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Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder

Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder

Titel: Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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man sich zumindest ein Bild davon machen, was in dieser A 1-Akte stand, und dann, aber erst dann, sollte die Falle richtig zuschnappen.
    Aber wie an ein Geheimdossier der Säpo herankommen, von denen die meisten der gewöhnlichen Kontakte sagten, sie kämen nicht mal in die Nähe von so was?
    Im Lauf der nächsten Stunden war es zumindest möglich, die Bezeichnung der Kassette zu prüfen. Und vielleicht konnte jemand bestätigen, daß eine bestimmte Umlaufliste mit einer bestimmten Nummer an dem Tag, dessen Datum sie trug, tatsächlich bei Näslund auf dem Schreibtisch gelegen hatte.
    Es dauerte fünf Stunden. Dann wußte Per L. Wennström, daß die Kassette ein echtes Original von der Sicherheitspolizei war. Und daß der operative Chef tatsächlich eine Liste der laufenden Angelegenheiten mit der angegebenen Nummer auf seinem Schreibtisch gehabt hatte, und zwar an dem Tag, an dem er sich auch bestimmte Notizen dazu gemacht hatte, wie die Regierung eine gegen die Justizministerin gerichtete Untersuchung gestoppt hatte.
    Aber jemand dort in der Firma wollte Expressen mit möglichst viel Fleisch für die Story versorgen. In der Hinsicht konnte inzwischen kaum noch Zweifel herrschen.
    Also galt es, möglichst lange zu warten. Kaltes Blut, warme Unterhosen und warten. Ein weniger erfahrener Reporter wäre vielleicht einfach losgerannt und hätte den kleinen Gewinn mitgenommen, den großen Schnitt aber verpaßt. Aber nur ein weniger erfahrener Reporter.
    »Die Lage ist folgende«, begann Carl schon auf dem Weg ins Zimmer und setzte sich dann vor Samuel Ulfsson, ohne dazu aufgefordert worden zu sein. »Die Lage ist also folgende. Unser Freund Haugen ist unterwegs, um seinen Mitverschwörer zu treffen. Sie haben vor, sich an einem ungestörten Ort, der sich möglicherweise weit im Norden Norwegens befindet, über die Sache auszusprechen. Die nächste Phase unserer Operation läuft folglich darauf hinaus, ihre offenherzigen Gespräche abzuhören. Auf diese Weise sollten wir auf dem Weg zu unserem endgültigen Warum recht weit kommen können. Lundwall und Stålhandske befinden sich jetzt auf dem Weg nach Norden. In einer Stadt namens Mo i Rana werden sie etwas Luftfracht abholen, Taucherausrüstung, die wir ursprünglich nicht eingeplant hatten. Sie benutzen zwei Fahrzeuge, einen PKW der norwegischen Sicherheitspolizei und einen Wohnwagen. Kommunikation per Telefon und Zerhacker.«
    Samuel Ulfsson lehnte sich zurück und rauchte eine Zeitlang, ohne etwas zu sagen. Er sah nicht sehr zufrieden aus, was Carl eher erstaunte als enttäuschte. Immerhin hatten sie besonders gute Aussichten, die Operation erfolgreich fortzuführen. Der Wagen, den man verfolgte, konnte beispielsweise nicht verlorengehen, da er mit einem Peilsender versehen worden war. Schlimmstenfalls konnte man die amerikanischen Vettern bitten, den Wagen per Satellit aufzuspüren. Das meiste sprach dafür, daß die Operation gelingen würde. Doch aus irgendeinem Anlaß schien Samuel Ulfsson es nicht zu glauben, oder vielleicht hatte das Ganze auch schon wieder etwas mit seinem alten Schiffskommandanten zu tun.
    »Sag mir«, begann Samuel Ulfsson zögernd, »sag mir, ist es wahrscheinlich, daß diese beiden Figuren mit allem rausrücken, was wichtig ist?«
    »Ich finde schon«, erwiderte Carl geschäftsmäßig, »sie wollen zu einem Ort, an dem sie sicher sind, nicht abgehört zu werden. Es ist offenbar ein abgelegener Ort, es wird also lange Gespräche geben. Doch, das sollte möglich sein. Wir werden natürlich mit verdammt vielen Bändern hantieren müssen, aber am Ende dürften wir alles darauf wiederfinden.«
    »Bist du dir da sicher?«
    »Nein, ganz sicher kann man nicht sein.«
    »Gibt es eine Möglichkeit, sich zu versichern?«
    »Ja. Willst du wissen, wie?«
    »Nein. Ich will nur wissen, daß es diese oder jene Möglichkeit gibt und daß du dir sie überlegst. Folglich solltest du hinfahren und die Schlußphase der Operation leiten.«
    »Das halte ich nicht für eine gute Idee.«
    »Warum nicht, wenn ich fragen darf?«
    »Ich laufe Gefahr, überall Aufmerksamkeit zu erregen, und außerdem ist es Joars und Åkes Operation. Die beiden haben bisher die gesamte Arbeit erledigt und das sehr gut. Ich finde, sie sollten unser Vertrauen haben…«
    »Das finde ich nicht. Du sollst die Schlußphase der Operation leiten. Ist das verstanden?«
    »Verstanden. Zu Befehl.«
    »Werde nicht albern.«
    »Ich bin nicht albern, ich wollte nur unterstreichen, daß du mir einen

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