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Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder

Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder

Titel: Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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Schießen selbst war das geringste Problem. Entscheidend waren der Streß, die Kondition und der Wille. Noch war es nicht die heiße Jahreszeit, aber selbst dann hätte Skip Harrier nicht gezögert. Das Death Valley hat seinen Namen nicht umsonst erhalten.
    Sie rannten, keuchten, schufteten, schossen und rannten erneut. Da Karlsson nie danebenschoß, war er für das Schießen verantwortlich, während Luigi Svensson das Schleppen und Tragen der Ausrüstung übernahm, damit Karlsson ihnen nicht durch einen Fehlschuß noch eine Strafrunde einbrachte. Am Ende hing alles nur noch vom Willen ab. Als es endlich vorbei war und ihnen befohlen wurde, sie könnten bequem stehen, brachen sie vor Erschöpfung fast zusammen, während sie mit plötzlich nachlassender Konzentration und Präzision an den Schraubverschlüssen ihrer Feldflaschen herumhantierten.
    Skip Harrier kam mit einem Jeep von den Unterkünften zum Ziel. Der rote Wüstenstaub wirbelte wie Rauch hinter dem Wagen auf.
    »Guten Morgen, ihr Muttersöhnchen!« brüllte er fröhlich, als er ausstieg und die Hand nach dem Protokoll des Leutnants ausstreckte.
    »Guten Morgen, Sir!« brüllten die ausgepumpten Soldaten, als hätten sie plötzlich eine Adrenalinspritze bekommen.
    Skip Harrier studierte das Protokoll und trat dann lächelnd vor Luigi Svensson und Göran Karlsson, Swedish Steel. Sie standen blitzschnell auf und nahmen Haltung an.
    »Well well well, wie ich sehe, ist der Schwedenstahl heute nicht so ganz mies. Gratuliere«, sagte Skip Harrier mit einem unglückverheißenden fröhlichen Lächeln.
    »Danke, Sir!«, schrien die beiden Schweden und sahen sich von der Seite an, um sich zu vergewissern, ob der andere verstanden hatte, worum es ging. Jetzt stand irgendeine Teufelei bevor.
    »Da die Herren den Morgen mit mäßigen Schießübungen vertrödelt haben, bin ich der Meinung, daß wir mit euch eine kleine Zusatzübung veranstalten sollten«, lächelte Skip Harrier verbindlich, bevor er blitzschnell den Ausdruck wechselte, als wäre er plötzlich rasend geworden, und brüllte: »Wie gefällt euch das, ihr Scheißkerle? Wie wär’s mit ‘ner kleinen Zusatzübung?«
    »Yes Sir!« brüllten Svensson und Karlsson wie aus einem Mund.
    »Hm, so ist es schon besser. Aber jetzt dürft ihr euch nicht blamieren, denn wenn ihr euch blamiert, sieht es beschissen für euch aus. Darf ich die Herren jetzt also bitten, sich gütigst auf den Rücksitz meines Jeeps zu setzen, damit ihr nicht zum Schießhangar zurückzulaufen braucht.«
    Die beiden Schweden starrten erst Harrier, dann einander fragend an.
    »Habt ihr verstanden!« schrie Skip Harrier plötzlich.
    »Yes Sir!« schrien die Schweden reflexhaft zurück, aber es dauerte trotzdem einige Augenblicke, bevor sie etwas taten, was nur eine Wirkung haben konnte.
    »Rein mit euch, auf den Rücksitz, und zwar auf der Stelle, ihr Muttersöhnchen!« schrie Skip Harrier.
    Jetzt gehorchten sie blitzschnell, worauf Skip Harrier sich hinter ihnen glucksend zum Jeep begab, hineinsprang und eine Coca-Cola-Dose aufmachte, bevor er seine Sonnenbrille aufsetzte und mit seiner besorgten Ladung losfuhr.
    Im Schießhangar hatten sie alles mögliche erwartet, nur dies nicht. Dort drinnen stand ein Mann, der mit einem alten M 1- Gewehr auf bewegliche Ziele schoß. Der Fremde hatte die übliche Tarnuniform der Basis an, trug aber die Rangabzeichen eines Fregattenkapitäns.
    »Gentlemen, darf ich bekanntmachen, Leutnant Svensson und Leutnant Karlsson. Commander Hamilton!« gluckste Skip Harrier. Sein scherzhaftes Arrangement des Treffens machte ihn sichtlich zufrieden.
    Die beiden Schweden nahmen wortlos Haltung an und salutierten. Carl erwiderte den Gruß, ohne etwas zu sagen. Er konnte ein Lächeln nicht zurückhalten. Er wußte in etwa, wie Skip es angestellt hatte, die Landsleute aufzuklären und zugleich darüber im unklaren zu lassen, was sie erwartete.
    »Macht euch miteinander bekannt, während ich die Übung vorbereite. Und wagt es ja nicht, euch zu blamieren, ihr Scheißkerle«, sagte Skip Harrier in einem Ton, als wollte er wieder drohen. Dann ging er zu einem der Schießstände, um seine Vorbereitungen zu treffen.
    »Wie ich sehe«, sagte Carl leichthin auf schwedisch, als sie allein waren, »fühlt ihr euch hier wohl. Ich kann mir vorstellen, daß ihr unter Skip Harriers starken Fittichen ein faules Leben führt, oder?«
    »Yes, Sir!« schrien seine beiden Landsleute automatisch. Sie hatten noch nicht auf Schwedisch

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