Aus den Akten war kaum zu ersehen, was die Organisation in den folgenden zwei Jahren trieb.
    Doch im Januar 1944 wurde der Bootsmann Lars Gustaf Verner Larsson im Hårsfjärden auf dem Flottentender »Niord« gefaßt, nachdem er ein paar Schachteln gestohlener Pistolenmunition seinem Führer Ängström übergeben hatte. Und dann ging es wieder los mit dem Abhören seines Telefons und den üblichen Maßnahmen.
    Ängström selbst erhielt eine beachtliche Strafe von fünf Jahren Zuchthaus. Nicht nur für seine Vorbereitungen zum Landesverrat, sondern auch, weil er versucht hatte, die norwegischen Polizeilager in Schweden auszuforschen. Diese Lager waren ja keine normalen Lager für Polizeibeamte. Gegen Ende des Krieges stand so gut wie fest, daß in ihnen paramilitärische Kräfte zusammengezogen waren, die bei der Befreiung Norwegens eingesetzt werden sollten. Schwedens Neutralität war gegen Kriegsende ja etwas norwegenfreundlicher als zu Beginn, als fast jeder zweite flüchtende Norweger in seine Heimat zurückgeschickt worden war.
    Der Bootsmann kam mit zehn Monaten Zuchthaus davon.
    Sechs Mitglieder wurden zu Strafen zwischen acht Monaten und drei Jahren auf Bewährung verurteilt.
    Insoweit war alles recht trivial. Nur wenige Personen des Personals der Kriegsmarine waren beteiligt, überdies niemand über dem Rang eines Bootsmanns.
    Einige der Vernommenen waren jedoch freigesprochen worden. Schwer zu sagen, warum. Da es gegen Ende des Krieges passierte, brauchte es nicht unbedingt daran zu liegen, daß die schwedischen Behörden vor den Nazis den Rücken krümmten. Die Anklagepunkte waren jedoch manchmal etwas diffus. Grundsätzlich ging es um Landesverrat und den Versuch, die Demokratie mit Gewalt zu stürzen. Doch offenbar hatte ein Staatsanwalt in jedem einzelnen Fall beweisen müssen, daß gerade dieser Verkäufer oder jener Bootsmann oder Obergefreiter persönlich solche Pläne hegte. Und nicht nur allgemein antisemitisch eingestellt war oder etwas in der Richtung.
    Der Stapel von Vernehmungsprotokollen war im Verhältnis zu der Zahl der Verurteilten ungewöhnlich groß. Außerdem zeigte sich jeder der Vernommenen dämlicher als der vorhergehende. Oder die Beschuldigten hatten sich mit erstaunlichem Erfolg dämlich gestellt. Schwer zu sagen, was zutreffend war.
    Åke Stålhandske kam die Lektüre vollkommen sinnlos vor, aber er wollte die Sache aus der Welt haben, die Akten zurückgeben und mit etwas Neuem beginnen. Gleichzeitig hatte er sich im Verdacht, zu schnell, zu kursorisch und mit zu geringem Interesse zu lesen.
    Vielleicht war es so. Wie auch immer: Er war in einem dieser Protokolle schon recht weit gediehen, als er plötzlich erstarrte, von vorn anfing und Satz für Satz mit einem Bleistift in der Hand las:
    STAATSKRIMINALPOLIZEI STOCKHOLM Abschrift des mit dem Restaurantportier Frederik Anders Hanngren, geboren am 23.8.1911, durchgeführten Verhörs. Ort: Untersuchungsgefängnis in Stockholm. Zeit: 14.4.1944. Vernehmungsbeamter Kriminaloberwachtmeister Nils Göran Elwin. Vernehmungszeuge nicht verfügbar. Beginn des Verhörs 08.05 Uhr.
    Vernehmungsbeamter (V): Ja, dann ist es an der Zeit, dort weiterzumachen, wo wir gestern aufgehört haben, Hanngren. Ängström und du, ihr wolltet also Besuch empfangen.
    Hanngren (H): (unhörbar)
    V: Dann kommen wir also zu dieser Gelegenheit, als Andersson von Göteborg anreiste. Worum ging es

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