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Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder

Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder

Titel: Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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da?«
    »Ja. Und ob es einen Zusammenhang zwischen af Klintén und den anderen geben kann.«
    Rune Jansson nickte müde, als Kapitän Seebär hinausging. Er blieb an seinem Schreibtisch sitzen, als wäre er unfähig, sich zu erheben und zu gehen. Wenn aus dem Abend zu Hause noch etwas werden sollte, war eigentlich jede Minute kostbar. Die Tochter war sicher schon zu Bett gebracht worden.
    Aber hier gab es etwas, was er nicht sah, vermutlich etwas Selbstverständliches. Und es nagte an ihm, daß er nicht darauf kam.
    Ein Bote, vermutlich ein Taxi, hatte den Umschlag irgendwann spät in der Nacht abgegeben. Der äußere Umschlag war ein gewöhnlicher weißer DIN-A 4-Umschlag, auf dem nur sein eigener Name stand und der der Zeitung.
    Darin lag ein gefalteter brauner Umschlag von RP S/Säk mit einem Gummiband darum, und in dem inneren Umschlag lag eine Kassette.
    Schon als Per L. Wennström sich die Kassette zum ersten Mal anhörte, schon bei den ersten Repliken, ging ihm auf, daß er Dynamit in den Händen hielt. Etwas, was zum größten Knaller, zum größten Skandal, zur größten Enthüllung aller Zeiten werden konnte. Und im Hinblick darauf, wer in die Sache verwickelt war, war es überdies eine Weltstory. Sogar die New York Times und CNN würden sie bringen.
    Wenn es ihm nur gelang, den Sack zuzumachen. Der Kassette nach zu urteilen war der Ball jedoch schon zumindest halbwegs im Ziel:
    HAMILTON: Hallo, hier ist Hamilton. NÄSLUND: Hallo, rufst du noch so spät an?
    HAMILTON: Ja, jetzt heißt es ein wenig im Büro aufräumen, bevor wir gefeuert werden, denn ich nehme an, daß ist es, was du gerade tust.
    NÄSLUND: Das war nicht lieb gesagt. Lustig finde ich es übrigens auch nicht.
    HAMILTON: Dahinter steckt wahrscheinlich diese A 1-Akte.
    Das ist der Grund, weshalb sie dir ans Leder wollen. Aber vielleicht sollten wir nicht am Telefon darüber sprechen?
    NÄSLUND: Nein, das sollten wir wirklich nicht. Wir sind ja wie immer in den Händen der Politiker, das ist es ja immer wieder. Und bei einer solchen Geschichte bleibt einem ja kaum eine Wahl. Da heißt es nur noch, nach Enköping zu ziehen.
    HAMILTON: Enköping? Ich dachte, die wollten dich nach Uppsala versetzen.
    NÄSLUND: Ja, so war es sicher mal gedacht. Aber nach unserer kleinen Auseinandersetzung…
    HAMILTON: Du meinst, weil wir euch wegen dieser Geschichte mit der Justizministerin verbrannt haben? Weil wir verhindert haben, daß ihr euch auf sie stürzt?
    NÄSLUND: Ja, genau. Solche Maßnahmen können ganz schön ans Eingemachte gehen, wenn die Regierung sich aufregt. Das wird jetzt zumindest klar.
    HAMILTON: Ja. Schade, daß wir nicht wußten, worum es geht. Das ist mir erst aufgegangen, als ich bei dir die Umlaufliste sah, die mit ihrer Angelegenheit und der A 1-Akte.
    NÄSLUND: Ja, aber jetzt ist es jedenfalls zu spät. Wie wird es mit dem Prozeß?
    HAMILTON: Das ist ja die Frage. Aber hoffentlich kommt nichts über diese Sache raus, das wäre wirklich zu beschissen. Die Regierung benutzt uns dazu, euch zu torpedieren, und dann ging es nur darum, so eine verdammte A 1-Geschichte unter den Tisch zu fegen. Wirklich schade, daß wir nicht wußten, worum es ging.
    NÄSLUND: Das kann man wohl sagen. Aber die Hauptsache ist ja, daß wir uns am Ende doch einig geworden sind.
    HAMILTON: Ja, kommst du selbst zum Prozeß?
    NÄSLUND: Sehr witzig, ich weiß nicht, ob ich dazu aufgelegt bin. Du kannst diese Sache jetzt nach eigenem Gutdünken regeln.
    HAMILTON: Ja, wir können bei einer geeigneteren Gelegenheit weiter über die Sache sprechen.
    Die Kassette war mit einer Bezeichnung versehen, aus der hervorging, daß sie zu einer Ermittlung in der Abteilung gehörte, deren Chef Näslund war. Das konnte Per L. Wennström schon allein feststellen.
    Es war nicht jeder x-beliebige, der die Geschichte von einer niedergeschlagenen Untersuchung gegen die Justizministerin bestätigte, sondern Hamilton persönlich. Inzwischen kannte jeder Mensch seine Stimme.
    Und die Regierung hatte die Säpo also torpediert, weil man sich dort mit einer gegen die Justizministerin gerichteten Untersuchung befaßte. Das bestätigte Hamilton selbst und bedauerte es jetzt im nachhinein sogar.
    Schon das war eine Story, eine gute Story. Sie bewies, daß alles, was vor dem Verfassungsausschuß gesagt worden war, Lügen gewesen waren.
    Die Story konnte aber noch besser werden, wenn man etwas Selbstdisziplin bewahrte. Feuerdisziplin, wie es beim Militär hieß. Wenn man etwas abwartete, konnte

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