Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder

Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder

Titel: Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
Vom Netzwerk:
mit Expressen- Wespen übersät. Fristedt traute seinen Augen nicht.
    »Etwas unauffälliger hättest du es schon machen können«, knurrte er, als er die Beifahrertür aufriß und sich neben den Fahrer setzte, von dem er wußte, daß er ihn verabscheuen würde.
    »Angenehm, dich kennenzulernen, Per L. Wennström, Expressen «, stellte der Fahrer sich überflüssigerweise und demonstrativ vor, um einen Namen zurückzuerhalten.
    Fristedt seufzte und fummelte in der Manteltasche, um ein kleines Tonbandgerät hervorzuziehen, das unter dem Sicherheitsgurt eingeklemmt war. Schließlich ging es. Er hielt das Tonbandgerät demonstrativ hoch und drückte den Aufnahmeknopf.
    »Kannst du mir unter Hinweis auf die Verordnung über die Pressefreiheit zusagen, mich nie als Quelle preiszugeben?« fragte er und ließ das Band laufen.
    »Ja«, sagte der Reporter nach einigem Zögern und sah dabei unruhig in den Rückspiegel. »Ja, das kann ich.«
    »Nenn deinen Namen, und sag, daß du es versprichst.«
    »Ich heiße Per L. Wennström, bin von der Zeitung Expressen und verspreche und versichere, daß die Information, von der ich jetzt erfahren werde… äh, äh vertraut, nein, ich meine vertraulich ist, was die Quelle angeht. Ich werde meine Quelle also unter gar keinen Umständen preisgeben. Ist das gut so?«
    »Ich heiße Arne Fristedt und werde dir einen Umschlag geben. Den Inhalt, den ich nicht näher kenne, habe ich von Personen erhalten, denen ich vertraue, von Personen beim… ja, von Leuten bei der Firma also. Es ist eine Information, die nach Ansicht einiger Leute bekannt werden sollte; aber aus Gründen, die mir unbekannt sind, möchte man sich eines Mittelsmannes bedienen, um die Information zu übergeben.«
    Fristedt schaltete sein Tonbandgerät aus und preßte es umständlich in die Manteltasche. Dann zog er einen dicken, versiegelten braunen Dienstumschlag hervor, den er ohne ein Wort dem Reporter überreichte. Wennström wäre vor Aufregung um ein Haar bei Rot durchgefahren, als er den Umschlag entgegennahm.
    »Du kannst mich zwei Blocks weiter absetzen«, sagte Fristedt mit gespielter Müdigkeit.
    Der Reporter überlegte krampfhaft, wie er die letzten Augenblicke ausnutzen konnte.
    »Kennst du jemanden, dem Einzelheiten dieses Falls bekannt sein können?« fragte er schließlich mit einer Stimme, die sich fast überschlug.
    »Ich weiß nicht sehr viel über die Sache, aber du kannst es ja bei Appeltoft versuchen, Durchwahl 3314«, sagte er mit dem gleichen müden Tonfall.
    »Appeltoft, ich kenne keinen Appeltoft.«
    »Nein, aber das kann ja daran liegen, daß du nicht alle bei uns in der Firma kennst. Einige von uns wenden sich nämlich nur im äußersten Notfall an die Presse.«
    Fristedt gab zu verstehen, daß er aussteigen wollte. Ganz in der Nähe befand sich ein U-Bahnhof, und er hatte schon festgestellt, daß der Wagen nicht verfolgt wurde.
    »Weißt du, was eine A 1-Akte ist?« versuchte der Reporter mit einem letzten verzweifelten Anlauf, als Fristedt schon dabei war, sich langsam aus dem Wagen zu wuchten.
    Fristedt erstarrte, drehte sich langsam zu dem Reporter um und sah ihn forschend an. Wie es schien, unendlich lange. Erst dann antwortete er.
    »Ich hoffe bei Gott, daß in diesem Umschlag keine A 1-Akte ist«, sagte er, schlug die Wagentür zu und ging schnell zum U- Bahneingang.
    Per L. Wennström parkte, sobald er hinter dem Stoppschild vor dem U-Bahneingang einen Platz fand. Er zitterte vor Erregung, als er den Umschlag aufriß. Es war eine dicke Akte in Fotokopien, aber mit originalen roten Geheimhaltungsstempeln. Außerdem sah er einen grünen Stempel, den er noch nie gesehen hatte, von dem ihm aber jemand erzählt hatte. Der Stempel der höchsten Geheimhaltungsstufe.
    Die Mappe war in der oberen rechten Ecke mit der Bezeichnung A 1 versehen. Auf der ersten Seite stand der Name der betroffenen Person mit maschinegeschriebenen Versalien:
    JUSTIZMINISTERIN LAILA FREIVALDS Er sank beinahe zusammen und mußte fest die Augen schließen, um noch einmal zu lesen, was dort nur zu deutlich stand. Dann sah er sich unruhig um und beschloß, zur Redaktion zurückzufahren, bevor er den Rest las. Das Material mußte so schnell wie möglich in Sicherheit gebracht werden, darüber konnte es keinen Zweifel geben.
    Er mußte sich stark konzentrieren, um ruhig und normal zu fahren. Nur nicht Aufmerksamkeit erregen, dachte er. Nur nicht auffallen, sondern ruhig und sicher zur Redaktion zurück. Er fragte sich, ob die

Weitere Kostenlose Bücher