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Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder

Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder

Titel: Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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später mit einem Kennzeichen zurückkehrte, das er sich notiert hatte, hatte Åke Stålhandske das kurze und erregte Gespräch schon abgehört, auf Kassette überspielt und archiviert.
    Er spielte es Joar Lundwall zufrieden vor, der das notierte Kennzeichen nur kurz vorzeigte.
    Bei dem Gespräch war von Anfang bis Ende gestritten worden. Kaum war der fremde Mann in die Wohnung gekommen, befahl er, es so zu arrangieren, daß beide perfekt abgehört werden konnten. Dann beschimpfte er Haugen, weil dieser mit ihm Kontakt aufgenommen habe, und erinnerte an ihre Übereinkunft, mindestens fünf Jahre nicht über die Sache zu sprechen.
    Haugen jammerte. Er erklärte, er habe es nicht ausgehalten, oder etwas Ähnliches. An dieser Stelle waren ein paar seltsame norwegische Worte zu hören. Und nach dem, was in den Zeitungen gestanden hatte, hätten sie ja keinerlei Spuren hinterlassen. Die schwedische Polizei glaube ja, daß es Kurden gewesen seien, und so weiter.
    Danach dauerte es nicht lange, da ertönte der Abschnitt, den Joar Lundwall und Åke Stålhandske schon gehört hatten. Die beiden ließen das Band nochmals durchlaufen und machten sich Notizen. Es sollten weitere Gespräche geführt werden, und zwar »da oben« in einem Bootshaus. Da oben könne man sich unterhalten, aber nicht in Oslo. Es sollte in der nächsten Woche geschehen.
    »Bootshaus, Teufel auch«, lächelte Åke Stålhandske. »Jetzt haben wir die Scheißkerle, denn es gibt ja eine Möglichkeit, zu dem Bootshaus zu kommen, auf die wir uns ganz gut verstehen.«
    Er lachte, warf den Kugelschreiber weg und streckte sich nach dem Telefonhörer, während er gleichzeitig den Zerhacker einschaltete.
    »Weswegen rufst du an?« fragte Joar Lundwall.
    »Ach, weißt du, ich habe mir gedacht, daß wir etwas neue Ausrüstung brauchen«, lachte Åke Stålhandske. »Teufel auch, wir sollen da oben ja in ein Bootshaus reingehen.«
    Carl hatte einen harten Tag hinter sich. Eigentlich hätte er sich eine Zeitlang diesen alten Akten widmen müssen, die der DDR-Nachrichtendienst freundlicherweise geschickt hatte. Doch einmal hatte er mit seinen Zusammenstellungen der Monatsberichte für den OB zu sehr hinterhergehinkt, zum anderen hatte er noch andere Arbeitsaufgaben gehabt, die sich am besten im Tonlabor erledigen ließen, wenn er abends allein war.
    Er hatte soeben Näslund angerufen und diesen im Büro erwischt statt zu Hause und mit ihm ein langes und recht persönliches Gespräch über dieses und jenes geführt; er hatte erklärt, wie wichtig es sei, im Büro ordentlich aufzuräumen, bevor man gefeuert werde, über bestimmte Skandale, die offenbar dazu führten, wie gut man seine Arbeit auch getan zu haben glaube, über die Hölle, unter uns Kollegen gesagt, in den Händen von Politikern zu sein, über manche Leute, die das Privileg hätten, in einer A 1-Akte zu landen, so daß nie etwas an die Öffentlichkeit dringe, und über, ja, schließlich der eigentliche Grund seines Anrufs, nämlich diese Umlaufliste, die er bei seinem Besuch gesehen habe, denn die habe ihm, Carl, besonderes Verständnis für Näslunds bedrängte Lage abgenötigt, und er wolle fragen, ob er im Zusammenhang mit dem Prozeß noch etwas tun könne? Solle er in Zivil kommen oder in Uniform?
    Diese Frage war schnell besprochen, und anschließend plauderten sie ein wenig, bis Näslund sich damit entschuldigte, er müsse jetzt hinter sich aufräumen, bevor es zu einer Hausdurchsuchung komme. Was natürlich ein Scherz war.
    Carl lachte laut und recht herzlich mit einem Gefühl, das an Sympathie grenzte, als er auflegte.
    Dann nahm er das Band und begab sich auf direktem Weg ins Tonlabor. Er hätte die Arbeit in weniger als einer halben Stunde geschafft, wenn er Joar und Åke bei sich gehabt hätte. Doch jetzt würde es ein paar Stunden dauern. Obwohl er im Hinblick auf das, was er vorhatte, die beiden gewiß nicht in der Nähe haben wollte.
    Es war ja eine in mancherlei Hinsicht erfrischende Nachricht, daß sie vielleicht aufs Meer hinaus mußten. Orca und Swordfish in ihrem Element, mit anderen Worten.
    Als er mit der Redaktion des Bandes fertig war, überspielte er alles auf eine Kassette mit dem Codezeichen von RPS/Säk und einer absolut echten Journalnummer.
    Er wischte die Kassette sorgfältig ab, bevor er sie in einen Umschlag legte, das Licht ausmachte und ging. Tessie wohnte nur einen kurzen Fußweg entfernt.
    »Sie heißen also Skauen und Pettersen. Barly Pettersen und August von Skauen«,

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